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1. Juli 2023
Redaktion
Interview

So geht Nachhaltigkeit bei Kip Tape

Überall in der Bauwirtschaft geht es derzeit um Nachhaltigkeit und Recycling. Auch Klebebandhersteller Kip Tape, einem der führenden Anbieter von Masking- und Schutzbändern und Abdeckpapieren, setzt das Thema ganz oben auf die Agenda. Im Interview erläutert Produktmanager Christian Würz die aktuellen Projekte und Strategien für mehr Nachhaltigkeit.
Kip
Foto: Kip GmbH
Kip arbeitet an Lösungen, um Abfälle durch Recycling in eine effiziente Produktivität zurückzuführen.

Herr Würz, wie nachhaltig sind Ihre Klebebänder?

Christian Würz: So nachhaltig wie aktuell möglich. Wir haben uns dem Thema bereits vor vielen Jahren verschrieben und schauen uns fortlaufend unsere Produktpalette an. Wo können wir zum Beispiel auf Lösemittel im Klebstoff verzichten? Wo können wir mehr Recyclingmaterial einsetzen, etwa bei Schutzfolien oder Papieren. Das gilt insbesondere für alle neuen Produkte, wo wir zum Beispiel weitgehend auf Lösemittel verzichten.

Tun sie dies, weil Ihre Kundinnen und Kunden, Handwerkerinnen und Handwerker, Industriekunden oder private Haushalte, danach fragen?

Würz: Nein. Interessanterweise ist dieses Engagement kaum von der Nachfrageseite her getrieben. Das ist in erster Linie unser eigenes Commitment. Wobei wir natürlich auch Verordnungen und Regularien unterliegen. Etwa der Europäischen Chemikalienverordnung, die unter anderem Grenzwerte für einzelne Inhaltsstoffe setzt oder diese auch ganz verbietet. Doch ein wesentlicher Treiber ist unser eigenes Engagement, das wir auch als Investition in die Zukunft sehen.

Wie sieht dieses Engagement konkret aus?

Würz: Wir haben zunächst untersucht, welche Auswirkungen unser Handeln auf unser Umfeld hat und wie unser Umfeld auf uns einwirkt. Um Struktur in den Datenwust zu bekommen, haben wir uns die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen angeschaut und herausgearbeitet, welche davon unser Geschäft berühren. Herauskristallisiert haben sich drei Aspekte, die wir auf unsere Klebeband-Welt übertragen haben: Securing Sustainable Life Cycles, Adhering to Environmental Preservation und Bonding Colleges and Communities.

Klingt nach gutem Marketing. Doch was steckt dahinter?

Würz: Einiges! Nehmen wir den ersten Punkt, die Kreislaufwirtschaft: Ziemlich gut kannten wir bislang alle Prozesse von der Rohware für unsere Tapes bis zu deren Anwendung durch den Maler. Wo kommen die Materialien her, wo werden sie wie verarbeitet, von wem werden sie wie angewandt? Was allerdings danach passiert, darüber wussten wir bislang sehr wenig. Wie werden unsere Klebebänder nach Gebrauch entsorgt, über den gelben Sack, die Restmülltonne oder bei Großanwendern eventuell über andere Systeme? Daher haben wir uns mit Entsorgern zusammengesetzt und dies genauer betrachtet.

Mit welchem Ergebnis?

Würz: Der Großteil unserer Produkte wird nach Gebrauch thermisch verwertet, wie man im Fachjargon sagt, also zur Energiegewinnung verbrannt. Das ist natürlich nicht im Sinne einer Kreislaufwirtschaft, wie sie insgesamt in der Wirtschaft und auch von uns angestrebt wird.

Wie ginge es besser?

Würz: Gute Frage, das Ganze ist reichlich komplex. Bei Papier etwa hat sich ja ein funktionierender Kreislauf etabliert. Ein Teil unserer Papiere besteht bereits aus hundert Prozent Altpapier. Das Problem: Diese sind häufig mit Farben, Lasuren und Lacken verunreinigt, die im Recyclingprozess wieder ausgewaschen werden müssten. Und das geht unterschiedlich gut. Bei geringen Mengen wässriger Dispersion ist es weniger problematisch, bei lösemittelbasierten Beschichtungen wird es schwieriger. Eine Herausforderung beim Recycling ist das Trennen von Klebstoff und Trägermaterial. Das macht es schwierig, dem Maler zu sagen, er könne unser Produkt grundsätzlich in der Altpapiertonne entsorgen.

