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3. September 2024
Redaktion
Farbiger Eyecatcher am Hessischen Landesmuseum

Streetart ist Eyecatcher für Gemäldegalerie

Farben verbinden, was zusammengehört – Streetart-Künstlerin Claudia Walde (MadC) verwandelte betongraue Fassaden der Gemäldegalerie des Hessischen Landesmuseum Darmstadt in knallbunte Eyecatcher
Streetart-Künstlerin
Foto: Marco Prosch
Verbindet, was zusammengehört: die StreetArt von MadC

Seit wenigen Monaten poppen zwischen dem grünen Herrngarten und dem angrenzenden Darmstädter Landesmuseum, einem historischen Gebäude in unauffälligem Beigeton, starkbunte Fassaden auf. Sie sind schon von weitem zu erkennen und machen Passanten neugierig. In einer bislang unaufgeregten Umgebung haben die mit strahlendem Blau und knalligem Magenta abgestuften, auf einen Punkt zulaufenden Linien die Wirkung eines optischen Paukenschlags. Sie wecken nicht nur Aufmerksamkeit, sondern stellen auch sicher, dass die beiden aus dem Jahr 1984 stammenden jüngeren Gebäudeteile der Gemäldegalerie des Darmstädter Museums endlich als Einheit wahrgenommen werden.

Weil diese Zusammengehörigkeit vorher kaum erkennbar war, hat sie die international bekannte Streetart-Künstlerin MadC (bürgerlich: Claudia Walde) farblich zum Ausdruck gebracht. Nach wie vor sind sie durch eine Fußgängerbrücke getrennt, doch diese hat MadC einfach in ihre Gestaltung miteinbezogen. Wer jetzt auf dieser Brücke, einem der viel benutzten Zugänge zum Herrngarten, geht oder radelt, findet sich inmitten ihrer farbstarken Komposition wieder.

Streetart-Künstlerin
Foto: Stefan Pohl
Auch aus der Vogelperspektive deutlich zu sehen: das neue Kunstwerk am Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Applikation mit dem Airlessgerät

„Ich will einen Raum schaffen, in dem man sich gerne aufhält und wohlfühlt“ erklärt die in Bautzen geborene Künstlerin. Für die Fassaden hat sie Blau- und Magentaabstufungen gewählt, weil diese Farben Energie ausstrahlen, aber nicht überfordern. „Meine anderen Bilder sind zum Teil noch viel viel farbiger, aber wenn ich ganz viele Extremfarben nehme, wird es zu unruhig,“ sagt sie. Erstmals hat die Streetart-Expertin für die großen Flächen die Caparol Fassadenfarbe Muresko auf SilaCryl Basis verwendet, die sie verdünnt mit dem Airless-Spritzgerät aufgetragen hat. Die Farben wurden von Caparol nach ihren Wünschen abgetönt. Von Graffiti-Sprayfarben kommt sie mehr und mehr ab, weil diese sich nicht für große Flächen eignen und nur von begrenzter Haltbarkeit sind. Dabei hat sie selbst über zehn Jahre Lackfarben für eine auf Graffiti-Produkte spezialisierte Firma entwickelt. Von schwer zu recyclenden Sprühdosen will sie sich aus Umweltschutzgründen verabschieden.

Während der Malarbeiten am Darmstädter Museumsobjekt konnte sie sich von den Vorteilen von Muresko überzeugen. Die Caparol Fassadenfarbe bietet höchste Farbtonvielfalt und zugleich höchste Farbtonstabilität, sie schützt das Mauerwerk vor Regenwasser und Feuchtigkeit und dank der Filmkonservierung auch vor der Besiedlung von Algen und Pilzen. Die Darmstädter werden also noch lange Freude am Werk von MadC haben.

Streetart-Künstlerin
Foto: Marco Prosch
Streetart-Künstlerin
Foto: Marco Prosch
Streetart-Künstlerin
Foto: Marco Prosch
Signatur
Foto: Marco Prosch
Streetart-Künstlerin
Streetart-Künstlerin
Streetart-Künstlerin
Signatur

Von unklarer Raumsituation zu abstraktem Entwurf

Das Hessische Landesmuseum hatte die Künstlerin zu einer Podiumsdiskussion anlässlich der großen Ausstellung „Urknall der Kunst. Moderne trifft Vorzeit“ eingeladen. So kam sie zum ersten Mal in die Weltkulturerbestadt Darmstadt. Mit sechzehn hatte sie im sächsischen Bautzen mit ihren ersten Streetart-Wandbemalungen begonnen. Da sich die Graffiti-Kultur an Amerika orientiert, wurde sie in der Szene bald unter dem englisch auszusprechenden Namen MadC, „verrückte Claudia“, bekannt und behielt ihn als Markenzeichen bei.

In Gesprächen mit Museumsdirektor Dr. Martin Faass und der Kuratorin Dr. Jessica Schmidt nahm der Plan Gestalt an, den betongrauen Erweiterungsbauten von Reinhold Kargel aus den achtziger Jahren ein neues Gesicht zu geben. Faass schlug vor, die Farbigkeit und Vielfalt der Gemäldesammlung mit Hilfe einer neuen Fassadengestaltung optisch von innen nach außen zu bringen.

MadC kurz empfand die Raumsituation als unklar und stellte fest, dass nicht eine Wand allein, sondern der gesamte Raum neben der Brücke eine neue, modernere Ausstrahlung brauchte. Ihr abstrakter Entwurf fand bei der Museumsleitung Anklang, und mit den Firmen Merck und Caparol waren auch bald Sponsoren gefunden.

Wirkung von abstrakter Kunst

„Abstrakte Kunst spricht nicht den Kopf an, es macht viel mehr in einem. Mir ist es wichtig, dass  damit etwas angesprochen wird, was man selber gar nicht von sich kennt“, sagt die Künstlerin.  Dann ging es nach sechs Monaten Planung endlich an die Umsetzung. Nach drei Wochen war die Neugestaltung wie vereinbart abgeschlossen. Während ihrer Malphase im öffentlichen Raum stand MadC immer unter der kritischen Beobachtung der Passanten. Die waren anfangs skeptisch, weil sie sich nichts unter ihrem Konzept vorstellen konnten, fanden das Resultat aber auf- und anregend.

Text: Petra Neumann-Prystaj

Foto: manuta/Adobe Stock
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