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30. November 2018
Redaktion
Fachkräftemangel

Dem Fachkräftemangel auf der Spur

Die einen sagen, es mangle an Fachkräften, weil Unternehmen nicht richtig suchten, andere sagen, es käme noch viel schlimmer, vor allem auch angesichts der 200.000 Handwerksbetriebe, die absehbar einen neuen Chef brauchen. Der Verein Qualitätsgedämmt e.V. (München) versuchte in einem Roundtable-Gespräch der Realität auf die Spur zu kommen. Die mit dem Thema unterschiedlich befassten Gesprächsteilnehmer schilderten ihre Erfahrungen und gaben Impulse für Lösungsmöglichkeiten.
Foto: Qualitätsgedämmt e.V.
Stefanie Bergmann, Thomas Mürdter, Prof. Dr. Franz Boos sind sich einig: Beim derzeitigen Fachkräftemangel besteht dringend Handlungsbedarf.

Schlechtes Image und wenig Information

Die Auszubildende Katharina Reseneder, die sich aus freien Stücken für den Malerberuf entschied, sieht das schlechte Image des Handwerks und die mangelnde Information über den Beruf Maler als Problem dafür, dass so wenig junge Menschen für das Handwerk zu begeistern seien. Welches Bild vom späteren Beruf in Schulen, Praktika, auf Jobmessen und ganz wesentlich im Elternhaus vermittelt wird, hat nach Ansicht von Stefanie Bergmann von der Agentur für Arbeit in München eine erhebliche Auswirkung auf den Nachwuchs bei der Berufswahl. Mangelnde Kenntnisse über Karrierewege ließe viele Abiturienten studieren anstatt ins Handwerk zu gehen, meint Prof. Dr. Franz Boos, wissenschaftlicher Leiter von Hochschule dual. Dabei gebe es zahlreiche Möglichkeiten, Studium und Berufsabschluss zu verbinden, um damit in die Selbstständigkeit zu starten oder perspektivisch eine Betriebsnachfolge anzutreten.

Mehr Eigeninitiative

Für Thomas Mürdter, Geschäftsführer des Stuckateur- und Malerbetriebs Leibbrand ist die Aktivität des einzelnen Betriebs entscheidend, um Nachwuchs zu finden und zu binden. Aktiv auf Jugendliche dort zugehen, wo sie sich bewegen – auf digitalen Kanälen wie auch in der Realität an Schulen, Jobbörsen und Jobmessen –, Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen eingehen, und in Betriebspraktika ein realistisches Bild vom Beruf vermitteln. Sabine Maurer, Leiterin des Referats Berufliche Bildung und Fachkräfte im bayerischen Wirtschaftsministerium, gab bei der Gesprächsrunde zu, dass die Politik zu wenig für klassische Branchen wie eben das Handwerk getan hat, als sich der drohende Mangel an Fachkräften abgezeichnet hat. Die sonstigen Erkenntnisse des Roundtables? Betriebe müssen mehr eigeninitiativ tätig sein und neue Wege bei der Kommunikation – Stichwort Social Media – gehen: den Kontakt zu Eltern und Schulen suchen, auf Jobmessen präsent sein und frühzeitig Praktika anbieten. Sind die neuen Auszubildenden dann erst einmal im Betrieb, gilt immer: wertschätzender Umgang, regelmäßiges Feedback, und wohldosierte Leistungsanreize, um Ausbildungsabbrüchen oder Abwanderungsgedanken von Mitarbeitern vorzubeugen.

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Foto: manuta/Adobe Stock
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