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Soziale Verantwortung ist für viele Unternehmer im Handwerk selbstverständlich, nicht nur für Mitarbeiter oder Kunden, sondern auch außerhalb des Betriebs. Foto: Robert Kneschke/stock.adobe.com

Mappe: Herr Anny, was sind Ihre grundsätzlichen Unternehmenswerte?
Eugène Anny: Wir möchten unseren Kunden ausschließlich in Sachen „gesund Wohnen“ beraten und bedienen und arbeiten daher ausschließlich mit nachhaltigen Naturprodukten ohne Weichmacher oder Konservierungsstoffe. Dies kommt natürlich auch der Gesundheit meiner Mitarbeiter zugute, die diese Produkte verarbeiten.
Da ich vor Jahren selber durch derartige Zusatzstoffe erkrankt bin, weiß ich wovon ich spreche. Ich habe 2012/2013 zusätzlich zu meinem Malermeistertitel noch eine Zusatzqualifikation als Lehmbaufachbetrieb vor der Handwerkskammer Koblenz und dem Dachverband Lehm erworben. Die Qualität meiner Arbeit und die Zufriedenheit meiner Kunden, sowie meiner Mitarbeiter ist mir wichtiger als schnell zu wachsen.
Mappe: Was hat Sie bewogen sich auf ökologisches Wohnen zu spezialisieren?
E. Anny: Mein eigenes Interesse an historischen und nachhaltigen Baumaterialien und deren Techniken, hat mir bei der Sanierung unseres Privathauses, Baujahr um 1700, meine Gesundheit zurückgegeben und mich dazu angehalten auch betrieblich ausschließlich mit gesundheitsverträglichen Produkten zu arbeiten, so kam es zu meiner Spezialisierung! Ich verkaufe diese Produkte somit aus Überzeugung, wobei mir der generelle Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Gesundheitsbewusstsein es sicherlich einfacher gemacht hat als Betrieb damit weiterhin existieren zu können.
Mappe: Welchen Stellenwert hat die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb?
E. Anny: Natürlich einen sehr hohen Stellenwert. Zu den nachhaltigen Prinzipien meines Betriebs gehört auch, dass Materialien, wenn möglich wiederverwendet, repariert oder saniert werden. Keine noch so bröckelige historische Decke wird abgerissen, bevor die Option der Wiederherstellung nicht abgewogen wurde. Lehm ist in dieser Hinsicht auch ein sehr nachhaltiges Produkt, weil es immer wieder neu eingesumpft und wiederverwendet werden kann, auch nach Jahren. Auch im Büro achten wir auf Nachhaltigkeit. Vom Briefpapier, über die Umschläge, bis hin zu unseren Visitenkarten und Flyern sowie den ausführlichen Prospekten drucken wir ausschließlich auf recyceltem Papier. Letztere bei einer regionalen Druckerei, die sich auf umweltfreundlichen Druck spezialisiert hat. Nur in Sachen Mobilität haben wir noch keine bezahlbare und überzeugende Lösung gefunden. Gerne fahre ich für Termine in der Nähe mal mit dem Fahrrad.
Mappe: Wie wichtig ist Ihnen das wirtschaftliche Wachstum ihres Betriebs?
E. Anny: Wir bleiben lieber klein und halten unsere Qualität und Liebe zum Detail, als jedem gerecht werden zu wollen, zumal es für die Umsetzung auch wichtig ist, dass unsere Mitarbeiter das Verständnis und Feingefühl für unsere Arbeiten mitbringen. Da es seit Jahren eh schon schwierig ist überhaupt qualifizierte Handwerker zu bekommen, ist es noch schwieriger, Handwerker mit diesem nachhaltigen Verständnis zu finden.
Mappe: Welche Kundentypen bzw. Zielgruppe sprechen Sie an?
E. Anny: Die meisten Kunden suchen uns gezielt und haben sich bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit und ökologisch Wohnen auseinandergesetzt. Sie versuchen in der Regel auch in anderen Lebensbereichen nachhaltig zu handeln und mit Rücksicht auf unsere Umwelt zu agieren. Nur wenige unserer Kunden entscheiden sich aus reinem Trendgedanken für unsere Dienstleistung, hier ist dann meistens noch viel Beratungsbedarf nötig.
Mappe: In der Sinn-Ökonomie geht es nicht nur um ökonomische Ziele, sondern auch um die Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte beim Wirtschaften. Wie setzen Sie diese Aspekte in Ihrem Betrieb im Zusammenspiel mit Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden um?
E. Anny: Ich pflege einen engen Kontakt zu meinen Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden. Auch private Probleme meiner Mitarbeiter werden, wenn möglich, vom Team mit aufgefangen. Auch der Austausch mit Lieferanten und Kunden ist sehr persönlich. Ich empfinde es zudem als ausgesprochen sinnstiftend, dass wir mit unserer Arbeit einen großen Beitrag zur Vermeidung von Sondermüll und damit zum Umweltschutz leisten.
Es ist kein Geheimnis, dass Styropordämmung, Glaswolle, Latexfarbe usw. – alles Produkte mit denen wir nicht mehr arbeiten – bei ihrer Entsorgung als teurer Sondermüll bezahlt werden müssen, da sie nicht abbaubar sind und die Umwelt massiv belasten. Leider wird dies aber viel zu wenig thematisiert.
