Die Farbgestaltung für Seniorenheime entwickelt sich zu einem enormen Markt, der für den Maler viele Chancen bereithält. Schon im Jahr 2030 wird in Deutschland jeder Vierte über 65 Jahre zählen. Maler können sich mit ihrer farbpsychologischen Kompetenz und ihrer praktischen Erfahrung ideal als Partner von Bauherren oder Betreibern von Seniorenheimen etablieren – solange sie die Sensibilität und Kreativität besitzen, sich in die Sehbedürfnisse älterer Menschen und ihrer Angehörigen hineinzuversetzen. Denn alte Augen sehen anders. Mit den Jahren verändert sich die Wahrnehmung von Licht, Muster und Glanz. Licht: Die Größe der Pupille entscheidet, wie gut sich das Auge auf veränderte Lichtverhältnisse einstellt. Bei jüngeren Menschen kann sich die Pupille von 1,5 auf 8 mm vergrößern, bei älteren bleibt sie fast konstant 4 mm groß. Da auch die Augenlinse im Alter eintrübt, wird zusätzlich die durchlassende Helligkeit immer geringer. Das führt dazu, dass vor allem in Innenräumen mit künstlichem Licht selbst bei vollkommener Pupillenöffnung das Sehvermögen stark reduziert wird. Farben: Anders als so oft behauptet verändert sich die Farbwahrnehmung im Alter marginal – zumindest, wenn man einer Studie der Wissenschaftlerin Sophie Würger (University of Liverpool) Glauben schenkt. In ihrem Experiment gab es nur im grünen Bereich leicht erkennbare Unterschiede zwischen jungen und alten Probanden. Muster: Netzhautzellen sterben ab, Muster auf Flächen werden zu blinden Flecken. Das Gesichtsfeld verengt sich. Auch die Blendempfindlichkeit steigt. Glänzende Flächen können deshalb Irritationen auslösen.
Was bringt eine auf Senioren abgestimmte Farbgestaltung?
Eine gelungene Farbgestaltung für Seniorenheime wird diesen veränderten Sehfähigkeiten alter Menschen gerecht. Denn die Sprache Farbe wirkt direkt auf Psyche und Körper. Sie hat die nicht hoch genug einzuschätzende Aufgabe, den Senioren das Zurechtfinden in der neuen Umgebung zu erleichtern und ihnen ein Geborgenheits- und Heimatgefühl zu vermitteln. Sie kann für pflegebedürftige Menschen, die den ganzen Tag im Haus verbringen, eine anregende Umgebung zu schaffen und ein positives Lebensgefühl unterstützen. Ein ansprechendes Farbkonzept ist auch für Angehörige wichtig, die sich entschließen müssen, ihre Eltern oder Großeltern in die Obhut der Heime zu geben.
Die Farbgestaltung für Seniorenheime muss Bewohnern Orientierung bieten
Eine unüberlegte Farbgestaltung für Seniorenheime ist mehr als einem rein ästhetischen Problem – sie kann sich hier zur funktionellen Falle entwickeln. Dann etwa, wenn sich die Menschen nicht mehr vor die Tür trauen aus Angst, sich in den Fluren nicht zurecht zu finden. ♦ Abhilfe schaffen hier farbige Leitsysteme mit deutlich erkennbaren, großen Symbolen und scharfen Kontrasten. [ttt-gallery-image] ♦ Dasselbe gilt bei der Kennzeichnung der Türen. Drei grundlegende farbige Differenzierungen ergeben hier großen Sinn: Die Türbereiche zu den Bewohnerzimmern sollten sich deutlich von denen der Gemeinschaftsräume unterscheiden, wobei beide in anziehender, einprägsamer Farbigkeit gestaltet sein sollten. Ganz anders die dritte Kategorie, die Türen zu den Versorgungsräumen, die für die Bewohner tabu sind. Sie werden der Wahrnehmung ganz einfach durch einen weißen oder hellgrauen Anstrich entzogen, der sich am besten noch dem Wandton unterordnet und natürlich die Zargen unbetont lässt. ♦ Sicherheit geben sollte man den Pflegeheimbewohnern auch mit der Wahl des Bodens. Er sollte tragend gestaltet sein, in mittleren bis dunklen Tönen ohne auffällige Muster. Dringend zu empfehlen ist auch, auf umlaufende Friese in Flurfußböden oder große Helligkeitsunterschiede zwischen Bewohnerzimmer- und Flurfußboden zu verzichten, damit die Bewohner den Fries nicht als unüberwindliches Hindernis wahrnehmen. ♦ Im Flur sollten Erlebnispunkte geschaffen werden, also Bereiche, in