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Foto: Brillux

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Die besten Fassadengestalter des Jahres 2012 wurden am 11. September auf Gut Havichhorst bei Münster mit dem Deutschen Fassadenpreis 2013 ausgezeichnet. Handwerksbetriebe, Architekten und Eigentümern erhielten dabei insgesamt 20.540 Euro Preisgeld. Zufall ist, dass bei der 22. Ausschreibung des Wettbewerbs von der Jury genau 22 Preisträgerobjekte ermittelt wurden. Kein Zufall ist hingegen, dass es Jahr für Jahr mehr Gewinner gibt. „Die Freude an vollendeter Fassadengestaltung scheint im selben Maß zu steigen wie die Qualität der Ausführung durch die Fachleute, die sie intelligent planen und handwerklich perfekt umsetzen“, kommentiert Prof. Jürgen Braun, Vorsitzender des zehnköpfigen Preisgerichts. Das ließ sich auch am durchweg hohen Niveau der rund 300 eingereichten Arbeiten ablesen. Die Preisträger des Wettbewerbs, setzten sich vom Teilnehmerfeld durch noch mehr Mut zu maßgeschneiderter Farbigkeit – auch vermehrt in dunklen Tönen – mehr Ausgewogenheit im Entwurf, vorbildlich gelungene Anbindung an das architektonische und städtebauliche Konzept sowie besonders feine handwerkliche Leistung ab. Ausgezeichnet wurden in allen sieben Wettbewerbskategorien bis zu vier Objekte. Erstmals erhielten gleich drei Arbeiten den Förderpreis für Kunst und Design am Bau. Die Sonderprämierung für schweizerische und österreichische Einreichungen wurde je einmal vergeben. Über das Preisgeld hinaus erhielten alle Gewinner eine Mappe mit Profi-Fotos des jeweiligen objekts und individuellen Pressetexten, die zur Öffentlichkeitsarbeit und zum Marketing genutzt werden können. Im Folgenden stellen wir die Preisträger des Deutschen Fassadenpreises 2013 vor. Kategorie: Wohn- und Geschäftshäuser Alle Gewinner dieser Kategorie zeigen, wie man gerade bei der Sanierung von in die Jahre gekommenen Mehrfamilienhäusern Charakter, Freundlichkeit und Wertigkeit mit einer grafisch strengen, doch farbig belebten Gestaltung einziehen lassen kann. Jeder Entwurf geht dabei einen anderen Weg, der dem Baukörper, seiner Umgebung und der Nutzung ideal angepasst ist – mit sehenswerten kreativen Details. 1. Preis: Farbe schafft neue Zusammenhänge Mitten in einer geschlossenen Straßenbebauung von Berlin-Kreuzberg steht das sechsgeschossige Mehrfamilienhaus von 1961, das der Eigentümer innen und außen ertüchtigen wollte. Neben neuen Grundrissen und einer energetischen Sanierung, u. a. mit einem Wärmedämm-Verbundsystem, stand eine Aufwertung der Fassade ganz oben auf der Wunschliste. Der Entwurf macht mustergültig vor, wie dies unter Beibehaltung der Fassadenstruktur – und damit der Anbindung an die direkt angebauten Nachbarhäuser – mit intelligenten, kreativen Mitteln gelingen kann. Die Treppenhausfassade setzt sich von der Hauptfassade durch einen feineren Putz ab. Der fast weiße Grundton der Fassadenschlussbeschichtung schafft die strahlende Kulisse für die Rhythmisierung mit den drei Farbklängen Orange sowie Grün und Blau in je zwei Helligkeits- und Sättigungsstufen. Die Platzierung der Farbakzente hält sich streng an die vorgegebenen Bauteile. In jedem Geschoss werden zwei kleine Fenster durch ein mittiges Farbfeld zu einem Band zusammengefasst. Die blaue Farbreihe der Balkone durchbricht ein einzelner orangefarbener Balkon. Einfach außergewöhnlich und enorm wirkungsvoll ist der dritte farbige Eingriff an den kleinen Einzelfenstern links vom Treppenhaus: Jedem wurde ein Farbfeld beigesellt, das die eigentliche Öffnung optisch vergrößert. Weil es schräg gestellt ist, erscheint es visuell als Teil des Fensters. Die Jury lobt, dass durch den gestalterischen Einsatz von Farbflächen hier neue Zusammenhänge entstehen, die mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurden, und verlieh diesem Wohnhaus einen ersten Preis. Die Auszeichnung geht zu gleichen Teilen an DHS