Dennoch wollen wir hier zu einer Kreislaufwirtschaft kommen. So haben wir etwa ein Packband mit 30 Prozent Recyclingfasern entwickelt. Das lässt sich wunderbar gemeinsam mit dem Karton recyceln und muss nicht aufwendig getrennt werden. Denn wer trennt beim Entsorgen schon das Klebeband vom Karton?

Beim Kunststoff ist das Ganze vermutlich etwas schwieriger?

Würz: Unsere Folien bestehen hauptsächlich aus Polyethylen, das sich im Prinzip gut recyceln lässt. Natürlich sind auch hier Farb- und Klebstoffreste ein Problem, die im Recyclingprozess aufwendig entfernt werden müssten. Allerdings haben wir bewusst auf das Bedrucken unserer Folien verzichtet. Denn damit beim Kunststoffrecycling wieder hochwertiges Granulat entstehen kann, müssen zunächst die Druckfarben entfernt werden, in einem Deinking-Prozess.

Christian
Foto: Kip GmbH
Christian Würz, Produktmanager bei Kip Tape

Wir wollen zur einer Kreislaufwirtschaft kommen. So haben wir etwa ein Packband mit 30 Prozent Recyclingfasern entwickelt. Das lässt sich wunderbar gemeinsam mit dem Karton recyclen.

Christian Würz
Produktmanager bei Kip Tape

Also kann man dem Maler auch nicht empfehlen, Folien grundsätzlich im Gelben Sack zu entsorgen?

Würz: Wenn, dann möglichst ohne Farbreste. Ideal für ein effektives Recycling wären sicherlich sortenreine Sammelsysteme, wie es sie etwa für Batterien, CDs oder Zigarettenkippen gibt. Das sortenreine Einsammeln nach der Verwendung ist der entscheidende Punkt. Wenn dies gelänge, ließe sich jedes Produkt in den passenden Waste Stream führen. Doch ob sich ein solcher Aufwand rechnen würde, ist fraglich. Was nützt es, wenn wir zum Beispiel Malern eigene Tonnen für Klebebänder zur Verfügung stellen und diese die Materialien aufwendig trennen, aber in der Entsorgung doch wieder alles zusammengeworfen wird, weil schlicht die Volumina zu klein sind?

Also kann der Kreislauf gar nicht funktionieren?

Würz: Das ist lediglich der aktuelle Stand. Derzeit konzentrieren wir uns vor allem darauf, mehr Recyclingmaterial in unsere PE-Folien zu bekommen. Und auch das ist eine Herausforderung. Wenn Sie etwa in eine 10-µ-Folie 50 Prozent Recyclat bringen möchten, diese dann aber auf 20 µ wachsen muss, um noch die gleiche Reißfestigkeit zu haben, ist weder der Umwelt noch dem Anwender geholfen. Denn bei allem, was wir in Richtung Nachhaltigkeit tun, ist vor allem eines wichtig: Die Qualität darf in keinster Weise leiden.

Wie viel Recyclat lässt sich denn ohne Qualitätsverlust in PE-Folie einbringen?

Würz: In der Praxis schaffen wir 25 bis 30, vereinzelt auch 50 Prozent – wohlgemerkt, ohne dass die Folie dicker wird. Je dicker die Folie, desto einfacher ist das Ganze. Bei 7- oder 8-µ-Folien wird es schon schwierig. Und was man dabei nicht vergessen darf: Finanziell bringt dies in der Regel nichts. Denn gutes Recyclat ist – auch wenn man vielleicht anderes vermutet – bislang genauso teuer wie Frischware, manchmal sogar teurer. Dieses Engagement ist also tatsächlich ein Commitment unsererseits.

Wie aufwendig ist die Umstellung auf Recyclingmaterial?

Würz: Es ist ein längerer Prozess: Im ersten Schritt geht es um die Folienproduktion. Gibt es Probleme bei der Zufuhr oder beim Schmelzen des Granulats? Reißt die Folie eventuell leichter? Im nächsten Schritt geht es um die Verbindung mit Klebstoff oder Klebeband. Lässt sich die Folie nach wie vor gut beschichten? Und schließlich muss die finale Produktqualität stimmen. Denn Rückstände im recycelten Kunststoff könnten in die Klebeschicht migrieren und deren Eigenschaften verändern. Diese Schritte haben wir großteils hinter uns und sind nun dabei, die Produktion umzustellen.

Welches Produkt ist aus Ihrer Sicht das aktuell ökologischste in Ihrem Sortiment?