denen die Bewohner die unterschiedlichen Oberflächen sehen und sogar fühlen können. Dieser zusätzliche sinnliche Impuls, z. B. in Form von Reliefs, erleichtert den Weg vom eigenen Zimmer zu den Therapie- und Gemeinschaftsräumen. ♦ Lange Flure sollten gegliedert werden, sei es durch architektonische Mittel, wie kleinere Wandvor- oder -rücksprünge, deren Stirnflächen mit Farbe betont und erlebbar werden. ♦ Es bietet sich auch an, die Bewohnertür durch einen farbigen türhohen Spiegel zu betonen – am besten auf der Seite der Türklinke und damit im Bereich der Klingel, des Lichtschalters und der Beschriftung, um damit auch der erhöhten Verschmutzung vorzubeugen. ♦ Je nach Bewohnerstruktur kann man je Station bzw. Wohngruppe eine einheitliche Farbe wählen oder aber jeder Tür seine eigene Farbe geben, damit sich die Bewohner innerhalb der Etage zurechtfinden. [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image]
Über die Farbigkeit von Seniorenheimen
♦ Der Einfluss der uns umgebenden Farben auf Stimmungslage oder Wohlbefinden kann kaum überschätzt werden. Farben können unseren Geist und Körper beruhigen oder stimulieren, uns niederdrücken, aber auch Optimismus und Lebensenergie steigern. ♦ In den Gemeinschaftsbereichen sind anregende, bunte Farben beliebt. Je privater der Raum, desto ruhiger sollten die Farbtöne werden. ♦ Weiß- und Grautöne stehen für Ordnung und helfen, die Augen zu entspannen. Farbige Kontraste lassen das Gebäude modern, offen und freundlich erscheinen. Aber: Nur ein ausgewogenes Verhältnis zwischen unterschiedlichen Farben, Kontrasten und neutralen Farbbereichen (Weiß) ergibt ein angenehmes Raumgefühl. Einseitige Farbgestaltung ohne ausgleichende Elemente führt zu übersteigerten Farbwirkungen. [ttt-gallery-image] ♦ Orange fördert die Kommunikation und belebt. Sie lässt sich in allen größeren Innenräumen gut verwenden. ♦ Gelb wirkt anregend, belebend und spendet Geborgenheit. Die Farbe hellt sowohl Speise- und Gemeinschaftsräume als auch Wohnbereiche wunderbar auf. In kleineren Räumen sollten allerdings gebrochene Nuancen verwendet werden ♦ Rot wirkt anziehend und eignet sich besonders gut für den Eingangsbereich. ♦ Braun ist ideal für Bodenflächen oder für die Möbilierung. In der Regel sollte ein heller Braunton gewählt werden. Von einer großflächigen Verwendung in Wohnräumen ist abzuraten. ♦ Mit blau verbinden Menschen Entspannung, Sauberkeit und Kühle. Blau ist ideal für Treppenhäuser, Nass- und Therapiebereiche. In Wohnräumen sollten blaue Wände immer noch relativ hell sein. ♦ Zurückhaltende Grüntöne wirken beruhigend, freundlich und erholsam. Helle Grüntöne können die Wände von Wohnräumen zieren, in gebrochenen Nuancen eignet sich grün für alle Räume, auch für kleinere. ♦ Ein wenig berücksichtigtes Thema sind die Abschiedsräume. Auch hier sollte man auf ein entsprechendes Ambiente achten – auch auf dem Weg dorthin, der nicht den Charakter eines Abstellflurs haben sollte. Statt reinem Weiß kommt den Angehörigen hier in ihren Gefühlen eine bewusst gestaltete, einfühlsame Wandsituation mit entsprechender Beleuchtung entgegen. ♦ Verschiedene Studien (z. B. von Prof. Höger in einer farbwissenschaftlichen Studie für das Kuratorium Deutsche Altershilfe oder die Dissertation von Ingrid Räke) zum Farbempfinden im Alter zeigen, zeigen, dass sich als wesentlicher Faktor für eine positiv empfundene Farbgebung die Hellbezugswerte einer Farbe entpuppen. Je heller ein Farbton ist, um so milder und zurückgenommener wird er von älteren Menschen wahrgenommen. Helle Farben vermitteln dem alten Menschen also weniger das Gefühlt, von einer Farbgestaltung berängt oder gar negativ beeinflusst zu werden. Anders als jüngere Menschen bevorzugen die Alten statistisch gesehen also helle Farben sowie die Vielfalt der Weiß- und Grautöne. Bilder: Brillux. Der Beitrag basiert auf Empfehlungen der Brillux Farbstudios.