Bauconsulting GmbH (Berlin) für die handwerklich gelungene Ausführung und Welter + Welter Architekten (Berlin) für das kluge und schlüssige Gesamtkonzept. [ttt-gallery-image] 2. Preis: Intensive Farbtöne gegen die Uniformität Massiv, schwer, mit wenig Profil und trister Ausstrahlung: Auf den  Fünfgeschosser in Senftenberg (Brandenburg) traf dieses Plattenbau-Urteil bis vor Kurzem zu. Gegen die eintönige Symmetrie präsentiert die neue Farbgestaltung auf der wärmegedämmten Fassade eine überzeugende asymmetrische Gliederung. Auf der Eingangsseite wird der weiße Grundfarbton von breiten anthrazitfarbenen Feldern vertikal unterbrochen. Auch in den oberen beiden Gebäudegeschossen finden sich zwei dieser Streifen in der Waagerechten wieder. Zusammen mit den dazwischengesetzten Farbrechtecken in intensivem Blau, Rot, Grün und Orange erhält das Gebäude so eine neue, gut getaktete Leichtigkeit. Die Gebäuderückseite zeigt nun Balkonreihen, die farblich zusammengefasst und in Anthrazit gerahmt werden. Diese gelungene Verwandlung eines uniformen Gebäudes zu einem Solitär hat die Jury bewogen, diese Arbeit mit dem zweiten Preis in der Kategorie Wohn- und Geschäftshäusern zu prämieren. Das Preisgericht belohnt damit die Leistungen von Gensel Fassadenbau- und Malerbetrieb (Ortrand) sowie Siegfried Schur Baubetrieb (Boxberg). Auch die Eigentümerin, die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft Senftenberg, wird mit dem Preis geehrt. [ttt-gallery-image] 3. Preis: Einheit und Vielfalt durch Farbe Eine Wohnsiedlung aus den 1960er-Jahren mit 16 drei- bis viergeschossigen Wohngebäuden ist in Neuss frisch gestaltet worden. Um die Attraktivität der Siedlung zu erhöhen und eine befriedigende optische Lösung für die kommenden Jahre zu erzielen, setzt der umgesetzte Farbentwurf auf eine minimalistische, klare Farbensprache. Die bestehenden Klinker- und Putzflächen erhielten ebenso eine weiße Beschichtung wie alle weiteren Fassadenbauteile – bis hin zu den Attiken, Dachuntersichten, Sockeln, Balkonen und Regenrinnen. Im Zusammenspiel mit den üppigen Grünanlagen und ihrem alten Baumbestand leuchten die großflächig aufgehellten Gebäude jetzt geradezu. Einzig die Hauseingänge wurden individuell mit strahlenden, satten Tönen aus dem Rot-, Blau- und Gelbspektrum differenziert. Die Farbtöne der Eingänge eines Haustyps sind einer Farbreihe entnommen und aufeinander abgestimmt. Diese Rhythmisierung sorgt für Abwechslung und Orientierung, ohne aufdringlich zu sein. Diese wohldosierte Farbgestaltung erhielt von der Jury den dritten Preis in der Kategorie Wohn- und Geschäftshäuser. Er zeichnet das handwerkliche Gespür von Hüsson Farbe Gestaltung Bautenschutz (Düsseldorf), die Planungsleistung von Ingenhoven & Ingenhoven Architekten (Neuss) und den Neusser Bauverein für seine kluge Umsetzung aus. [ttt-gallery-image] Kategorie: Öffentliche Gebäude Der Faden, der sich durch die Preisträgerobjekte in dieser Kategorie zieht, ist im Wortsinne – rot. Welche Bandbreite dieser nur scheinbar gefährliche Farbton hat, zeigen diese Gewinner überdeutlich. Johann Wolfgang von Goethe schrieb in seiner Farbenlehre über Rot: „Die Wirkung dieser Farbe ist so einzig wie ihre Natur. Sie gibt einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde als auch von Huld und Anmut. Jenes leistet sie in ihrem dunklen verdichteten, dieses in ihrem hellen verdünnten Zustande. Und so kann sich die Würde des Alters und die Liebenswürdigkeit der Jugend in eine Farbe kleiden.“ Vor dem Hintergrund dieser Beschreibung ist es irgendwie passend, dass drei der vier Preisträgerobjekte aus Weimar und seiner näheren Umgebung kommen. 