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23. Juni 2021
Redaktion
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Drei Trittsteine zur Arbeitgebermarke: Harte Fakten

Eine Arbeitgebermarke beinhaltet alle Maßnahmen, mit denen sich ein Betrieb als attraktiver Arbeitgeber darstellt und sich so von seinen Konkurrenten abhebt. Natürlich mit dem Ziel, die passenden raren Fachkräfte zum eigenen Unternehmen zu locken. Warum das so wichtig ist, weshalb selbst kleine Betriebe damit erfolgreich sein können und wie der erste Schritt geht, erfahren Sie hier.
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Foto: snyGGG/Adobe Stock/ Mappe

Trotz Corona gibt es jede Menge Arbeit im Handwerksbereich, doch leider zu wenige, die sie erledigen können. Personalmangel macht der gesamten Branche die größten Bauchschmerzen. Doch es gibt auch Betriebe im Handwerk, die diese Probleme nicht haben. Wie haben sie das geschafft?

Bewusst oder unbewusst haben sie es geschafft, sich aus der gesichtslosen Masse der Betriebe zu erheben und als attraktiver Jobanbieter für Arbeits- oder Ausbildungssuchende sichtbar zu werden, erklärt Handwerksexpertin Andrea Eigel vom Kaleidoskop Marketing Service. Kurz gesagt: Diese Betriebe haben eine Arbeitgebermarke – auch Employer Brand genannt – entwickelt. Wie jede Marke transportiert auch diese ein klares Bild, sie knüpft an Bedürfnisse an und löst emotional Begehrlichkeiten aus, was schließlich zu „Da will ich arbeiten!“ führt. „Auch als Arbeitgeber haben Handwerksbetriebe so viel zu bieten. Warum das nicht zur Geltung bringen und offensiv nach außen tragen?“

Arbeitgebermarke ist in jedem Betrieb machbar

Alle drei Aspekte, also die Kernbotschaften der eigenen betrieblichen DNA für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu überlegen, die eigenen Arbeitgeberstärken zu formulieren und sie plakativ unter die Leute zu bringen, kosten zwar Denk- und Umsetzungszeit. Was sie jedoch nicht kosten, ist viel Geld. Denn sichtbar gemacht werden Arbeitgebermarkenqualitäten dort, wo der Betrieb sowie schon für zukünftige Mitarbeitende greifbar ist: auf der Firmenwebsite, in sozialen Medien, in Pressemitteilungen oder auch als Teil der Fahrzeugbeschriftung und auf Firmenkleidung. Deshalb ist die Entwicklung einer Arbeitgebermarke auch für kleine Betriebe absolut machbar und für größere Firmen geradezu ein Muss!

Die Idee der Arbeitgebermarke ist schließlich der Ansatzpunkt, mit der ein Betrieb die Lösung seiner Personalproblematik vorantreiben kann. Wer den Prozess einmal durchlaufen hat, tut sich in der erfolgreichen Ansprache von Mitarbeiter*innen leichter – ob auf Ausbildungsmessen, in Stellenangeboten oder auch im Bewerbungsgespräch selbst.

Tragen Sie offensiv nach außen, was Sie zu bieten haben!

Doch wie muss man sich den Weg zur Arbeitgebermarke vorstellen? Zunächst sollten Sie sich klarmachen, was Sie Ihrem Personal bereits jetzt schon bieten. Was sind die harten Vorteilsfakten für Mitarbeiter*innen, die Ihren Betrieb auszeichnen? Die Essenz aus dieser Analyse ergibt Ihr Arbeitgeberprofil. Und genau das muss im letzten Schritt dann an den Mann und an die Frau gebracht und über geeignete Kommunikation transportiert werden. Wir beginnen bei den harten Fakten.

Schritt 1: Handfeste Leistungen auflisten
Sie als Arbeitgeber oder Arbeitgeberin haben natürlich längst erkannt, dass Sie mit ganz konkreten Vorteilen Mitarbeiter*innen gewinnen und halten können. Über die Jahre sind sicher viele dieser Leistungen zusammengekommen. Bevor Sie die Summe dieser »Goodies« aus dem Blick verlieren, stellen Sie eine vollständige Liste aller harten Vorteilsfakten zusammen. Die folgenden Checkpoints helfen Ihnen dabei:

Gehalt: Bezahlen Sie übertariflich? Gibt es zusätzliche Boni?

Geldwerte Leistungen: Bezahlen Sie das ÖVP-Ticket oder beteiligen Sie sich daran? Können Mitarbeiter auf den Fuhrpark zugreifen oder haben sie sogar teilweise Firmenfahrzeuge? Gibt es Tankzuschüsse? Stellen Sie Firmen-Handys?

Firmenkleidung: Bieten Sie zusätzlich zur Stellung der Berufskleidung noch weitere Extras, wie einen Waschservice? Können sich die Mitarbeiter*innen z. B. Arbeitsschuhe selbst aussuchen?

