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Foto: Lensman Studio/Michael Meniane

Beim 24. deutsch-französischen Handwerkskammertreffen tauschten sich die Vertreter*innen beider Länder über die Stärkung des Handwerks in Europa aus. Foto: Lensman Studio/Michael Meniane

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Präsident der französischen Handwerkskammern Jöel Fourny, Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Deutsche Handwerkskammertag (DHKT) haben in Nantes in der Region Pays de la Loire über die zentrale Rolle des Handwerks für die künftigen Modernisierungsprozesse in Frankreich und Deutschland sowie in Europa insgesamt debattiert. Gemeinsam wurde im Rahmen von Podiumsdiskussionen und Workshops auf die notwendige Stärkung des Handwerks in Europa und die Weiterentwicklung der beruflichen Bildung hingewiesen.
Dabei kommt den Handwerkskammern als ersten Ansprechpartner der Handwerksbetriebe die Aufgabe zu, die Problemstellungen der Betriebe auf höchster Ebene zur Sprache zu bringen und den Anliegen der Betriebe dort Gehör zu verschaffen. Es gilt, Lösungen vor allem für Bedürfnisse und Schwierigkeiten zu finden, die durch die gut zwei Jahre andauernde pandemische Krise und aktuell durch den Krieg in der Ukraine verschärft wurden – denn dieser führte zu gestörten Lieferketten und dramatischen Preissteigerungen.
Als Antwort auf die Arbeiten der französischen Präsidentschaft der Europäischen Union möchten Joël Fourny und Hans Peter Wollseifer der deutschen und französischen Regierung eine gemeinsame Erklärung mit konkreten Vorschlägen überreichen.
Das Handwerk muss nachhaltig in den Mittelpunkt der europäischen Wirtschaft gestellt werden
Der politisch gewollte und angestrebte ökologische und digitale Wandel betrifft auch unsere Handwerksbetriebe, denn sie spielen eine zentrale Rolle, um Gebäude energetisch zu sanieren, kurze, umweltfreundliche Transportwege zu nutzen und nachhaltige Mobilität möglich zu machen. Damit das Handwerk aktiv und unter den besten Bedingungen zum nachhaltigen Wachstum in Europa beitragen kann, fordern die deutschen und französischen Handwerkskammern

eine gezielte Unterstützung von nachhaltiger Innovation im Handwerk und deren Verbreitung sowie die Bereitstellung der damit verbundenen, dauerhaften finanziellen Mittel,
die Schaffung eines günstigen wirtschaftlichen Umfelds, um die digitale Transformation von Handwerksbetrieben zu fördern,
die Anerkennung der wichtigen Rolle von Handwerksbetrieben vorrangig in regionalen Versorgungsketten,
die Finanzierungen von Handwerksunternehmen über Banken zu ermöglichen.

„Die Unternehmer haben in den vergangenen Monaten ihre Anstrengungen verdoppelt, um den wirtschaftlichen Belastungen standzuhalten. Die aktuelle wirtschaftliche und soziale Situation stellt die wirtschaftliche Entwicklung von Handwerksbetrieben vor große strukturelle und organisatorische Probleme. Es handelt sich um über die Grenzen unserer Länder hinausgehende Hürden. Mit 2,8 Millionen Handwerksbetrieben vertreten Frankreich und Deutschland einen Großteil des Handwerks in Europa. Nur gemeinsam können wir diese herausragende Leistung des Handwerks festigen und dessen Stellenwert im europäischen Wachstum sichern,“ erklärt Joël Fourny, Präsident CMA France.
Die Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksbetriebe muss durch eine massive Förderung der beruflichen Bildung und der Mobilität von Lehrlingen unterstützt werden
Die Wettbewerbsfähigkeit von Handwerksbetrieben beruht in erster Linie auf den Kompetenzen ihrer qualifizierten Mitarbeiter*innen. Das handwerkliche Fachwissen von Handwerksmeister*innen, Gesellen und Gesellinnen, bildet die Grundlage dafür, dass das französische und deutsche Handwerk einen Beitrag zu den großen Herausforderungen der Zukunft leisten kann. In vielen handwerklichen Berufen besteht allerdings ein großer Mangel an Arbeitskräften. Allein in Frankreich sucht das Baugewerbe 15.000 Tischler*innen und ebenso viele Klempner*innen. Im Lebensmittelbereich gibt es 13.000 offene Stellen bei den Bäckern, Konditoreien und Metzgern. Im Friseur- und Kosmetikbereich werden ebenfalls 15.000 Angestellte gesucht.
Aufgrund des massiven Nachwuchsmangels und zur Gewährleistung der wirtschaftlichen Entwicklung der Unternehmen und zur Sicherung der Beschäftigung über alle Generationen hinweg, fordern CMA France und der ZDH gegenüber der französischen und deutschen Regierung, die berufliche Bildung als den zentralen Schlüssel zur Fachkräftesicherung zu stärken und weiter auszubauen. Es handelt sich um diese Forderungen:

Unterstützung der Bildungszentren und direkte Einbeziehung der Betriebe und der Handwerkskammern,
Stärkung des lebensbegleitenden Lernens und Zugang zur Höheren Berufsbildung,
Verbesserung des Images der beruflichen Bildung,
Stärkung der Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung und Förderung der internationalen Mobilität in der der beruflichen Bildung.

