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14. November 2022
Redaktion
Fortbildung

Heavy Metal Workcamp: Blattgold, Silber und Chrom

18 ausgewählte Azubis und Gesell*innen trafen sich vom 22. bis 27. August im Hotel Jagdschloss Kranichstein in Darmstadt, um die kunstvolle Arbeit mit ganz besonderen Metallen zu erlernen. Die Sto-Stiftung förderte die Veranstaltung.
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Foto: pivopix/Christoph Große
Pinsel und Blattgold: keine seltene Kombination im Heavy Metal Workcamp.

Morgens praktische Arbeiten in der Werkstatt, nachmittags abwechslungsreiche Exkursionen in der Umgebung: Beim „Heavy Metal Workcamp“ der Sto-Stiftung bot sich den 18 Teilnehmer*innen ein ausgewogenes Programm. Der Lehrgang, organisiert durch Verbands-Geschäftsführerin Ingeborg Totzke und Bildungsberater Ralf Dreßbach, sollte einen Teilbereich des Malerhandwerks beleuchten, der vielen Außenstehenden gar nicht bekannt ist. Gleichzeitig stellte er die kunstvollen Facetten des Berufs sowie deren Mehrwert für Kultur und Gesellschaft in den Mittelpunkt. „Dem Programm ist anzumerken, dass wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Balance aus Theorie, Praxis und Kultur bieten wollten“, erklärt Ingeborg Totzke. „Alle Veranstaltungen sind themenbezogen und haben immer eine direkte Verbindung zum Workcamp.“

Die Arbeit in der Werkstadt des Berufsbildungs- und Technologiezentrum Weiterstadt stand sprichwörtlich unter einem goldenen Stern. „Wir lernten fünf verschiedene Metallbeschichtungstechniken kennen“, berichtet Theresa Licha begeistert von ihrer Teilnahme am Workshop: „Poliment-, Öl- und Hinterglasvergoldung sowie die Arbeit mit Liquid Metal und Kupferoxid.“ Geleitet wurden die praktischen Übungen von Kirchenmalermeister Sven Mohr vom Malerbetrieb Steuernagel und Lampert. Er vermittelte die Grundlagen der Metallbeschichtung und gab seinem Publikum nützliche Tipps und Kniffe an die Hand. „Witzig war, dass auch unser Dozent mal einen Fehler gemacht hat“, ergänzt die Maler- und Lackiererin Chantal Lucanovic mit einem Augenzwinkern. „So hat er uns auch gleich gezeigt, wie wir diesen beheben können.“ Sie und die anderen Camp-Teilnehmer*innen fertigten unter der Anleitung des Profis im Verlauf der Woche eigene Werkstücke an.

Ein Tag bei Steuernagel und Lampert zeigte, wie abwechslungsreich der Beruf des Malers oder der Malerin sein kann. Das Unternehmen wird von Malermeister Jörg Held geleitet und bildet seit 2012 Kirchenmaler*innen aus. Zu diesem Handwerk gehört auch das Vergolden, Stuckieren und die Metallveredelung. Gleichzeitig werden im zugehörigen Texturwerk alte Legierungsrezepte rekonstruiert, die in aufgekauften Büchern gefunden wurden. Auch das ist Teil dieses Berufs.

Theorie, Praxis und Kultur

Den Praxis-Part ergänzte ein breit gefächertes Rahmenprogramm, das sowohl fachliche als auch kulturelle Akzente setzte. Beim Besuch in der Tapeten-Manufaktur Julius Hembus nahm sich Inhaber Malermeister Hans Moosbrugger die Zeit, die Nachwuchshandwerker*innen in die Welt der historischen Tapetengestaltung und der Denkmalpflege einzuführen. Der Betrieb erstellt alle Tapeten und Borten in Handarbeit, was die Stücke zu Unikaten macht.

Bei einer Führung durch die Altstadt von Frankfurt erlebte der Handwerkernachwuchs, dass die Arbeit von Malern wirkliche Kunst sein kann. Stadtführer Björn Wissenbach zeigte ihnen an den Sehenswürdigkeiten und die jeweilige Arbeit, die hinter den historischen Bauwerken steckt. Erster Stopp war das Renaissancehaus „Zur Goldenen Waage“. Auch der Frankfurter Römer und das rekonstruierte Haus „Zum Rebstock“ waren Etappen der Tour.

Das I-Tüpfelchen

Ein ganz besonderes Highlight wartete gegen Ende des Camps: der Ausflug zu der Darmstädter Mathildenhöhe. Sowohl das Gebäude als auch dessen Schätze im Inneren hinterließen einen bleibenden Eindruck. Das Museum des Weltkulturerbes inspirierte die Maler*innen mit seiner Ausstellung zum innovativen Schaffen der Künstlerkolonie Darmstadt zwischen 1904 und 1914 und stellte eindrucksvoll unter Beweis, wie Kunst, Architektur und Handwerk im Alltag harmonisch – teils schlicht, teils farbenfroh – ineinandergreifen.

Das Heavy Metal Praxiscamp war für die Azubis und Gesell*innen eine Erfahrung, die sie nicht so schnell vergessen werden. Nicht nur wegen der erlernten Techniken, sondern auch wegen der Erkenntnis, wie breit der Beruf des Malers oder der Malerin angelegt ist. Er ist – das wurde in diesen Tagen deutlich – durchaus ein künstlerischer Beruf. Bevor das Camp in gemütlicher Atmosphäre ausklang, ließen die Teilnehmer*innen das Erlebte noch einmal Revue passieren: „Mein Highlight in dieser Woche war die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Die Gruppendynamik war super und wir haben uns alle wundervoll verstanden“, zog Malergeselle Johannes Paganetti ein durchweg positives Fazit. „Es war klasse, viel Neues zu lernen und so lustige und entspannte Lehrer dabei zu haben“, bestätigte Teilnehmerin Vanessa Lenz.

Foto: manuta/Adobe Stock
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