Firmenräume: Finden Mitarbeiter*innen in den Sozialräumen, der Werkstatt und im Lager besonders gute Bedingungen vor?

Technische Ausstattung: Schaffen Sie Werkzeuge, Maschinen und Hilfsmittel gezielt unter dem Aspekt der Arbeitserleichterung für Mitarbeiter*innen an? Nutzen Sie digitale Tools, um Kommunikation und Baustellenabläufe für das Personal zu vereinfachen?

Weiterbildung: Welche Qualifizierungsangebote machen Sie Gesell*innen und Meister*innen? Welche Lern-Extras gibt es für Azubis bei Ihnen?

Events: Welche regelmäßigen Firmenveranstaltungen gibt es bei Ihnen – von Weihnachtsfeier über Betriebsausflug bis zum Besuch von Fachveranstaltungen?

Und außerdem: Welche weiteren greifbar vorteilhaften Leistungen bieten Sie Ihrem Team?

Sind Ihnen reichlich harte Fakten eingefallen, die für Ihren Betrieb als Arbeitgeber sprechen? Halten Sie sie unbedingt schriftlich fest. In der nächsten Ausgabe gehen wir Ihre weichen Faktoren an, die enorm wichtig für Ihr Arbeitgeberprofil und bei Bewerber*innen besonders zugkräftig sind. Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen mit den Tipps gerne mit, per E-Mail an redaktion@mappe.de oder auf Social Media.

 

In Teil 2 unserer Serie »Arbeitgebermarke« behandeln wir die weichen Faktoren – vom erfreulichem Betriebsklima bis zu weiteren wichtigen emotionalen Extras – die Ihren Betrieb so besonders machen.