Mappe: Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Anny.
 

Gesetzeslücke bei der EnEV
  Wie die Institution »Zukunft Altbau« (www.zukunftaltbau.de) informiert, ermöglicht die EnEV eine Ausnahmeregelung. Man kann allerdings auch von einer Gesetzeslücke sprechen, die erst in den letzten Monaten auffiel! Die gesetzliche Vorgabe geht von der durchschnittlichen Dämmstoffdicke von 14 Zentimeter aus. Bislang galt die rund zehn Jahre alte Regel, dass die Dämmschicht der Fassade je nach Dämmmaterial und Zustand der Außenwand mindestens 12 bis 16 Zentimeter dick sein muss, um die gesetzlichen Minimalstandards der Energieeinsparverordnung EnEV zu erfüllen. Wie die Gesetzeslücke überhaupt zustande kam, ist bislang unklar. [ttt-gallery-image]   Die gesetzlichen Vorgaben gelten nicht, wenn bei der Sanierung ein Wärmedämm-Verbundsystem ohne Abschlagen des Altputzes angebracht wird. Bleibt der bestehende Außenputz dran, ist tatsächlich auch weniger Dämmung erlaubt. Wer diese Möglichkeit nutzt, tut sich damit aber keinen Gefallen, warnt das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau. Die Vor-Ort-Situation Ein Hauseigentümer in Ebersbach bei Göppingen hatte im Sommer 2016 begonnen, seine Fassade mit einer nur vier Zentimeter dicken Dämmung zu verkleiden. Die untere Baurechtsbehörde ordnete daraufhin einen Baustopp an. Doch dann kamen erste Zweifel, ob der Ebersbacher Fall, das Anbringen der Dämmung auf den nicht entfernten Altputz, von der EnEV überhaupt mit Anforderungen versehen ist. Die Antwort der Projektgruppe EnEV der Bauministerkonferenz vom 27. September brachte Gewissheit: Nein, in solchen Fällen gibt es keine Regelung der Außenwanddämmung. Auch der Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade (SAF) berichtet auf seiner Homepage über diese Situation und stellt einen Auszug des Antwortschreibens der Bauministerkonferenz vom 27.09.2016 vor. Zitat: »(…) Wird hingegen ein Wärmedämmverbundsystem ohne Abschlagen des Altputzes angebracht, bleibt es mit der derzeitigen Regelung der EnEV 2013 dem Hauseigentümer überlassen, in welcher Dicke die Dammschicht ausgeführt wird. (…)«. Wie Zukunft Altbau berichtet, wurde bei der letzten Änderung der EnEV, die im Mai 2014 in Kraft trat, die folgenschwere Änderung mit aufgenommen. Davor gab es die Ausnahme nicht. Ob diese Entscheidung Bestand hat, wird sich zeigen, denn man hat im Lauf der Jahre mehr als 20 sogenannte Interpretationen der EnEV herausgegeben. Darin werden Klarstellungen zur Auslegung der Verordnung definiert. Dickere Dämmung ist besser Wer mit dem Gedanken spielt, die EnEV-Ausnahmeregelung in Anspruch zu nehmen, sollte Folgendes bedenken: Mit einer geringeren Dämmstoffdicke werden nur wenig Investitionskosten gespart. Handwerker und ihr Gerüst, das Verkleben und die Putzschicht müssen sowieso bezahlt werden, es fallen nur geringe Materialkosten weg. »Pro Zentimeter Dämmstärke belaufen sich die eingesparten Kosten auf durchschnittlich zwei Euro je Quadratmeter«, sagt Dr. Volker Kienzlen, Leiter der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg. »Diese Ersparnis wird durch den höheren Energie- verbrauch über die Lebensdauer mehr als aufgefressen.« Wirtschaftlich seien dünnere Dämmplatten daher nicht. Ein weiterer Grund spricht gegen eine reduzierte Dämmung. Da eine einmal aufgebrachte Fassadendämmung Jahrzehnte in Betrieb ist, sind Gebäudeeigentümer mit geringeren Dämmdicken nur unzureichend vor künftigen Preissteigerungen gewappnet. »Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass der Preis für Heizenergie in 20, 30 Jahren IMMer noch so niedrig ist wie heute«, so Kienzlen. »Wer jetzt nur mit acht bis zehn Zentimeter dämmt, macht sich abhängiger von einem steigenden Energiepreis und muss eventuell teuer nachdämmen.« Viele Experten empfehlen Hauseigentümern, bei einer Sanierung sogar noch besser zu dämmen, als der Gesetzgeber fordert. Die für eine KfW-Förderung vorgegebene Qualität ist dabei sinnvoll. Wer etwa 16 bis 20 Zentimeter Dämmung anbringen lässt, kommt in den Genuss des staatlichen Fördergeldes. Das macht schnell mehrere Tausend Euro aus und deckt die Mehrkosten ab, die bei einer besonders dicken Dämmung entstehen. Eigentümer in Baden-Württemberg erfüllen mit einer solchen Dämmung außerdem die Anforderungen, die das Erneuerbare-Wärme-Gesetz des Landes bei einem späteren Heizungstausch stellt. Quelle: www.zukunftaltbau.de
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