Worauf müssen Sie achten, wenn Sie Farbe an die Fassade bringen wollen? Die Mappe hat die erfolgreichen Fassadenkünstler Oliver Kray, Klaus Rebel und Kirstin Bachmann über die Do’s und Dont’s der Fassadengestaltung befragt.
Die Mappe hat drei erfolgreiche Fassadenkünstler über die Do’s und Dont’s der Fassadengestaltung befragt. Oliver Kray hat sich als Fassadenkünstler einen Namen gemacht. Zudem arbeitet er als Designer für die unterschiedlichsten Bereiche der Industrie. Seine Kunstwerke zieren Gebäude jeder Größe und Funktion. Der Berliner arbeitet mit Malerbetrieben in ganz Deutschland zusammen. Klaus Rebel führt in vierter Generation einen Malerbetrieb in München. Der Malermeister beschäftigt an die 100 Mitarbeiter. Neben Farbgestaltungen bietet der Betrieb auch Betonsanierung und die Anbringung von Wärmedämm-Verbundsystemen an. [ttt-gallery-image][ttt-gallery-image] Kirstin Bachmann ist Architektin und Farbdesignerin und arbeitet für das Farbdesign-Studio von Caparol. Nach 13jähriger Tätigkeit in dem Unternehmen weiß sie, welche Farbtöne für welche Bauelemente und Untergründe geeignet sind und wie sie an einer Fassade wirken. [ttt-gallery-image] 1. Was sind für Sie persönlich wichtige Gestaltungsregeln? Oliver Kray: „Auch wenn ich früher vielleicht anders darüber gedacht habe, ist es besonders wichtig, die Architektur des Gebäudes genau in Betracht zu ziehen, egal ob man eine einfache Gestaltung mit Farbflächen macht oder ein Kunstwerk an eine Fassade oder Giebelfassade aufbringen will.“ Kirsten Bachmann: „Bei der Fassade sollte man auch die Putzstruktur mit einbeziehen, da die Struktur den Farbton in sich dunkler erscheinen lässt.“ Klaus Rebel: „Man kann darf und soll auch Akzente setzen, aber bitte mit Gefühl und nicht mit Gewalt.“ [ttt-gallery-image] 2. Was muss der Maler unbedingt beachten? Kirsten Bachmann: „Das A und O ist, bereits im Vorfeld eine Musterfläche von mindestens einem Quadratmeter auf dem Originaluntergrund zu erstellen um das Ergebnis abzusichern und die Entscheidung zu erleichtern.“ Klaus Rebel: „Die Funktion des Gebäudes, das Umfeld, die Nachbargebäude, den Zeitgeist, die Stilepochen, die vorhandenen Formen und Fassadengliederungen, die Beleuchtung.“ Oliver Kray: „Der Maler sollte nur Farben wählen, die zu einander passen. Dafür gibt es heutzutage eine riesige Auswahl an Literatur, Kollektionsvorschlägen und Farbmuster-Vorlagen. Es ist sicher ratsam, am Anfang mit weniger kontrastreichen Farbkombinationen zu arbeiten. Mit wachsender Erfahrung kann man sich an intensivere Farbgestaltungen trauen.“ [ttt-gallery-image] 3. Was sind die häufigsten Fehler an der Fassade? Klaus Rebel: „Zu schrille, leuchtende Farben, bei Gebäuden, wo es überhaupt nicht angebracht ist, z. B. bei schönen alten Stilfassaden. Leider wird ausgerechnet von uns Malern immer wider der Fehler gemacht, dass wir meinen, unserem Kunden etwas ganz besonderes verkaufen zu müssen und dann über die Stränge schlagen.“. Oliver Kray: „immer wieder sehe ich in Deutschland Fassadengestaltungen bei denen zu starke Farbtöne mit zu schwachen oder pastelligen Farben kombiniert worden sind. Das geht gar nicht und tut mir jedes Mal richtig Leid für teilweise wirklich schönen Alt- und Neubaufassaden.“ Kirsten Bachmann: „In der Regel werden die meisten Fassaden zu hell gestrichen oder zu gesättigt. Das sind dann die Häuser, die einem auffallen, aber leider nicht immer positiv.“ [ttt-gallery-image] 4. Wie viel Farbigkeit verträgt eine Fassade? Oliver Kray:„Im Grunde bin ich der Meinung, dass fast alles möglich ist. Ähnlich wie in der Kunst, sind auch bei der Gestaltung von Fassaden kaum Grenzen bei der Farbgebung gesetzt, solange man ein gutes Gesamtkonzept hat und die Farbharmonien beachtet.“ Kirsten Bachmann: „Als Gegenfrage möchte ich gern diskutieren, wie viel Weiß und Gelb an Fassaden gestalterisch sinnvoll ist.“ Klaus Rebel: „Farbigkeit ja, aber bitte professionell und immer im Einklang mit der Architektur und auch mit der Natur. Zu viele Blockstreifen und bunte Häuser erzeugen Disharmonie und Augenschmerzen und beeinflussen die Psyche.“ Fotos: privat