1. Preis: Farbe macht Schule In Gestaltung eine glatte Eins hat sich die Riethschule in Erfurt verdient. Sie steht laut Jury als wunderbares Beispiel dafür, wie man mit Farbgestaltung an einem ehemaligen typischen DDR-Plattenbau, bestehend aus zwei Gebäuderiegeln, mit einfachen Mitteln wirtschaftlich wie auch ästhetisch viel erreichen kann. Bei der Sanierung in 2012 ging es gleichermaßen um die Verbesserung der Energiebilanz und eine einladende, freundliche Gestaltung, die die Grundschüler schon außen erwarten sollte. Budgetbedingt wurde in mehreren Bauabschnitten geplant. Das gestalterische Gesamtbild stand jedoch fest. Insgesamt bewegt sich die Farbigkeit der Schule in einem positiv stimmenden Gelb-, Orange- und Rotbereich. Senkrecht und waagerecht gesetzte Farbfelder und grafisch anspruchsvoll verzahntes Streifendesign zeigen ebenso viel Fingerspitzengefühl wie eine ansprechende typografische Gestaltung auf einer Gebäudestirnseite. In der Kombination mit neutralen Oberflächen in gedecktem Weiß und Grau entwickelt sich ein ausgewogenes und in sich stimmiges Gesamtbild mit einer fröhlichen, leuchtenden Ausstrahlung. Hier wird die Grundidee der Fassadengestaltung deutlich, die Fenster als Band zusammenzufassen und die Fensterpfeiler in leuchtender Farbigkeit auszuführen, um damit die ehemalige Strenge der Fensteraufteilung farbakzentuiert aufzulockern. Die schon in den 90er-Jahren erneuerten braunen Fenster verfließen geschickt und kaum erkennbar in die Gesamtgestaltung. Den Dialog zwischen Architektur und Farbe führt dieses durchdachte Gesamtkonzept äußerst harmonisch. Über den ersten Preis in der Kategorie Öffentliche Gebäude freuen sich daher 2013 die Betriebe Restaurierung Sven Bodewald aus Neuhausen und Neubauer Maler – Fußboden aus Bad Berka sowie das Architekturbüro Erfurt für den ausgewogenen Entwurf. [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] 2. Preis: Feuer und Flamme für Gestaltung Jeder Mineraloge freut sich, wenn er eine Druse findet. Das sind meist graue Gesteinsbrocken, in deren Inneren sich in einem Hohlraum farbige Kristallansammlungen befinden. Daran erinnert die kontrastreiche Gestaltung der neuen Feuerwache von Eschersheim bei Frankfurt. Der schnörkellose Bau signalisiert zunächst Funktionalität, unterstrichen von einem aschfarbenen, neutralen Mittelgrau und einer dunkleren grauen Beschriftung. Doch durch die Glasfronten des vierzügigen Feuerwehrgerätehauses leuchtet Aktivität und Einsatzfreude in neun satten, modern komponierten Rottönen hindurch. Die feurige Gestaltung weist zum einen auf die Nutzung hin und spricht junge Menschen an, die sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren sollen. Für diese plastische, skulpturale Arbeit geht der zweite Preis der Kategorie Öffentliche Gebäude an die Freiwillige Feuerwehr Eschersheim für die handwerkliche Eigenleistung und an Kölling Architekten (Bad Vilbel) für die sensible Planung. [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] 3. Preis: Naturnah und prägnant veredelt Mitten auf einer abgelegenen Waldlichtung in Weimar-Schöndorf geht  ein rostrotes Piratenschiff vor Anker. Dieses Bild hatten die Planer beim Entwurf des neuen Jugendclub-Gebäudes „Café Conti“ zumindest vor Augen. Es ersetzt einen Container und ist inspiriert von einem Freibeuterkahn, den die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Spielplatz selbst gebaut haben. Die bewegte Silhouette des Neubaus mit ihren vielen spitzen Winkeln erhält durch die besondere Fassadengestaltung eine kraftvolle Aussage und passt sich optimal in die Naturlandschaft ein: Auf dem Wärmedämm-Verbundsystem ist ein feiner organischer, rotbraun durchgefärbter Oberputz mit einer Besenstrichstruktur und leichter horizontaler Strukturierung verarbeitet worden. Die Oberfläche changiert im bewegten Licht- und Schattenspiel des umgebenden Laubwalds. Das verleiht dem Haus „eine lebendige und ansprechende Fassade“, urteilt die Jury. Sie prämierte mit dem dritten Preis in der Kategorie Öffentliche Gebäude die Handwerksarbeit von Maler Peter Darnstedt (Wormstedt) sowie die Idee der beiden Architekturbüros dieckmann & satzinger (Weimar) und neu + rein (Erfurt). [ttt-gallery-image]   Anerkennung: Fließende