Würz: Eines unser nachhaltigsten Produkte ist das 397-Masking-Tec-Cover: PEFC-zertifiziertes Abdeck-Papier in Kombination mit Feinkrepp. Es eignet sich gut, um Böden bei Malerarbeiten zu schützen, gerade beim Airless-Spritzen. Das dünne, aber gleichzeitig extrem beständige Papier spart gegenüber herkömmlichem Abdeckvlies eine Menge Müll. Je nach Verschmutzung kann es auch wieder verwendet oder in der Papiertonne entsorgt werden.

Stichwort Klebstoff: Der ist aus Nachhaltigkeitssicht vermutlich die schwierigste Komponente.

Würz: Der Klebstoff ist natürlich ein wesentlicher Bestandteil von Klebeband. Hier hat jeder Anbieter seine eigene Rezeptur. Recycelte Rohstoffe lassen sich hier kaum verwenden. Da geht es eher um den Verzicht auf Lösemittel, wie wir dies bei vielen Produkten tun, etwa den Washi-Tec-Bändern, selbstklebenden Schutzfolien, PE-Bändern oder beim Ultra-Sharp-Band. Zudem gewinnen wir die Lösemittel im Produktionsprozess zurück und verwenden sie wieder. Man darf Lösemittel aber auch nicht generell verteufeln. In manchen Bereichen, etwa bei Naturkautschukklebstoffen, funktionieren sie bislang oft noch besser.

Wie steht es um die weiteren erwähnten Nachhaltigkeitsziele, Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und Bindung von Gemeinschaften?

Würz: Seit einigen Jahren nutzen wir großteils FSC- oder PEFC-zertifizierte Papiere. Damit stellen wir unter anderem sicher, dass für unsere Produkte keine Wälder abgeholzt oder indigene Gesellschaften vertrieben werden. Wir wollen möglichst ganzheitlich denken. Was nützt zum Beispiel ein T-Shirt aus Biobaumwolle, wenn es unter unwürdigen Bedingungen von Kindern genäht wird? Unsere Produktionsstätten sind denn auch zertifiziert. Zum ganzheitlichen Ansatz gehört übrigens neben dem Produkt auch die Verpackung.

Inwiefern?

Würz: Auch hier lässt sich einiges tun. So sind etwa Verpackungsmaschinen weltweit auf das wenig umweltfreundliche PVC ausgelegt, das mittels Hitze geschrumpft wird. Das ist kostengünstig und funktioniert gut. Dennoch versuchen wir PVC durch nachhaltigere Materialien zu ersetzen, auch wenn es etwas aufwendiger ist. Und vor allem, Verpackung auf das Nötigste zu reduzieren. Am Ende sind es eben viele kleine Schritte, die uns auf dem Weg zu einem nachhaltigen Produkt voranbringen.

Jürgen Baltes

Das Interview lesen Sie in der Mappe Ausgabe 07/23. In unserem Shop können Sie sich ein Probeheft bestellen. Mit einem Abo bekommen Sie die Mappe monatlich nach Hause gesendet – oder lesen sie bequem als E-Paper.

