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5. Oktober 2023
Redaktion
Interview

Gerüstet für den Fall der Fälle

Wie bereitet man sich vor, wenn man als Unternehmerin oder Unternehmer vorübergehend oder dauerhaft ausfällt? Probleme gibt es vor allem dann, wenn nicht vorher alles Nötige geregelt ist. Thomas Schleicher hat ein Unternehmer-Notfall-System entwickelt, das die Angehörigen und das Unternehmen für den Fall der Fälle rüstet.
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Foto: Thomas Schleicher
Thomas Schleicher mit seinem Notfallkoffer.

Warum ist die Notfall-Vorsorge für Unternehmerinnen und Unternehmer so wichtig?

Thomas Schleicher: Wenn Sie als Chef oder Chefin eines Familienunternehmens ausfallen, übernimmt ohne eigene Vorsorge ein staatliches Notfall-System die Entscheidungsgewalt und Kontrolle über alles. Das ist ungefähr so, wie wenn das Finanzamt dann die Richtung in Ihrem Leben und in Ihrer Firma angibt. Ich denke, dass die wenigsten Selbstständigen das ernsthaft wollen, sondern wollen, dass Personen das Ruder übernehmen, denen sie vertrauen und die die Firma und alles Drumherum im eigenen Sinne am Laufen halten und weiterführen.

Wie oft kommt das vor, dass ein Unternehmer ausfällt?

T. Schleicher: Im Bereich von Selbstständigen gibt es zu Notfällen keine eigenen Statistiken. Geht man von den allgemein üblichen Unfall-, Krankheits- und Todesfallstatistiken aus, sind es bis zu 80 Fälle am Tag, bei denen ein Unternehmer oder eine Unternehmerin unter 60 Jahren länger als sechs Wochen ausfällt oder verstirbt.

Was passiert, wenn man keine Vorsorge-Maßnahmen trifft?

T. Schleicher: Wie es ein Gesundheits-, Schul- oder Steuer-System gibt, so gibt es, wie gesagt, auch ein staatliches Notfall-System. Ein Richter bestimmt zum Beispiel, wer für und über mich entscheidet und setzt gegebenenfalls wildfremde Menschen ein, die dann im Unternehmen, bei den Finanzen oder beim Arzt das Sagen haben. Dieses „Notfall-System“ entspricht in vielen Punkten in den seltensten Fällen den eigenen Wünschen und Vorstellungen und verursacht in der Praxis viele anstrengende Hindernisse, nervige Bürokratie bis hin zu familiären Dramen.

Viele glauben aber, sie hätten schon „vorgesorgt“?

T. Schleicher: Wenn 8 von 10 Unternehmerinnen und Unternehmer – unbewusst – auf das staatliche Notfall-System setzen, gewinnt man diesen Eindruck. Manche denken, mit einem Schwung Versicherungen und Vermögensanlagen ist bereits alles getan. Die gehören dazu, sind ein erster Schritt. Aber es scheint vielen nicht bewusst zu sein, dass man wie bei der Bank eine Vollmacht braucht, damit jemand rechtssicher agieren kann. Was für Versicherungen und Girokonten gilt, gilt gleichermaßen auch für alles andere.

Woran liegt das, dass sich Vorsorge oft auf Versicherungen begrenzt?

T. Schleicher: Finanzielle Absicherung ist vielen sehr wichtig, und es gibt einen gewachsenen Beratermarkt mit Milliardenumsätzen. In den anderen beiden Kernbereichen, der organisatorischen und der rechtlichen Vorsorge, gibt es diesen Beratermarkt noch nicht. Bisher wurde das gar nicht oder nur stiefmütterlich nebenbei behandelt. Hinzu kommt, dass die Beschäftigung mit dem eigenen „Fall der Fälle“ nicht für jeden ein erbaulicher Zeitvertreib ist. Auch fehlte es bislang an einer einfachen, zielführenden Herangehensweise. Alles in allem schieben viele das Thema deshalb vor sich her statt es anzugehen. Das Tagesgeschäft tut leider in den meisten Fällen sein Übriges hinzu.

Wie unterstützen Sie?

T. Schleicher: Ich begleite die Unternehmer und Unternehmerinnen und packe mit ihnen gemeinsam einen Notfallkoffer. Schritt für Schritt erarbeiten wir die Ergebnisse und packen Unterlagen und Dokumente in den Koffer, die wichtig sind für den Fall der Fälle. Dafür habe ich ein ganzheitliches, auf Familien mit einem Unternehmen abgestimmtes Notfall-System entwickelt, in dem nichts dem Zufall überlassen wird.

Warum tun sich viele schwer, diesen alleine zu erstellen?

T. Schleicher: Prinzipiell kann das jeder für sich selbst erledigen. Die Grundlagen dafür biete ich in einem Video-Kurs sowie in einem Online-Workshop an, in dem die sieben wichtigsten Schritte erläutert werden. Danach ist man gerüstet, die grundlegenden Dinge sofort umzusetzen. Viele wollen bei der Umsetzung trotzdem begleitet werden, denn aufgrund meiner Erfahrung von über 500 Notfallkoffern in den letzten zehn Jahren weiß ich genau, wo es manchmal Nadelöhre gibt und wie man da durchkommt, wie z. B. beim Notfallteam und dem Notfallplan. Zudem spart ein zentraler Ansprechpartner bei dieser Aufgabe jede Menge Zeit und Geld – im Durchschnitt 90 Prozent des sonst üblichen Zeitaufwandes sowie im Durchschnitt 83 Prozent der sonst üblicherweise anfallenden Kosten. Neben der Initialzündung überhaupt anzufangen und der dauerhaften Beratung sorge ich mit meinem Team dafür, dass am Ende alles zusammenpasst und komplett ist – denn erst dann sehen wir unsere Aufgabe als erledigt an.

Wie sieht das Ergebnis aus?

T. Schleicher: In nahezu allen Fällen ist das in der Tat ein stabiler Notfallkoffer aus Aluminium, in dem alle wichtigen Dokumente und Unterlagen hinterlegt sind. Parallel dazu bieten wird ein Portal mit einem verschlüsselten elektronischen Tresor als „digitalen Koffer“. Da sind alle Unterlagen und Informationen als digitale Version hinterlegt, an die nur berechtigte Personen mit entsprechender Zugriffserlaubnis im Ernstfall rankommen.

Wie lange dauert die Erstellung eines Notfall-Koffers?

T. Schleicher: Den schnellsten Koffer haben wir in fünf Tagen gepackt, am längsten arbeiten wir heute noch. Der Mandant bestimmt das Tempo. Unser eigener Anspruch ist, in einem Zeitraum von 12 Wochen alles fertig zu haben, was wir bisher immer geschafft haben, wenn der Mandant mitzieht und es keine Sonderfälle gibt. Am Ende zählt aber immer das Ergebnis: Das muss passen. Manchmal braucht gut Ding auch Weile.

Foto: manuta/Adobe Stock
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