Farbgebung von innen nach außen [ttt-gallery-image] Rund 25 Kilometer westlich von Weimar liegt Udestedt. Die örtliche Schule erhielt jüngst ein Hortgebäude. Das angrenzende Bestandsgebäude ist denkmalgeschützt, sodass für den Neubau Erd- und Grautöne als Leitfarben vorgegeben waren. Doch zur Straßenseite hin ziehen fünf aus der Fassade herausragende Fensterkästen die Blicke auf sich: Sie wurden mit intensiven Farbtönen in Rot, Orange, Gelb, Blau und Grün betont. Der jeweilige Farbton prägt auch das Erscheinungsbild des dahinterliegenden Raums. Die Jury vergibt für diese Arbeit eine Anerkennung. Sie geht an den ausführenden Malerbetrieb, Heinrich Schmid aus Weimar, und Bauplanung-Pfistner aus Erfurt für den Entwurf. Kategorie: Industrie- und Gewerbebauten Gebäude, in denen verkauft, verhandelt und gefertigt wird, müssen nicht zwangsläufig funktionell aussehen. Sie können ihr ästhetisches  Potenzial entfalten und so zu gut sichtbaren Visitenkarten ihrer Unternehmen werden. Genau nach solchen Vorbildern sucht die Jury des Deutschen Fassadenpreises in dieser Wettbewerbssparte – und wurde auch 2013 fündig. Farbe als großflächig prägendes Element, zwei Mal fast monochrom und einmal in Abtönungen fein kombiniert, brachte drei Objekten jeweils eine Anerkennung in der Kategorie Industrie- und Gewerbebauten ein. Anerkennung: Markante Gestaltung mit subtilen Mitteln [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] Der Neubau der Rettungswache in Leverkusen-Steinbüchel zeigt einen starken Auftritt. Zu seiner markanten plastischen Gliederung trägt eine geschosshohe Auskragung über die gesamte Breite des Baukörpers bei. Hier kommt zu der dunklen anthrazitfarbenen Hauptfarbe eine tiefrote Hintergrundfarbe hinzu, die die subtile Gesamtgestaltung unterstützt und dem dortigen Freiraum eine besondere Aufenthaltsqualität gibt. Für diese Leistung spricht die Jury dem  Malerbetrieb Ralf Willi Schneider (Leverkusen) sowie den Planern, Peter Kulka Architektur (Köln) und Ingenieurbüro Dipl.-Ing. D. Rudolph (Wesel) eine Anerkennung aus. Anerkennung: Volumen ansprechend gegliedert [ttt-gallery-image] In Berlin-Neukölln wurde ein neuer Aldi-Markt erbaut. Die Fassadengestaltung kultiviert den Kontrast von zweierlei Wandoberflächen zur Gliederung seiner Baumasse. Ein in Beige und Braun verputztes Wärmedämm-Verbundsystem wechselt mit dunkelbraunen Holzwerkstoff-Platten ab. Die Farbflächen sind so angeordnet, dass sie die stark plastische Durchformung des Baukörpers mit seinen Auf- und Abfahrtsrampen sowie den vertikalen Erschließungselementen Aufzug und Treppenhaus unterstützen. Diese gestalterische Sorgfalt als Willkommensgruß für die Kunden eines Discounters honoriert die Jury mit einer Anerkennung bei den Industrie- und Gewerbebauten. Die Auszeichnung teilen sich der Handwerksbetrieb List Gebäudeinstandsetzung (Velten) und das Architekturbüro Claussen und Partner (Berlin). Anerkennung: Lebhaftes, kommunikatives Konzept [ttt-gallery-image] Zwei mobile Holzkuben auf dem Campusgelände, die für gründungsinteressierte Lübecker Studenten ein flexibles räumliches Forum schaffen – das ist die inhaltliche Idee des „GründerCubes“. Architektonisch lebt der Bau vom Kontrast zwischen dem klaren, geometrischen Körper und der kleinteiligen, temperamentvollen Sichtfläche. Die Fassade wird durch verschieden dimensionierte, signalrot beschichtete Holzleisten proportioniert und belebt. Für dieses außergewöhnlich kommunikative und nachhaltige Konzept vergibt die Jury eine Anerkennung in der Kategorie Industrie- und Gewerbebauten an Mißfeldt Kraß Architekten aus Lübeck. Förderpreis Kunst und Design am Bau Gleich drei künstlerische Fassadengestaltungen wurden in diesem Jahr beim Wettbewerb ausgezeichnet – so viele wie noch nie. Jeder der drei Gewinner repräsentiert eine andere konzeptionelle Richtung.  