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Foto: Raxpixel/Fotolia

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Think Big
Die Milch ist sauer geworden und es fehlen Butter und der Lieblingskäse der jüngsten Tochter. Der Kühlschrank reagiert prompt und bestellt beim Lieferservice nach. Abgebucht wird von der Kreditkarte, deren Daten beim Supermarkt hinterlegt sind. Schöne neue Welt oder bereits Realität? Das Szenario ist im Moment noch Zukunftsmusik, kann aber schon bald Wirklichkeit werden. Intelligente Maschinen sind auf dem Vormarsch. Damit sie überhaupt funktionieren können, brauchen sie jede Menge Informationen. Die Erzeugung und Erfassung von Daten und deren Übermittlung ist heute einfach und allgegenwärtig. Im Netz liegen beispielsweise ungezählte Informationen über seine Nutzer und Vorlieben. Es wird gespeichert, welche Produkte wir bei Amazon bestellt haben, was wir mit Hilfe von Google im Internet gesucht oder welche Fotos wir von der letzten Urlaubsreise auf Facebook gepostet haben. Mobilfunkanbieter wissen zudem, wo wir uns gerade aufhalten, mit wem wir kommunizieren und wer sich in unserer Nähe befindet. Aber auch im realen Leben ist alles digital: vom Einkauf im Supermarkt über die Buchung einer Reise bis hin zur Bestellung im Restaurant oder der Verwaltung von Krankenkassendaten. Alle Schritte werden von Rechnern aufgezeichnet, organisiert und verwaltet. Die riesigen Datenmengen werden als Big Data bezeichnet. Der Begriff beschreibt aber auch die Verarbeitung, Auswertung und Analyse dieser Daten. Möglich geworden ist dies durch die rasante Entwicklung von Speichermedien. Wer erinnert sich heute noch an Disketten? Die Möglichkeiten, Daten zu speichern, zu analysieren und daraus Profit zu ziehen, potenzieren sich stetig. Big Data wird häufig in einem Atemzug mit Cloud Computing (Rechnen in der Wolke) genannt. Das heißt, die Daten werden in einem entfernten Rechenzentrum gespeichert, wo auch Programme bereitstehen, auf die der Nutzer jederzeit Zugriff hat. Damit ist es möglich, unbegrenzte Datenmengen zu speichern und zu verwalten.
Verantwortlicher Umgang darf nicht auf der Strecke bleiben
Kritiker von Big Data warnen vor Datenmissbrauch und dem blinden Vertrauen in die Ergebnisse der Datenanalyse. Die Analysemethoden der immensen Datenmengen beruhen lediglich auf Algorithmen und sind einseitig technisch ausgerichtet. Menschliches Denken ist Maschinen noch immer fremd. Was passiert, wenn Daten in falsche Hände geraten, hat die NSA-Affäre, bei der unter anderem das Kanzleramt jahrelang abgehört wurde, eindrücklich gezeigt. Im Rahmen des Überwachungsprogramms hat der amerikanische Geheimdienst E-Mails, Chats, Fotos, Suchmaschinenanfragen, den Datenverkehr aus sozialen Netzwerken und vieles mehr durchsucht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung schreibt dazu auf seiner Homepage: „Der Nutzen von Big Data geht über die Informations- und Kommunikationstechnologie-Wirtschaft weit hinaus, bedarf aber auch des besonders verantwortungsvollen Umgangs mit den Daten.“
Das Ziel: passgenauere Angebote, höhere Umsätze
Im Online-Marketing ist Big Data längst zuhause und etabliert. So arbeiten vor allem weltweit bekannte Marken wie Apple, Google oder Amazon mit riesigen Datenbeständen, die sie für Marketingzwecke nutzen. Mit hochpräzisen Nutzerprofilen können sie gezielt die Interessen der Nutzer bedienen und für diese deutliche Mehrwerte schaffen. Bereits heute erhalten Internetshopper Vorschläge, welches Hemd oder welche Bluse zu der kürzlich gekauften Hose gut passen würde. Der gläserne Konsument, der seine persönlichen Interessen und seine Privatheit zum Zweck der Kommerzialisierung offenlegt, ist die andere Seite der Medaille. In der Risiko-Nutzen-Abwägung geht es daher immer darum, die richtigen Informationen in die richtigen, sicheren Systeme einzuspeisen, damit die Vernetzungsvorteile überwiegen. Von Big Data versprechen sich vor allem große Unternehmen entscheidende Vorteile gegenüber Wettbewerbern. Es lassen sich Kosten sparen, wenn ganze Betriebsabläufe anhand von automatisiert ausgelesenen Daten gesteuert werden können. Unter dem Begriff „Industrie 4.0“ werden alle derzeit möglichen Fertigungsschritte der durch intelligente Maschinen gesteuerten Prozesse zusammengefasst. Doch auch in der Baubranche und damit im Handwerk können neue Ansätze gefunden werden, die nur mit Hilfe von Big Data möglich sind. Wenn zum Beispiel Handwerksunternehmen ihre Daten miteinander vernetzen, könnten Betriebe von ihren Partnerunternehmen erfahren, wo Bauprojekte oder Sanierungsmaßnahmen anstehen und die Kunden bzw. Auftraggeber direkt ansprechen. Big Data wird dann zum Türöffner für Win-win-Konstellationen. 

Foto: manuta/Adobe Stock
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