Drei Trittsteine zur Arbeitgebermarke: Weiche Faktoren
Wer Mitarbeiter*innen gewinnen will, muss sich von den Wettbewerbern abheben und das eigene, einzigartige Arbeitgeberprofil auch sichtbar machen. Entscheider für den oder die Bewerber*in ist, ob die spezielle betriebliche Atmosphäre und der menschliche Umgang untereinander attraktiv sind. Lesen Sie, wie Sie diese weichen Faktoren herausarbeiten und selbstbewusst kommunizieren. Ein gutes Gehalt und geldwerte Zusatzleistungen, gestellte Firmenkleidung, die Firmenfahrzeugnutzung oder das Firmenhandy sind das eine. Doch ob Arbeitssuchende sich für Ihren Betrieb begeistern und eine Bewerbung einsenden, entscheidet sich am Ende des Tages nicht nur an materiellen Vorteilen. Vor allem der jüngeren Generation ist der emotionale Kern der Firmenkultur enorm wichtig. Deshalb muss man sich als Kopf des Betriebs fragen: Was macht uns besonders für Mitarbeiter*innen? Weiterentwicklung und Förderung? Oder ein positives Betriebsklima? Wie können Sie sich also deutlich vom Gros der anderen Betriebe abgrenzen? Das lässt strukturiert und authentisch in den drei Schritten – Chefbefragung, Mitarbeiterbefragung und Reduktion auf das Wesentliche – herausfinden. Schritt 1: Die Chefbefragung Einer muss den Anfang machen beim Sammeln der besonderen atmosphärischen Vorteile Ihres Betriebs – und das sind natürlich Sie selbst. Nehmen Sie sich eine ruhige Stunde und sammeln Sie schriftlich, was aus Ihrer Sicht Ihren Betrieb, seine Menschen und ihren Umgang miteinander auszeichnet. Folgende Fragestellungen und Antwortmöglichkeiten weisen Ihnen den Weg: Was ist Ihnen als Führungsperson im Betrieb besonders wichtig? Welche Werte leben Sie mit Überzeugung? Das kann ein ausgeprägter Leistungsgedanke sein, eine besondere Liebe zu Ihrem Handwerk, Fairness gegenüber Mitarbeiter*innen oder Kund*innen oder ein anerkennendes, wertschätzendes Miteinander. Auch Nachhaltigkeit oder Innovationsfreude gehören in diese Kategorie. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschreiben? Strenge oder flache Hierarchien, kollegial oder familiär, fordernd oder unterstützend – beschreiben Sie Ihre Betriebsphilosophie unter solchen Aspekten. Was begeistert Sie und Ihr Team ganz speziell? Für die einen ist es die hohe Handwerkskunst oder schöne Projekte. Für die anderen ist es die glückliche Kundschaft oder der Spaß daran, technisch zu den Fittesten der Branche zu gehören. Was macht den Zusammenhang in Ihrem Team aus Ihrer Sicht aus? Erinnern Sie sich an konkrete tagtägliche Situationen, in denen die StIMMung im Team stIMMt oder Kollegialität spürbar wird – und beschreiben Sie dann, was die Gründe für dieses tolle Miteinander sind. Welche positiven Punkte fallen Ihnen ein, wenn Sie an den Kommunikations- und Führungsstil in Ihrem Betrieb denken? Konstruktive Rückmeldungen und Kritik sind genauso wichtig wie klare Arbeitsanweisungen und ein reibungsloser Informationsfluss. Vor allem macht auch der Ton die Musik. Betrachten Sie, wie gut Sie bei Qualitäten wie diesen abschneiden. Welche Unterstützung gibt es im Betrieb untereinander auf menschlicher Ebene? Wenn Sie als Unternehmerfamilie sich auch um private Belange der Mitarbeiter*innen kümmern, auch mal flexibel frei geben, wenn es brennt, oder sich Gesell*innen nach Feierabend Zeit nehmen, um dem Azubi Nachhilfe zu geben, ist das an dieser Stelle eine Erwähnung wert. Was hält Ihre Mitarbeiter*innen im Unternehmen? Sammeln Sie hier, was Ihnen aus dem Team zu Ohren gekommen ist, von »Hier im Betrieb ist man keine Nummer, sondern Mensch« bis zu »Ich kann mich auf feste Arbeitszeiten verlassen«. Wie begründen Bewerber Ihnen gegenüber ihre Zusage? Was hat sie an Ihrem Betrieb atmosphärisch besonders überzeugt? Der Betrieb hat gut organisiert gewirkt, die StIMMung war locker beim Bewerbungsgespräch oder das Team hat einen offenen Eindruck gemacht: Nehmen Sie solche Erster-Eindruck-Beobachtungen wahr. Fragen Sie zukünftige Bewerber*innen auch offensiv danach. So erhalten Sie ein gutes Bild über die Außenwirkung Ihres Betriebs auf neue Mitarbeiter*innen. Schritt 2: Die Mitarbeiterbefragung Ihre Liste zu den atmosphärischen Besonderheiten Ihres Betriebs steht jetzt. Weil sich bei Betrachtung je nach Standpunkt IMMer unterschiedliche Perspektiven ergeben und erst ihre Gesamtheit ein vollständiges Bild erzeugt: Nehmen Sie sich im zweiten Schritt die Mitarbeiter*innen mit ins Boot. Fragen Sie sie ebenfalls danach, wie sich das betriebliche Leben aus ihrer Sicht darstellt. Sie werden schnell merken, dass sich vieles mit Ihren Beobachtungen deckt, jedoch auch neue Aspekte dazu kommen. Folgender Katalog eignet sich sehr gut für Ihre Befragung. Führen Sie sie am besten schriftlich durch oder notieren Sie sich in Gesprächen Stichpunkte. Warum haben Sie sich für die Arbeit in Ihrem jetzigen Betrieb entschieden? Nennen Sie drei Gründe, warum Sie in Ihrem Betrieb gerne arbeiten. Was ist hier anders als in Betrieben, in denen sie früher gearbeitet haben? Warum schätzen Sie Ihre Chefin oder Ihren Chef? Was macht sie oder er gut? Was gefällt Ihnen am Klima unter den Kolleg*innen? Was ist daran besonders? Was könnte Ihr Betrieb Ihrer Meinung nach noch machen, damit er für neue Mitarbeiter*innen noch attraktiver wird? Schritt 3: Aufs Wesentliche reduzieren Nach Ihrer eigenen Befragung und der Ihrer Mitarbeiter*innen liegen die gesammelten Eindrücke auf dem Tisch, was die emotionale DNA Ihres Betriebs ausmacht. Jetzt geht es ans Sortieren und Zusammenfügen. Welche Stärken werden am häufigsten von beiden Seiten genannt? Was sind nicht nur Ihre wichtigsten, sondern vor allem auch Ihre echten, gelebten Merkmale, die Ihr emotionales Arbeitgeberprofil ausmachen. Versuchen Sie, Ihre wichtigsten und stärksten Arbeitgebermerkmale auf ihre Essenz zu reduzieren: »Wir sind offen, innovativ und stark.« Oder Ihren Kern in einen Satz zu fassen: »Bei uns zählt der Mensch.« Kommt natürlich ganz auf Ihre jeweilige Stärke(n) an. Mit dieser Kurzfassung Ihres Arbeitgeberkerns haben Sie eine wunderbare Kurzleitlinie an der Hand, wie Sie Ihre Arbeitgebermarke nach außen darstellen können – ob im Bewerbungsgespräch oder bei der Mitarbeitergewinnung über verschiedene Print- und Online-Medien. Bewahren Sie die Befragungsergebnisse gut auf. Die Details und Geschichten zu den kurzgefassten Merkmalen werden in Kürze noch einmal relevant. Und zwar dann, wenn es in nächsten Teil um die Vermittlung Ihrer Arbeitgebermarke geht! Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen mit den Tipps gerne mit, per E-Mail an redaktion@mappe.de oder auf Social Media.   In Teil 3 unserer Serie »Arbeitgebermarke« zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Arbeitgebermarke nun transportiert bekommen.
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