Die Designs reichen von gegenständlicher Malerei über ein strenges 3D-Trompe-l’oeil bis zu einer comicartigen Bildsprache. Das gibt eine Ahnung von der Bandbreite, die in diesem Bereich der Fassadengestaltung möglich ist und Gebäude zum Sprechen bringt. 1. Preis: Ein Szeneort mit cooler Malerei [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] Mitten im Bochumer Szeneviertel „Bermuda3Eck“ liegt das Parkhaus P8. Wenig glamourös stand die Garage bis vor drei Jahren da. Der rund 50 Jahre alte, graue Betonkoloss war nicht nur optisch marode. Mit rund vier Millionen Euro wurde das Haus modernisiert, um einen Rundbau erweitert und eine ungewöhnliche Mischnutzung vorgesehen: Hier parken heute nicht nur über 600 Autos und Motorräder, im Gebäude ist auch Platz für Gaststätten, Einzelhandelsgeschäfte und sogar eine Skaterbahn auf der Dachebene. Dieses vitalisierende Nutzungskonzept findet seine Fortsetzung in der äußerst modernen, dabei funktionalen Farbgestaltung des Gebäudes. Neben den Parkebenen wurde auch die Fassade mit Farbverläufen aufgewertet. Die gestalterische Krone ist im Freiluft-Skate-Park auf dem Dach zu besichtigen: Ein holzschnittartig ausgeführtes Fischmotiv interpretiert die Coolness des Orts mit malerischen Mitteln. Diese innovative Arbeit wurde von der Jury mit dem ersten Platz beim Förderpreis für außergewöhnliche künstlerische Gestaltung ausgezeichnet. Verdient haben sich die Prämierung mit ihren Leistungen der Malerbetrieb Steden Raumgestaltung und Archwerk Generalplaner, beide aus Bochum. 2. Preis: Eine kraftvolle Illusion [ttt-gallery-image] Ein schlichtes Wohngebäude in Wildau (Brandenburg) wurde saniert und erhielt einen baulich nüchternen viergeschossigen Anbau. Die Fassadengestaltung des Ergänzungsbaus jedoch zieht am Ortseingang der Gemeinde alle Blicke auf sich. Eine dreidimensionale Malerei in Grautönen, wenig Hellblau und Dunkelocker bezieht die realen Fenster in eine irreale Bildwelt der Illusionsmalerei ein. Kuben scheinen sich in den Raum zu schieben, Löcher klaffen in der Wand, und es entsteht der Eindruck, dass die Fassade aus gigantischen, versetzten Blöcken zusammengesetzt ist. Dieser künstlerischen Wurf von Erik Mahnkopf von GRACO Agentur für Kommunikation aus Berlin und der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft als Bauherrin wurde von der Jury mit dem zweiten Preis in dieser  Kategorie prämiert. 3. Preis: Nachhaltig und plakativ [ttt-gallery-image] Auf der IBA – Internationale Bauausstellung – in Hamburg sollen Modellhäuser Antworten darauf geben, wie Menschen im 21. Jahrhundert wohnen und arbeiten. Eines dieser Projekte ist das BIQ, ein kubisches viergeschossiges Wohnhaus, besser bekannt als das Algenhaus. Es ist das erste Haus weltweit, das sich über seine Gebäudefassade aus Fotobiokollektoren selbst mit Energie versorgt. Sie sind in der Südwest- und Südostfassade verortet. Die nach Nordosten und Nordwesten ausgerichteten Fassaden machen mit ihrer Gestaltung auf das, was im Inneren passiert, auf plakative Weise aufmerksam. Das knallige Grün wird allein unterbrochen von Sprechblasen, die Hinweise auf Inhalt und Aufgabe des Musterhauses geben. Der Jury gefiel die kunstvolle und informative Umsetzung, für die die Otto Wulff Bauunternehmung aus Hamburg und das Architekturbüro Splitterwerk aus Graz den dritten Preis in der Kategorie Kunst und Design am Bau erhielten. Kategorie: Historische Gebäude und Stilfassaden Eine gute Portion Archäologe, Kulturguterhalter und dabei Energiesparer und Detailbesessener muss in jedem stecken, der erfolgreich historische Fassaden neu gestaltet. Die vielen Facetten dieser besonderen Aufgabe spiegelt das Gewinnerfeld aus vier Preisträgern in dieser Kategorie wider. 