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) und Präsident des DHKT, gab folgende Erklärung ab:
„Das deutsche und das französische Handwerk sind sich ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft in unseren Ländern, aber auch darüber hinaus für Europa bewusst. Europa als ein Kontinent, der führend sein möchte bei Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Energiewende und Digitalisierung, braucht ein starkes Handwerk, das all das umsetzt, was die Politik in diesen Bereichen plant und beschließt.
Ganz besonders braucht es ein starkes Handwerk in Deutschland und Frankreich als den Ländern, die Motor der europäischen Entwicklung sind. Gemeinsam haben wir uns in den vergangenen drei Tagen zu den Rahmenbedingungen ausgetauscht, die notwendig sind, damit unsere Betriebe als ein solch starkes Handwerk ihren Beitrag leisten können. Das deutsche und französische Handwerk gehen gemeinsam voran, wenn es darum geht, ein gutes Umfeld für die Betriebe zu erwirken. Das ist angesichts der gewaltigen Herausforderungen, vor denen unsere Handwerksbetriebe in Deutschland und Frankreich stehen, entscheidend.
Zunächst gilt es weiter, die Folgen der Corona-Pandemie zu meistern und gleichzeitig die Auswirkungen des brutalen russischen Überfalls auf die Ukraine zu bewältigen. Die Handwerksbetriebe, ihre Beschäftigten und Auszubildenden sehen sich zudem einem massiven Druck ausgesetzt in Form von steigenden Energiekosten, gestörten Lieferketten und einer anziehenden Inflation. All das benötigt entschiedenes politisches Handeln in Deutschland und Frankreich wie auch in Europa: ein Handeln, das Belastungen abfedert und Zukunft gestaltet.“
Solidarität mit der Ukraine
Im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine, erklären die deutschen und französischen Handwerkskammern ihre Unterstützung und Solidarität mit dem ukrainischen Volk. Hier finden Sie die gemeinsame Erklärung der Deutschen und Französischen Handwerkskammern zur Rolle des Handwerks im europäischen Kontext. Das Video der abschließenden Plenarsitzung der Deutsch Französischen Handwerkskammern finden Sie hier.
Das Handwerk auf einen Blick
Frankreich:

1,8 Millionen Unternehmen
3,1 Millionen Beschäftigte
300 Milliarden Euro Umsatz
153 300 Lehrlinge

Deutschland:

