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11. Juli 2017
Redaktion
Kunst

Bahnbrechende Kunst

Die 1989 gebaute Station Ostendstraße mit ihren zwei jeweils 247 Meter langen Bahnsteigen erstrahlt in neuem Glanz.
Foto: Andreas von Chrzanowski
Die S-Bahn-Station Ostendstraße in Frankfurt wurde farbig.

Die 1989 gebaute Station Ostendstraße mit ihren zwei jeweils 247 Meter langen Bahnsteigen erstrahlt in neuem Glanz. Das neue Erscheinungsbild beeindruckt: »Laufende Hände« in der Grundfarbe Grün schmücken seit Sommer 2016 die Tunnelwände der Station. Die Hände stehen dabei für Bewegung und Kraft und passen sich in ihrer Gestaltung der Fahrtrichtung an. Das Motiv ist ein Markenzeichen des ausführenden Künstlers und Diplom-Restaurators Andreas von Chrzanowski, der die Symbole bereits in mehreren Metropolen verewigt hat und als Graffiti-Künstler unter dem Namen »Case Maclaim» bekannt ist. Aufgrund mehrerer erfolgreicher Projekte in der Vergangenheit wurde dem Künstler bei der Gestaltung des S-Bahnhofs Ostendstraße freie Hand gewährt. Unter dem Pseudonym »Does« arbeitet von Chrzanowski mit seiner Frau und einem niederländischen Künstler zusammen.

Mit dem Kompressor auf den S-Bahn-Schienen

Bevor die Künstler zur Tat schreiten konnten, mussten umfangreiche Vorarbeiten geleistet werden. Die speziellen Bedingungen im Untergrund stellten die ausführenden Gewerke vor einige Herausforderungen. Die mit Bremsstaub verschmutzten Wände konnten beispielsweise nicht wie üblich mit einem Dampfstrahler gereinigt werden, da das Abwasser nur schwer hätte beseitigt werden können – daher griff man auf Trockeneis zurück. Dafür musste ein 1,5 Tonnen schwerer Kompressor in die Station geschafft werden. Nach der Reinigung grundierten Mitarbeiter der Frankfurter Firma Eisele Baudekoration die Flächen mit einem Primer, um die beiden Tunnelröhren schließlich mit der Universalfarbe Amphibolin deckend zu beschichten. Anschließend brachten die Street-Art-Künstler hinter »Does« mit dem kratz- und stoßfesten Polyurethan-Acryllack Capacryl PU-Satin erste Muster auf. Normalerweise arbeitet Andreas von Chrzanowski direkt mit der Spraydose und sprüht seine Kunstwerke auf die Wand. Das hätte bei der großen Fläche der Tunnelwände allerdings zu zu lange gedauert, sodass er die Motive an die Wand projizierte. Ein Assistent zeichnete sie nach und trug eine erste Farbschicht auf. Den Feinschliff nahm Andreas von Chrzanowski mit der Spraydose vor.

Hände in Überdimension

Insgesamt wurde eine Fläche von 6.600 Quadratmeter künstlerisch gestaltet, auf der rund 60 »laufende Hände« zu sehen sind. Dabei wurden mehr als 1000 Liter Farbe und zwei Paletten Sprühfarbe für die Graffiti-Muster verwendet. An das Projekt stellte die DB höchste Produktqualität gefordert: »Das hieß für die Wandflächen in der S-Bahn-Station Ostendstraße ganz spezielle Beschichtungen vorzusehen«, so Caparol-Fachmann Philipp Burger. »Sie mussten emissionsminimiert, lösemittelfrei und damit für Gesundheit und Umwelt unbedenklich sein. Im Sinne der Nachhaltigkeit waren zudem ein hohes Maß an Verschmutzungsresistenz und Widerstandsfähigkeit gefordert«, ergänzt der Leiter des DAW-Objektmanagements Maic Auschrat. Das Projekt war für alle beteiligten Gewerke außergewöhnlich. Gerade die Mitarbeiter der Firma Eisele Baudekoration waren gefordert, die umfangreichen Malerarbeiten fristgerecht innerhalb kürzester Zeit durchzuführen. Um eine schnelle Umsetzung zu gewährleisten wurde der S-Bahn-Tunnel knapp sechs Wochen gesperrt. So konnten die Handwerker ganztägig und zum Teil sogar nachts tätig werden. Heute können täglich fast 30.000 Fahrgäste der Ostendstraße das Gesamtkunstwerk beim Warten auf ihren Zug erleben. DB-Projektleiterin Friederike Hrycak freut sich über die vielen positiven Stimmen zum frischen Erscheinungsbild.

Bautafel

  • Objekt: S-Bahnstation Ostendstraße, Uhlandstraße 57, 60314 Frankfurt/Main
  • Bauherr: DB Station und Service, Weilburger Str. 22, 60326 Frankfurt/Main
  • Architekt: Friederike Hrycak, Deutsche Bahn
  • Handwerker: Eisele Baudekoration GmbH, Eichenstraße 66, 65933 Frankfurt/Main, Bauleitung Oliver Ott
  • Künstlerische Gestaltung: »Case Maclaim«, Andreas von Chzarnowski
  • Caparol-Außendienst: Philipp Burger
  • Ausführung: Sommer 2016
  • Produkte: Disbon 481, Amphibolin, Capacryl PU-Satin

Fotos: Andreas von Chrzanowski

Foto: manuta/Adobe Stock
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