1. Preis: Markante Ansichtssache [ttt-gallery-image] Für ein Gebäude gibt es wohl kaum größere Prominenz als die, zur Postkartenansicht seiner Stadt zu gehören. Der Alten Schule an der Alten Brücke in Heidelberg, unterhalb des berühmten Schlosses gelegen, wird diese Ehre schon seit vielen Jahren zuteil. Jetzt hat das 1706 erbaute Gebäude eine neue Farbfassung erhalten. Fassade sowie Türen, Fenster und Läden wurden farblich so gestaltet, dass die Töne den Charakter des Gebäudes unterstreichen. Das Gaubenholzwerk wurde mit weißem Lack beschichtet, die Dachgesimse grau. Die Holzklappläden erhielten einen grauen Lackanstrich. Die Fassade wurde rot pigmentiert und stellt nun eine visuelle Achse zum benachbarten Brückentor mit seinen markanten rötlichen Sandsteinelementen her. Alle Steinquader der Hausecken erhielten einen Granit-Farbton, genau wie die Fensterlaibungen. Die Tür des Gebäudes veredelt jetzt eine Lasur im Farbton eiche. Das Ergebnis ist eine der Bedeutung im Stadtbild angemessene Farbgestaltung. Die Jury vergab dafür den ersten Preis in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden. Sie ehrt damit die Macher dieser feinen Arbeit: den Malerbetrieb Christian und Stefan Meisel (Dossenheim) und vano hofmann-merbecks Bauträger aus Heidelberg für die Planungsleistung. 2. Preis: Energetisch ästhetisch ertüchtigt [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] Wärmedämm-Verbundsystem und historische Fassade – kann das Ergebnis einer energetischen Fassadensanierung in optischer und gestalterischer Hinsicht überzeugen? Im Fall des 1900 erbauten Gebäudes in der Matternstraße in Berlin so sehr, dass diese gelungene Arbeit mit dem zweiten Preis in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden ausgezeichnet wurde. Der Bauherr legte Wert darauf, dass die Fassade ihr ursprüngliches Aussehen wieder erhalten sollte. Ein Archivbild und die Ansicht eines ähnlichen Gebäudes in dem Straßenzug dienten als Grundlage für die Sanierung mit zwölf Zentimeter dicker Wärmedämmung. Ergänzend wurden verfälschende geschlossene Balkonbrüstungen entfernt und Metallgeländer im passenden Stil der damaligen Zeit ersetzt. Eine Vielzahl von neuen Fassaden-, Konsolen- und Schlusssteinprofilen ergänzen das originalnahe Bild. Im Erdgeschoss wurde zusätzlich eine Bossenstruktur nachgeahmt. Den Feinschliff erhielt die Fassade mit der Farbgebung in griffigen Apricot- und Weißtönen, bei der Wert auf Kontrast bei gleichzeitiger Harmonie gelegt wurde. Mit diesen Maßnahmen konnte eine Stilfassade mit edler Wirkung geschaffen werden, die den Charme und Glanz der Fassade in ihrer Entstehungszeit eindrucksvoll widerspiegelt. GÜLZOW Re-Us Malereibetrieb aus Berlin steht hinter dieser aufwendigen,  energieeffizienten Rekonstruktion und wurde dafür ausgezeichnet. 3. Preis: Feines Fach(hand)werk [ttt-gallery-image] Einem rund 500 Jahre alten Haus in Hirschberg an der Bergstraße (Baden-Württemberg) haben ihre privaten Besitzer seine Strahlkraft wiedergegeben. Hinter der verputzten Fassade verbarg sich ein reiches Fachwerk, das nun erst durch seine liebevolle, fachmännische Farbfassung Kleinod-Qualitäten entfaltet. Das Gebälk hebt sich vom weißen Gefach in Ochsenblutrot ab, begleitet und gesteigert von feinen Beistrichen in Gelbocker und Taubenblau. Dass bei der üppigen Fachwerkkonstruktion und deren Betonung darauf verzichtet wurde, die Klappläden in einer weiteren Farbe zu streichen, und sie in der Balkenfarbe zurück genommen wurden, spricht ebenso für die Sensibilität der Verantwortlichen wie die feine Ausdeutung kleiner Details. Die Jury verlieh diesem Objekt und dem ausführenden Handwerksbetrieb Verputz-, Stuck- & Ausbau Happes aus Schönau in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden den dritten Preis. Anerkennung: Farbe schafft Ensemblewirkung [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] Eine durchdachte Gestaltung verbindet hier zwei Gebäude in Rosenheim zu einer Einheit: Das repräsentative, zweigeschossige Vorderhaus erhielt durch sorgfältig abgestufte und aufeinander abgestimmte Grautöne seinen spätklassizistischen Charakter zurück. Sockel, Gesimse und Traufzonen wurden dabei ebenso behutsam herausgearbeitet wie die Pilaster an den