So geht richtiger Holzschutz
Bauen mit Holz boomt. Wir gehen der Frage nach, wie Maler den Trend für sich nutzen. Wo können sie aktiv werden, was machen Kollegen bereits, welche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?  Malermeister Jürgen Rehfuss Loßburg-Betzweiler im Nordschwarzwald arbeitet gern mit Holz, weil er weiß, dass er mit der Beschichtung dem Holz etwas Gutes tut. »Das Holz saugt das Beschichtungsmaterial auf und ist dadurch geschützt. Das ist ein gutes Gefühl. Mir gefällt die Arbeit mit dem natürlichen Material. Bei der Gestaltung von Schindelfassaden kann ich richtig kreativ sein«, sagt er. Das ist Motivation und Leidenschaft für den Holzschutz, denn Holz braucht Schutz. [ttt-gallery-image] Abhängig von der verbauten Holzart, der Exposition und den Witterungsbedingungen geht der natürliche Abbauprozess des Baustoffs schneller oder langsamer vonstatten. Der größte Wider- sacher des Holzes ist die Feuchtigkeit, aber auch starke Hitze und Sonneneinstrahlung setzen dem Baustoff zu und lassen ihn austrocknen und altern. Pilze, Fäulnisbakterien und holzzerstörende Insekten zersetzen die Inhaltsstoffe, Holzteile werden morsch und mürbe. Die Zersetzer haben in der Natur die Aufgabe, das Holz wieder in den Kreislauf des Lebens zurückzuführen. An Gebäuden sind sie aber unerwünscht. In der Holzschutznorm DIN 68 800 hat daher baulicher Holzschutz absoluten Vorrang vor chemischem Holzschutz. Bewitterung vermeiden Schon bei der Planung muss darauf geachtet werden, dass Holzbauteile davor geschützt sind, feucht zu werden. Konstruktiver Holzschutz heißt vor allem, Erdkontakt bei Holzbauteilen zu vermeiden und für ausreichende Dachüberstände sorgen, sodass eine direkte Bewitterung so weit wie möglich unterbunden wird. Tropfkanten leiten Regen- und Tauwasser möglichst schnell ab. Bei maßhaltigen Holzbauteilen ‒ also zum Beispiel bei Fenstern ‒ müssen alle Kanten abgerundet sein, um durch ausreichende Schichtdicke einen guten Kantenschutz zu erzielen. Denn konstruktive Mängel lassen sich im Nachhinein selbst durch das beste Beschichtungssystem nicht ausgleichen. »Wenn Probleme beim Holzschutz auftreten, dann gehen diese nicht von der beschichtungstechnischen Seite aus, sondern beruhen eher auf planungstechnischen Defiziten«, sagt Annette Rauber, Marketing Manager Sikkens Deutschland, Österreich, Schweiz. »Denn Mängel im konstruktiven Holzschutz lassen sich trotz optimaler Beschichtung auf Dauer nicht kaschieren. Es wäre daher wünschenswert, wenn das Wissen um die Wechselwirkung von konstruktivem Holzschutz und Beschichtungssystemen bereits in der Planungsphase stärker als bisher zum Tragen käme.« [ttt-gallery-image] Der Maler kann sich mit regelmäßigen Wartungungsangeboten bei Kunden ein Geschäftsfeld erschließen. Ludger Dederich, Professor für Holzbau an der Hochschule Rottenburg am Neckar, sagt auf Nachfrage, dass es selbstverständlich sein sollte, allen Bauteilen – also auch bzw. nicht nur Fassaden – zu warten und zu pflegen, und zwar unabhängig von der gewählten Materialität. Auch für Holzfenster im großformatigen Wohnungsbau sieht er ein Potenzial, denn man müsse in Zukunft berücksichtigen, welche Rohstoffe mit welcher Dauerhaftigkeit für Bauteile verwendet würden. »Vor diesem Hintergrund wird der langfristige Aufwand zum Unterhalt von Holzfenstern sicherlich ein geringerer sein als der im gleichen Zeitraum notwendige, unter Umständen mehrfache Ersatz von Kunststofffenstern, an denen kein Maler oder Lackierer den Alterungsprozess und damit den Verfall der Dauerhaftigkeit aufhalten kann. Bei der Holzverwendung im Garten bzw. im Außenbereich ist und bleibt es dabei, dass Holz nicht ewig dauert. Bis dahin allerdings können die Funktionsfähigkeit der Elemente durch regelmäßige Pflege gewährleistet werden.« Wie das geht, lernen angehende Maler in der Ausbildung. [ttt-gallery-image] In der Ausbildungsordnung für die Berufsausbildung zum Maler und Lackierer und im KMK- Rahmenlehrplan umfasst das Lernfeld 5 »Schutz-und Spezialbeschichtungen ausführen« insgesamt 80 Stunden Unterricht. Dabei werden anteilig auch Kenntnisse zum Holzschutz vermittelt. »Der Rahmenlehrplan ist bewusst offengehalten und muss in den Berufsschulen in didaktischen Jahresplanungen mit den beteiligten Bildungspartnern konkretisiert und kontinuierlich aktualisiert werden«, sagt Dr. Roland Wahl, Studiendirektor und Leiter der Abteilung Farbe-Werbung am Berufskolleg Ost der Stadt Essen. »Die Holz-Thematik wird dabei in der Regel mehreren Lernfeldern zugeordnet ‒ mit unter- schiedlichen Aspekten und Umfängen, die auch regional variieren können.« Seit 2007 gibt es in Deutschland zwei Ausbildungsberufe im dualen System, die direkt mit Holzschutz zu tun haben und mit der Gesellenprüfung abschließen: die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft für Holz- und Bautenschutzarbeiten und den dreijährigen Ausbildungsberuf Holz- und Bautenschützer. Erfahrene Fachkräfte haben seit 2012 die Möglichkeit, eine Meisterprüfung im Holz- und Bautenschutz abzulegen. Weitere Möglichkeiten zur Aus-, Fort- und Weiterbildung lesen Sie im vollständigen Text, der in der Mappe 09/2019 veröffentlicht wurde.
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