1 Millionen Unternehmen
5,6 Millionen Beschäftigte
670 Millionen Euro Umsatz
360 000 Lehrlinge

Quelle: ZDH / Delia Roscher

Für mehr Cyber-Sicherheit
In Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Digitales Handwerk (KDH) des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Handwerkskammer Münster hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Vertreterinnen und Vertreter von Handwerksbetrieben und Handwerksorganisationen zu einem Cyber-Sicherheitstag der Allianz für Cyber-Sicherheit (ACS) nach Münster eingeladen. Unter dem Motto »Cyber-Risiken erkennen, Schutzmaßnahmen ergreifen« informierten sich am 11. Juli 136 Teilnehmer über aktuelle Risiken und Lösungsansätze für Handwerksbetriebe im Bereich der IT-Sicherheit. Themen waren u. a. die neue Datenschutzgrundverordnung sowie die Sicherheit von Unternehmens-Webseiten. [tttgallery] Hans Hund von der Handwerkskammer Münster wies auf die Gemeinschaftsaktion »Handwerk digital« von HWK und den Kreishandwerkerschaften im Kammerbezirk hin. Sie halten auf der Internetplattform handwerkdigital.org ein kostenloses Dienstleistungspaket aus Information, Weiterbildung und Beratung für Handwerksbetriebe bereit. Der Service soll insbesondere kleinere Betriebe unterstützen, die sich keine eigenen Spezialisten leisten. Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten Eine rasante Entwicklung der Digitalisierung in den kommenden drei Jahren prognostizierte Dr. Timo Hauschild, Fachbereichsleiter des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Er präsentierte Zahlen, nach denen sich gegenüber 2016 bis 2021 das übertragene Datenvolumen vervierfache, statistisch jeder in Deutschland neun webfähige Geräte besitzen und die Vernetzung zwischen Maschinen von 6 auf 14 Milliarden Geräte zunehme werde. Gleichzeitig steigerten sich aber auch die Angriffe zur Lahmlegung von Webseiten von 1,3 auf 3,1 Millionen pro Jahr. Die zehn meistgenutzen Softwareprodukte wiesen über 1.000 Sicherheitslücken auf, so Hauschild. Das BSI setze deshalb mit seinen Dienstleistungen auf Prävention, das Aufspüren (Detektion) von Mängeln und entsprechende Reaktion. Für mehr Datensicherheit in Handwerksbetrieben wollen der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und das BSI bis Jahresende »IT-Grundschutzprofile« für verschiedene Handwerksbranchen zum Herunterladen bereitstellen. Dafür würden, wie ZDH-Referatsleiter Robert Härtel ausführte, zurzeit umfangreiche Informationen zusammengestellt. »Diese Profile sollen es Unternehmen erleichtern, ihre IT-Sicherheitskonzepte individuell anzupassen«, so Härtel. Frühzeitig Datensicherheit priorisieren In acht verschiedenen Workshops bekamen Teilnehmer am Cyber-Sicherheits-Tag Tipps von Experten für mehr Datensicherheit. Dabei ging es auch um die Sicherheit von Unternehmenswebseiten, die nach der Erfahrung von Michael Weirich vom eco – Verband der Internetwirtschaft von zwei Faktoren abhinge: von der Technik und dem Menschen hinter dem Bildschirm. Er appellierte daran, insbesondere Mitarbeiter der Personalabteilung und Buchhaltung für das Erkennen von Internetbetrug zu sensibilisieren. Viele Risiken ließen sich zudem durch Webserver, Sicherheitszertifikate, Konfigurationen, Softwareupdates und das regelmäßige Überprüfen von Schwachstellen eindämmen. Der kostenlose Dienst »Siwecos – auf der sicheren Seite« von eco und der Ruhr Universität Bochum biete unter siwecos.de einen Sicherheits-Schnell-Check für Webseiten an. Patrick Jung (secion) gab Tipps zu sicheren Passwörtern und empfahl unter anderem für jeden Zugang ein eigenes Passwort zu nutzen und dafür keine Standardwörter zu nehmen. Lange Passwörter mit niedriger Komplexität böten einen guten Schutz vor Hackern, beispielweise »MeinHundistbraunundseinNameistHugo«. Insbesondere bei Bezahldiensten wie Paypal sei eine Zwei-Faktor-Authentifizierung sinnvoll. [tttgallery] Nur 40 Prozent des Handwerks nehmen IT-Sicherheit ernst Ob durch Hacker, Viren oder Online-Erpressung – IT-Attacken können Unternehmen komplett lahmlegen: Bei vier von fünf Handwerksbetrieben sind bereits Sicherheitsprobleme aufgetreten, fast jeder dritte Betrieb mit IT-Sicherheitsproblemen war dadurch mehrere Tage beeinträchtigt. Das zeigt die Studie »Aktuelle Lage der IT-Sicherheit in KMU«. Durch solche Angriffe können nicht nur sensible Informationen verlorengehen, sondern auch Aufträge in Verzug geraten, Rechnungen abhandenkommen oder Maschinen fehlerhaft produzieren. Um IT-Problemen vorzubeugen, sollten Mitarbeiter gezielt qualifiziert werden. Aktuell besteht hier Nachholbedarf im deutschen Handwerk: Nur 39 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Handwerksbetriebe verfügen über Personal mit IT-Sicherheitskenntnissen. Durch die mangelnde Qualifikation können potenzielle Risiken leicht übersehen werden. Martin Lundborg, Leiter der Begleitforschung von Mittelstand-Digital: »Viele mittelständische Unternehmen betrachten sich selbst nicht als ‚lohnendes Ziel‘ für eine Hacker-Attacke. Schadprogramme suchen allerdings automatisiert nach vorhandenen Sicherheitslücken – und greifen somit vor allem Ziele an, die unzureichend geschützt sind. Deshalb sollten sich Unternehmen aller Branchen mit IT-Sicherheit beschäftigen. Um den Mittelstand weiter für das Thema zu sensibilisieren und im Kampf gegen Hacker-Attacken zu unterstützen, kooperiert Mittelstand-Digital jetzt mit der Initiative ‚IT-Sicherheit in der Wirtschaft‘ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.« Mittelstand-Digital und die Initiative IT-Sicherheit in der Wirtschaft bieten mittelständischen Unternehmen kostenfreie, praxisorientierte Informationsangebote rund um die sichere Digitalisierung des eigenen Unternehmens. Dazu stehen neben Schulungen, Workshops, Informationsangeboten und -materialen der Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren auch die Angebote der Initiative, wie Website- und IT-Sicherheitschecks, zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de. Quelle: HWK Münster und Mittelstand-Digital
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