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20. September 2022
Redaktion
Nachhaltigkeit

EPS-Dämmung: IVH veröffentlicht neue Umweltdeklaration

Der Industrieverband Hartschaum (IVH) hat neue Umweltdeklarationen für EPS-Dämmung veröffentlicht. Die EPDs (Environmental Product Declarations) bietet der IVH jeweils in zwei Versionen an: für die neue EN 15804 + A2 und die alte Norm EN 15804 + A1.
EPS-Dämmung:
Foto: New Africa/Adobe Stock
Industrieverband Hartschaum veröffentlichte neue Umweltproduktdeklarationen für EPS-Dämmung.

Dies ist eine ideale Lösung für Herstellende und Anwendende: So können damit in der derzeitigen Übergangsphase von der alten zur neuen Norm alle Nachfragen nach EPDs bedient werden.

Bei den insgesamt sechs EPDs je Norm wird nicht nur in graues und weißes EPS unterschieden, sondern auch nach Rohdichtebereichen und damit zu den entsprechenden Anwendungsgebieten zusammengefasst. Im redaktionellen Text seiner neuen Verbands-EPDs hat der IVH u. a. Angaben zur Kreislaufwirtschaft mit EPD-Dämmung (EPS Cycle) sowie zur geringfügigen grauen Energie von EPS-Dämmstoffen gemacht.

Die vom Institut für Umwelt und Bauen (IBU) verifizierten EPDs des IVH können auch für die neue Norm + A2 in der neuen Ökobaudat eingelesen werden.

Die neue Norm EN 15804+A2

Die neue Norm EN 15804+A2 ist dem Ziel der Europäische Kommission entsprungen, die erweiterte Erfassungskriterien für Umweltqualität von Gebäuden zu berücksichtigen. Die sichtbarste der neuen Änderungen ist daher die verpflichtende Berücksichtigung der Module C (Rückbau, Wiederverwendung, Entsorgung) und D (Gutschriften und Belastungen außerhalb der Systemgrenzen). Diese Angabe waren in der Vorgängernorm EN 15804+A1 noch optional. Darüber hinaus werden überarbeitete Faktoren und teilweise neue Modelle vorgeschrieben.

Letzteres ist der Grund dafür, dass die Ergebnisse einer EPD nach der neuen Norm keinesfalls mit denen nach der alten Norm verglichen werden können. Die dreijährige Übergangszeit zur neuen Norm stellt Bauprodukte-Hersteller vor ein Dilemma: Wenn sie sich für die neue Norm entscheiden, hat ihre EPD in der Anfangszeit nur relativ geringen Nutzen, weil es zu wenige vergleichbare Datensätze gibt. Wenn sie hingegen die EPD nach der alten Norm veröffentlichen, laufen sie Gefahr, dass diese relativ schnell obsolet wird. Daher hat der Industrieverband Hartschaum die beste Lösung gewählt und seine EPDS jeweils nach neuer und alter Norm veröffentlicht.

EPDs sind Informationsgrundlage für die Ökobilanz

Eine EPD stellt glaubwürdige und vergleichbare Informationen über die Umweltleistung von Produkten bereit. Sie beinhaltet Angaben zum Lebenszyklus eines Bauprodukts, Ökobilanzkennwerte sowie Prüfergebnisse für eine Detailbewertung, zum Beispiel VOC-Emissionen im Innenraum. Sie schafft damit für Architekt*innen und Planer*innen eine vergleichbare Transparenz, zum Beispiel als Entscheidungshilfe bei Ausschreibungen. EPDs sind Voraussetzung für die Nachhaltigkeitszertifizierung von Bauwerken, etwa beim neuen Qualitätssiegel für Nachhaltiges Bauen (QNG Siegel).

EPDs werden von Expert*innen erstellt und vom Institut Bauen und Umwelt e.V. verifiziert – sie bleiben aber dennoch in der Verantwortung des Herstellers.

EPDS werden vor allem auf der Plattform Ökobaudat bereitgestellt. Dies ist eine umfassende Ökobilanz-Datenbank des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI). Die Ökobaudat ist zugleich verbindliche Datenbasis sowohl für das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) für Bundesgebäude als auch für das DGNB-Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. In 2021 wurde die Ökobaudat dahingehend erneutet, als dass erstmals auch Daten gemäß der aktualisierten Norm DIN EN 15804+A2 zur Verfügung gestellt wurden, die in der Suche nach DIN EN 15804+A2 gefiltert werden können.