Gebäudeecken. Die hölzernen Klappläden im Obergeschoss setzen sich farblich deutlich von den Grautönen der Fassade ab. Ähnlich konsequent wurde das weniger ansehnliche Hinterhaus von 1972 über das Medium Farbe ensembleartig mit dem Altbau verbunden. Nach Auffassung der Jury verdient das hierzu entwickelte Farbkonzept eine Anerkennung in der Kategorie Historische Gebäude und Stilfassaden: Sie geht zu gleichen Teilen an Georg Schmaus Malerbetrieb, hinz.architektur und die Eigentümerin Ulrike Hinz, alle aus Rosenheim. Sonderkategorie: Energieeffiziente Fassadendämmung Wärmedämmung steigert die Energieeffizienz von Gebäuden und – in Verbindung mit einer klugen Farbgestaltung – ihre visuelle Aussagekraft. Die drei Preisträger in dieser Kategorie machen beides  exemplarisch für Neubau und Sanierung vor. 1. Preis: Neugestaltung mit Charakter [ttt-gallery-image] In Saarbrücken ist die energieeffiziente Sanierung eines Zweifamilien-Wohnhauses mustergültig umgesetzt worden. Das Gesicht des Hauses aus den 1950er-Jahren wurde u. a. mithilfe des eingesetzten, sechs Zentimeter starken Wärmedämm-Verbundsystems von unklaren Fassadenvor- und -rücksprüngen bereinigt und optisch beruhigt. Die Straßenfassade erhielt mit kleinen Eingriffen zwei deutlich ablesbare horizontale Fensterbänder; auch die vertikalen Verglasungen wurden dergestalt zusammengefasst. Dieser modernen Architektursprache dient die Farbgestaltung. Ein sehr helles Grau dominiert die Fassadenfläche. Das kräftige Anthrazit der Fensterrahmen und die rot beschichteten Pfeiler zwischen den Fenstern setzen elegante Akzente. Die Jury lobt, wie respektvoll der Entwurf mit dem Charakter der Bausubstanz umgeht und doch die Fassade optisch harmonisch neu gliedert. Für diese gut durchdachte Neugestaltung vergab die Jury den ersten Preis in der Kategorie Energieeffiziente Fassadendämmung an die Malerfirma Daniel aus Quierschied und Schneeweiss Architekten aus Saarbrücken. 2. Preis: Farbe, die differenziert und verbindet [ttt-gallery-image] Die Mehrgenerationen-Wohnanlage „Pöstenhof“ in Lemgo besticht durch ein soziales Konzept, dem die daran angepasste Architektur und Farbigkeit erst den entsprechenden Raum gibt. Die Wohnanlage besteht aus zwei dreigeschossigen Baukörpern, die über Laubengänge erschlossen werden und mit einer Brücke miteinander verbunden sind. Straßenseitig trifft der Blick auf plastisch vor- und zurückspringende Volumen, die mit ihrer rhythmischen Verzahnung bewusst die kleinteilige Bebauung der Nachbarschaft aufgreifen. Eine frische, limegrüne Farbigkeit betont die hofseitigen Fassadenflächen und damit die Erschließungs- und Begegnungsräume. Mit Dämmstärken von 25 bis 32 Zentimetern sorgt das Fassadendämmsystem für einen KfW-Effizienzhaus-40-Standard und bezieht aus dem Wechsel der Dämmstoffstärken eine weitere plastische Gliederung. Diese Leistung wurde mit dem zweiten Preis der Kategorie Energieeffiziente Fassadendämmung belohnt. Sie wurde erbracht von KC Krause & Co. Malerbetrieb (Lauenau), h.s.d.architekten (Lemgo) und der Wohnbau Lemgo. 3. Preis: Sparsam, sauber und klar [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] Ein Gebäudebestand aus den 1960er-Jahren lässt sich energetisch und mit sparsamen optischen Maßnahmen absolut stimmig in die heutige Zeit überführen: Das zeigen diese Mehrfamilienhäuser in Witten deutlich. Die Fassade war ursprünglich rot verputzt, die gliedernden Elemente wie der Sockel, die Balkonbrüstungen sowie der aus der Fassadenebene hervortretende Eingangs- und Treppenhausbereich mit ockerfarbenen Verblendern abgesetzt. Mit der energetischen Sanierung wurde der gesamte Baukörper verputzt und weiß gestrichen. Einzig die gliedernden Elemente wurden zur Individualisierung und Unterscheidung der mehrspännigen Gebäude farbig gestaltet. Zudem wurden die in der damaligen Zeit gebräuchlichen Glasbausteine zur natürlichen Belichtung des Treppenhauses durch Fensterelemente ersetzt. „So