Folgen Sie uns
13. April 2023
Redaktion
Studie

Wie gehören Wärmeschutz und Wärmepumpen zusammen?

Antworten auf diese Frage gibt eine neue Studie des Instituts für Energie und Umweltforschung (ifeu, Heidelberg) und des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW, München) im Auftrag des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM). Die Ergebnisse zeigen, dass zur Wärmepumpen-Boomphase unbedingt eine Wärmeschutz-Offensive im Bestand hinzukommen muss.
Das
Foto: VDPM
Das Policy Paper Wärmeschutz und Wärmepumpe des VDPM.

„Wärmeschutz und Wärmepumpen sind gemeinsam viel effizienter als jede einzelne Technologie für sich. Kombiniert tragen sie dazu bei, die elektrische Energie effektiver zu nutzen, durch gedämmte Gebäude den Heizwärmebedarf zu senken und auch das Stromnetz zu entlasten“, erklärt ifeu-Geschäftsführer Dr. Martin Pehnt.

Wärmepumpen arbeiten am effizientesten mit niedrigen Vorlauftemperaturen (<55°C) in gut gedämmten Gebäuden. In ungedämmten Häusern braucht es leistungsstärkere, teurere Geräte mit höherem Stromverbrauch. Professor Dr. Andreas Holm, Institutsleiter FIW: „Die Bundesregierung strebt an, dass ab 2024 jährlich 500.000 neue Wärmepumpen eingebaut werden. Aber erst die Hälfte aller Gebäude ist in Deutschland bisher auf den Einsatz dieser Geräte vorbereitet, also Niedertemperatur-ready. Das sorglose Einbauen von Wärmepumpen in ungeeignete Gebäude zieht nicht nur hohe laufende Kosten nach sich, sondern überlastet auch die Stromerzeugung, die Stromnetze und damit die Umwelt. Deshalb wird der Einbau von Wärmepumpen in ungeeignete Gebäude seit 2023 richtigerweise auch nicht mehr staatlich gefördert.“

Erst
Grafik: VDPM
Erst ca. die Hälfte der Gebäude in Deutschland ist Niedertemperatur-ready und damit vorbereitet für den Einbau einer effizient arbeitenden Wärmepumpe.

Einleuchtend dürfte sein, dass die extrem gestiegenen Energiepreise Besitzer*innen gedämmter Gebäude weniger betreffen. Aus Sicht des VDPM ist darüber hinaus eine differenzierte Betrachtung in der Argumentation des Fachhandwerks gegenüber den Hausbesitzer*innen notwendig. VDPM-Hauptgeschäftsführer Dr. Hans-Joachim Riechers: „Wir haben als Verband den Wärmeschutz nie als Selbstzweck gesehen. Die Wärmedämmung ist immer das Mittel zum Zweck. Mit Hilfe der Wärmedämmung werden Gebäude ‚Niedertemperatur-ready‘ und der Einsatz von Wärmepumpen wird sinnvoll.“ Diese Botschaft muss an die Hausbesitzer*innen klar kommuniziert werden, sonst wächst mit den hohen Stromkosten einer Wärmepumpe im ungedämmten Haus auch der Frust. Und noch ein Aspekt ist wichtig: „Das oft empfohlene Vergrößern von Heizkörpern kann zum Erreichen der Niedertemperatur-Readiness zwar vorübergehend helfen. Aber es senkt nicht den Heizwärmebedarf. Für die langfristigen Gebäudeziele wäre es besser, von vornherein in einen ausreichenden Wärmeschutz statt in überdimensionale Heizkörper zu investieren“, erläutert Peter Mellwig, der die Studie beim ifeu betreut hat.

Gedämmte Gebäude senken Strom-Spitzenlast

Das Expertenteam von ifeu und FIW hat auch die Auswirkungen verstärkten Wärmeschutzes auf das Energiesystem und die Netze untersucht und damit eine erweiterte Dimension des Themas erschlossen: Bis zu sechs Millionen neue Wärmepumpen, 15 Millionen Elektroautos und eine Million Ladepunkte bis 2030 treiben den Strombedarf deutlich nach oben. Zu große Spitzenlasten vor allem in der kalten Jahreszeit können das lokale Stromnetz überlasten. In der Studie heißt es: Gedämmte Gebäude reduzieren die Strom-Spitzenlast im Winter um den Faktor 2 bis 3 und tragen damit nicht nur zur Netzstabilität bei, sondern vermindern auch die benötigten Netzkapazitäten deutlich.

Dr. Riechers ergänzt: „Die Bundesnetzagentur hat mit ihrem Vorschlag zur Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes (§14a) eine klare Ansage gemacht. Als große Stromverbraucher sollen Wärmepumpen zur Verhinderung von Netzausfällen künftig zu Spitzenzeiten abgeregelt werden können, was – wie unsere Studie zeigt – eben dann am besten geht, wenn die Gebäude mindestens Niedertemperatur-ready sind.“ Besitzer*innen gedämmter Häuser brauchen sich bei einem temporären Abschalten oder einem Stromausfall keine Sorgen zu machen, weil es kaum Wärmeverluste gibt und der Temperaturabfall nicht spürbar ist. Ungedämmte Häuser dagegen kühlen sehr viel schneller aus und müssen dann – abgesehen vom massiven Komfortverlust – mit viel Energieaufwand wieder aufgeheizt werden.

Wärmeschutz-Offensive muss kommen

Immer mehr Hausbesitzer*innen wollen einen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen leisten. Auch hier lässt sich argumentativ aufsetzen. Die an der VDPM-Studie beteiligten Wissenschaftler*innen formulieren ganz klar: „Ein guter Wärmeschutz ist unverzichtbar für die Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudesektor. Je entschlossener der Wärmebedarf gesenkt wird, desto wahrscheinlicher und einfacher wird die Dekarbonisierung. Gerade in Kombination mit Wärmepumpen bieten gedämmte Gebäude jene wesentlichen Vorteile, ohne die die gesamte Zielerreichung aufs Spiel gesetzt wird. Deshalb brauchen wir schnell eine Wärmeschutz-Offensive!“ Klar ist auch: Selbst, wenn mangels Alternativen ein Gebäude weiter mit Gas oder Öl beheizt werden muss, ist die Wärmedämmung der Schlüssel, die CO2-Emissionen entscheidend zu senken.

Die VDPM-Studie „Wärmeschutz und Wärmepumpe – warum beides zusammengehört“ steht im Original auf den Websites www.vdpm.info, www.ifeu.de und www.fiw-muenchen.de zum Gratis-Download bereit. Kurzgefasst lässt die Studie sich in einem exklusiven Policy Paper nachlesen.

Foto: manuta/Adobe Stock
Kleine
Zurück
Speichern
Nach oben