EQ-Top: Die Tapete, die bei Erdbeben schützt
Eine weiße, hauchdünne Wandbekleidung widersteht Naturgewalten und ist leicht und kostengünstig anzubringen: Über eine Tapete, die Gebäude vor dem Einsturz bewahren kann und damit Menschen bei einem Erdbeben die wertvollen Sekunden schenkt, die sie brauchen, um ins Freie zu Flüchten. Ruinen, wo Gebäude einst die Jahrhunderte überstanden, Schutt und Müllhaufen, die kaum mehr als Städte zu erkennen sind - als der Bauingenieur Lothar Stempniewski vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 2009 diese Bilder eines Erdbebens in Italien sah, kam ihm eine Idee, die, wenn sie funktioniert, Leben retten wird: ein stützendendes Kunstfasergeflecht, das Gebäude bei einem Erdbeben vor der völligen Zerstörung bewahrt. "So können wir den Menschen Zeit geben, ins Freie zu flüchten", sagt Lothar Stempniewski. [ttt-gallery-image]   Zusammen mit Experten von Bayer Material-Science und der Firma KAST aus Bayern hat er dafür EQ-Top entwickelt: eine weiße, hauchdünne Wandbekleidung, die aussieht wie etwas, das Oma aus ihrem Nähkästchen zaubert, aber Naturgewalten wiedersteht. Mit Mörtel vermischt und wie eine Tapete auf die Wand geklebt, kann es Gebäude vor dem Einsturz bewahren oder ihn deutlich verzögern. Glasfasergewebe und Kunststoff schützen Gebäude vor Kollaps Der Trick dahinter: Das Material muss sehr fest sein, aber gleichzeitig flexibel und elastisch, damit es die Schwingungen beim Erdbeben mitmacht. Daher besteht das Gewebe aus zwei Komponenten, erklärt Mitentwickler Moritz Urban, wissenschaftlicher Mitarbeiter am KIT: Sehr steife, hochfeste Glasfasern sind in der Tapete mit dem sehr dehnbaren Kunststoff Polypropylen verwoben. [ttt-gallery-image]   Die Forscher haben Mauern mit und ohne Erdbebentapete zum Vibrieren gebracht. Während reine Ziegel-Mörtel-Konstruktionen sofort nachgaben, bröckelte bei der tapezierten Mauer zwar der Putz, und es bildeten sich Risse – aber sie hielt. Dabei wirkt der Schutz wie die Verstrebung eines Fachwerkhauses: Er verteilt die Stoßenergie des Erdbebens auf die ganze Mauer. Damit trägt die gesamte Wandfläche zur Absorption bei, ohne dass schwer beanspruchte Stellen an Türstöcken und Fenstern und der der Belastung versagen – diese geben bei einem Erdbeben nämlich meist zuallererst nach. Selbst wenn Fugen über die ganze Länger der Wand aufbrechen, halten Glasfasergewebe und Klebstoff die Steine in der Mauer zusammen. Dieses Video von Bayer erklärt die Funktionsweise, die Entwicklung und den Klebstoff der Tapete genauer. Vom Maler einfach zu verarbeiten Das Schutzsystem ist langlebig, und, anders als Systeme auf Basis von Carbonfasern leicht zu installieren sowie kostengünstig. Für diese muss zuvor der Putz entfernt werden, wodurch sehr viel Schmutz und Kosten entstehen. EQ-Top kann dagegen einfach von Handwerkern auf den Innenputz der Wand aufgebracht werden. Man könne die Wand anschließend ganz normal streichen oder zusätzlich mit einer "richtigen" Tapete darüber tapezieren. [ttt-gallery-image]   Da das Material grob porös sei, gebe es auch keine Probleme mit Feuchtigkeit in den Wänden und daraus resultierender SchIMMelbildung, verspricht Moritz Urban. Gewöhnlicher Tapetenkleister reicht in jedem Fall nicht, um die Tapete anzubringen. Denn wie schon das Gewebe selbst, muss auch der Klebstoff gleichzeitig fest und doch elastisch sein. Das Unternehmen hat daher einen Spezialklebstoff für diesen Zweck entwickelt. Er basiert auf dem Kunststoff Polyurethan. Das Besondere: Innerhalb des Klebstoffs wechselwirken die chemischen Gruppen in einem Geflecht über viele Wasserstoffbrücken miteinander: Diese Bindungen lösen sich bei Erschütterungen, um sich dann an anderer Stelle gleich wieder neu zu bilden. Der Verbund an sich reißt aber nicht. Das EQ-Top System soll in Kürze auf den Markt kommen. Der weltweite Bedarf ist riesig: Mehr als 1,3 Milliarden Menschen auf der Erde wohnen in erdbebengefährdeten Gebieten. Bilder: Bayer MaterialScience
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Foto: manuta/Adobe Stock
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