gelang eine Auffrischung der Architektur, die weder kaputtsaniert noch anbiedernd modern wirkt“, urteilt die Jury. Dieser dritte Preis in der Kategorie Energieeffiziente Fassadendämmung zeichnet die saubere und klare Arbeit von Malermeister Michael Kiwall aus Dortmund aus. Sonderprämierungen Österreich und Schweiz Seit 2012 vergibt der Deutsche Fassadenpreis in dieser Wettbewerbssparte Auszeichnungen für Arbeiten aus den beiden Alpenländern. Gewinner sind 2013 zwei Fassadenfassungen historischer Gebäude. Sonderprämierung Österreich: Nobel und adäquat [ttt-gallery-image] Ried im Innkreis (Oberösterreich) ist eine 11.000-Einwohner-Stadt, deren Architektur auch heute noch ein beredtes Zeugnis seiner Geschichte seit dem Mittelalter abgibt. Südlich des historischen Stadtkerns liegt ein Villenviertel, das auf den wirtschaftlichen Aufschwung, den die Messestadt seit 1857 erfahren hatte, hinweist. Eines dieser Jugendstilgebäude ist jüngst bemerkenswert frisch gestaltet worden: Vor der Kulisse des warmen Gelbfarbtons der Fassadenflächen heben sich zunächst die weißen Gliederungen von Eingang, Fenstern und deren Einfassungen sowie Dachuntersichten ab. Das reiche Schmuckwerk der Sichtfläche – Figuren, floral geprägte Medaillons und Friese – wurde zusätzlich in einem mittleren Grau differenziert.  Das noble Gesamtbild zeigt damit eine dem Jugendstil adäquate Farbigkeit. Die Sonderprämierung Österreich 2013 geht an diese gelungene Arbeit und seinen Urheber, Malermeister Johann Urwanisch aus Pattigham. Sonderprämierung Schweiz: Stimmig bis ins Detail [ttt-gallery-image] Man muss nicht auf die Speisekarte schauen, um beim Restaurant Freihof in Richterswil Appetit zu bekommen. Dafür sorgt schon von Weitem die attraktive Fassade des historischen Gebäudes von 1833. An der farbgestalterischen Überarbeitung der reich gegliederten Fassade fällt zunächst die feine Farbabstimmung ins Auge. Das Gebäude wurde vom Sockel nach oben heller werdend in zwei Graunuancen und einem Gelbton gestrichen. Das hellere Grau kehrt in den Fenstergewänden und -verdachungen der Obergeschosse wieder. Die weißen Sprossenfenster leuchten vor diesem Hintergrund noch heller, ebenso die Schmuckfelder unter den Lichtöffnungen im Erdgeschoss. Weitere feine Details machen diese Fassade zu etwas Besonderem. Neben den naturgetreu ausgemalten Fruchtkorb-Ornamenten rund um den Restauranteingang wird ein ganz besonderer Clou erst auf den zweiten Blick sichtbar. Ein jahrzehntelang blindes, weil zugemauertes Fenster hat der gestaltende Maler mit Illusionsmalerei täuschend echt wiederhergestellt – nebst Katze, die durch das gemalte Fenster schaut. Zusammengefasst und akzentuiert wird das gesamte Farbspiel durch die fast schwarz lackierten Klappläden, die darüber hinaus den dunklen Ton der Dachdeckung aufnehmen. Die Gestaltung überzeugte nicht nur die Kunden, sondern auch die Jury: Die Sonderprämierung Schweiz zeichnet die Leistungen des Malerbetriebs Grüninger aus Wädenswil und des Büros Ernst Fässler Architekt aus Richterswil aus. Die Vorbereitungen für den Wettbewerb 2014 laufen Schon jetzt können sich Handwerker, Architekten und Bauherren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich fragen, mit welchen Objekten des Jahres 2013 sie sich um den Deutschen Fassadenpreis 2014 bewerben möchten: Dessen 23. Ausschreibung ist schon in Planung. Wer Trends setzt, besonders überzeugende Fassadenkonzepte verwirklicht oder mit viel handwerklicher Präzision Gebäudesichtflächen gestaltet, findet hier die interessierte Öffentlichkeit für seine Arbeiten. Ab Februar 2014 können die Teilnahmeunterlagen per E-Mail unter info@fassadenpreis.de angefordert werden. Informationen zu Jurykriterien und Teilnahmebedingungen gibt es hier. Auf dieser Wettbewerbs-Website sind übrigens alle Preisträgerobjekte seit 2000 dokumentiert. Fotos: Brillux

Foto: manuta/Adobe Stock
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