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6. Februar 2023
Redaktion
Berufswahl

Berufliche Bildung muss Teil der Berufsorientierung sein

Am 18. Januar wurde im Bundestag über den Nationalen Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2022“ debattiert. Dabei wurde klar: Die Bildungslandschaft in Deutschland steht vor sehr großen Herausforderungen. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) hat zum Bildungsbericht eine Erklärung abgegeben.
ZDH-Präsident
Foto: ZDH/Sascha Schneider
ZDH-Präsident Jörg Dittrich.

„Berufliche Bildung muss bei der Berufsorientierung immer und an allen allgemeinbildenden Schulen und besonders auch an Gymnasien fester Bestandteil sein, um so Jugendliche beim Übergang von der allgemeinbildenden Schule in eine Ausbildung zu unterstützen und ihnen die nötigen Informationen bei der Berufswahl an die Hand zu geben“, fordert Dittrich. Der Nationale Bildungsbericht 2022 bestätige dies.

Viele junge Menschen seien sich bei der Berufswahl nicht klar, dass der berufliche und der akademische Ausbildungsweg gleichermaßen die Chance zu erfüllenden und anspruchsvollen Berufen eröffne. Eine Ausbildung ist der Grundstein für zahlreiche Karriere- und Entwicklungsperspektiven im Handwerk. Wie digital, jobsicher und vor allem sinnstiftend das Handwerk ist, erfahren Jugendliche in den Schulen und besonders in Gymnasien bislang nur unzureichend, so der Präsident des ZDH. Eine bundesweit flächendeckende Berufsorientierung zu den Möglichkeiten der beruflichen Aus- und Fortbildung sei ein wichtiger Schritt, um in Zukunft ausreichend Fachkräfte zu haben.

Die Handwerksbetriebe haben laut dem ZDH weiterhin einen großen Ausbildungswillen. Dies zeigen die Ergebnisse der ZDH-Umfrage zur Ausbildungssituation in den Betrieben: Jeder dritte Betrieb hat angegeben, ausbilden zu wollen. Doch es fehlten die Bewerber*innen für die offenen Lehrstellen. „Die Berufschancen sind im Handwerk derzeit so gut wie kaum jemals zuvor. Für alle Modernisierungsaufgaben der Zukunft werden qualifizierte Fach- und Führungskräfte im Handwerk gebraucht“, Dittrich weiter. In den kommenden fünf Jahren stehen allein im Handwerk rund 125.000 Betriebsübergaben an. „Das sind 125.000 Chancen, schon ganz jung seine eigene Chefin oder eigener Chef werden zu können.“

Berufsbild im Wandel
Das Berufsbild des Maler und Lackierers hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert. Die Aufgaben sind vielfältiger geworden, hinzu kommen umfassende Kompetenzen und Tätigkeiten als Techniker, Berater, Baustellenmanager, Kooperationspartner, Netzwerker und Generalunternehmer. Fragt sich, wie diese Vielfältigkeit zu fassen und zu kommunizieren ist.  Der Weg zum Malerhandwerk nach heutigem Verständnis war lang und oft durch Hindernisse erschwert. Es hat bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gedauert, bis aus den zahlreichen Berufszweigen und -gruppen ein einheitliches Handwerk entstanden ist, das für den Schutz, die Erhaltung und Verschönerung unserer gebauten Umwelt durch Farbe und Beschichtungsstoffe zuständig ist. In seiner langen Geschichte musste sich das Malerhandwerk ständig der Marktentwicklung und dem Zeitgeschmack anpassen, Arbeitsgebiete fielen weg, andere Tätigkeitsfelder kamen dazu. Dabei legten die handwerklich tätigen Maler IMMer eine große Flexibilität und Kreativität an den Tag. Eine Eigenschaft, die das Malerhandwerk übrigens vielen anderen Gewerken bis heute noch voraushat. Eine Trennung zwischen Handwerk und Kunst gab es vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit nicht. Aufgabe des Malerhandwerks war es IMMer, Bauwerke und Gebrauchsgegenstände durch Farbe und Lack zu schützen sowie mit schmückenden Techniken und bildnerischen Mitteln zu versehen. Das Beispiel Lucas Cranachs zeigt: Handwerk und Kunst lagen oft nahe beieinander. Als Hofmaler des Kurfürsten von Sachsen war er für die gesamte Ausstattung des neuen Residenzschlosses verantwortlich. Er führte nicht nur die Wandmalereien aus, sondern kümmerte sich gleichzeitig um die Anstricharbeiten an Fenstern, Türen und Portalen. Das Problem mit dem schlechten Image Das Malerhandwerk wird nicht mehr in dieser Tradition gesehen und sieht sich häufig selbst nicht mehr darin. Viele Maler scheinen sich nicht oder nur wenig mit ihrem Beruf und ihrer Arbeit zu identifizieren. Tatsache ist, dass das Image des Malerhandwerks in den letzten Jahrzehnten extrem gelitten hat. Die IMMer noch vorhandenen kreativen und positiven Aspekte des Handwerks werden von dem Eindruck überlagert, dass ein Maler ein kaum angesehenes, schmutziges und wenig anspruchsvolles Handwerk ausübt. Entscheidend ist, wie und womit sich das Malerhandwerk in der Öffentlichkeit präsentiert und wie es von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Daraus speist sich das Ansehen und damit das Image, das eine Person, ein Beruf oder eben eine ganze Branche hat. Ein viel versprechender Ansatz könnte eine neue und zeitgemäßere Bezeichnung für den Malerberuf sein. Felix Winkler, Schulleiter der Schule für Farbe und Gestaltung in Stuttgart-Feuerbach, setzt sich dafür vehement ein. Er macht sich angesichts rückläufiger Auszubildendenzahlen Sorgen um den Fachkräftenachwuchs. Er ist überzeugt, dass neben dem mauen Image bereits die Berufsbezeichnung »Maler und Lackierer« ein Hemmnis darstellt. Neue Berufsbezeichnung als Chance Könnte eine neue Berufsbezeichnung aber tatsächlich etwas nachhaltig verändern oder ist das bloß ein Etikettenschwindel? Die Tätigkeiten des Berufs an dessen Bezeichnung anzupassen, so wie es bei vielen anderen Berufen der Fall ist, wurde im Malerhandwerk allerdings versäumt.  Zwar hat sich an der Grundaufgabe, für den Schutz, die Erhaltung und Verschönerung unserer gebauten Umwelt durch Farbe und Beschichtungsstoffe zu sorgen, prinzipiell nichts geändert. Doch es kamen und kommen stets IMMer wieder neue Arbeitsgebiete und Tätigkeiten hinzu. Sie bringen steigende Anforderungen mit sich, die durch die Verarbeitung von anspruchsvolleren Materialien und Systemen sowie durch komplexe Arbeitsverfahren an den Verarbeiter gestellt werden. Der Fortschritt und die grundlegende Veränderung des Malerhandwerks zeigt sich vor allem auch beim Präsentieren und Verkaufen der Malerleistung – nicht zuletzt durch die Vielzahl an digitalen Hilfsmitteln –, um überhaupt mit Kunden ins Gespräch für ein Geschäft zu kommen. Winklers persönliche Favoriten sind »Technische/r Oberflächengestalter/in« und »Gestalter/in für Objekt und Fassade«. In der Print-Ausgabe der Mappe verrät er außerdem, was die Einführung einer neuen Berufsbezeichnung für die Betriebe und die Branche insgesamt bedeuten würde. Den kompletten Artikel finden Sie in Heft 2/2016. Foto: Bernd Ducke/Mappe
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Foto: manuta/Adobe Stock
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