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Foto: privat

Vom Rollstuhl kämpft er sich zurück in seinen Betrieb und in den Alltag. 2017 erlitt er einen Schlaganfall, tags darauf im Krankenhaus den zweiten. Seine linke Körperhälfte war komplett gelähmt. Zusätzlich bewegte das Ehepaar Hess die existentielle Frage: „Was wird aus unserem Unternehmen?“ Sein Malerbetrieb in Siershahn, in der 5. Familiengeneration, beschäftigt sieben Mitarbeiter. Der Malermeister entschied auf der Intensivstation und sagte zu seiner Frau: „Ich gebe nicht auf. Für Dich und meinen Sohn. Mach bitte in meinem Sinne weiter, bis ich zurückkomme.“„Alle Mitarbeiter besuchten mich im Krankenhaus und versicherten mir, sie würden das Schiff nicht verlassen“, erzählt Andreas Hess. Auch das habe ihn enorm motiviert. Während seiner Rehabilitation hielt er aus der Ferne die betrieblichen Fäden in der Hand. Am Anfang half der Vater mit. Jetzt ist Hess wieder einige Stunden täglich in seinem Betrieb. „Ich bin langsamer und meine Mitarbeiter ersetzen mir den linken Arm in der Praxis. Kundenbetreuung, Verhandlungen, Aufmaß und Angebote erledige ich mich mit Hilfe meiner Frau“, schildert der 52-Jährige. Mit seiner Krankheit und seinen Handicaps geht er offen um. „Die Leute reagieren sehr positiv, wenn ich ihnen von meinem Ereignis erzähle“, sagt Andreas Hess. Um anderen Mut zu machen, postet die Familie regelmäßig und offen fast den gesamten Verlauf von seiner Genesung bis heute auf ihrer Facebook-Seite.Für seinen Einsatz bei der Genesung und als Mut-Macher ist Andreas Hess jetzt für den Motivationspreis der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nominiert. Die Stiftung mit Sitz in Gütersloh verleiht die Auszeichnung alle zwei Jahre an Menschen, die anderen ein gutes Vorbild sein können. Die Preisverleihung ist für 6. November geplant.Stolz ist der Familienvater auf seinen Sohn Sammy. Er war im Moment des Unglücks sieben Jahren alt und stand seiner Mutter großartig zur Seite. „Das hat ihn früher erwachsen gemacht“, sagt Hess. Es gebe ab und zu noch Tränen, aber mehr glückliche Momente. „Für mich gibt es nur eins: ab nach vorne, niemals zurück“, bringt er seine Lebens-Maxime auf den Punkt. Er nehme immer noch seine Reha-Termine wahr und informiere sich stets über neue Entwicklungen in der Neurologie, Physio- und Ergotherapie. Der begeisterte Hobby-Koch verlor 28 Kilo Gewicht, weil er seine Ernährung umstellte.Sein Auto will Andreas Hess erst fahren, wenn er sich auf seinen linken Arm vollends verlassen kann. Das Element Wasser rückt für den Sporttaucher wieder in erreichbare Nähe. „Da will ich mit meiner Frau wieder hin, sobald mir der Facharzt grünes Licht gibt“, ist sich der Westerwälder sicher. „Mein Lebensmut ist ungebrochen. Ich bekomme so viel Liebe von meiner Frau und meinem Sohn, da lohnt es sich zu kämpfen“, freut sich Andreas Hess.

Mit Blaulicht und Pinsel
Man muss schon zweimal hinsehen, um das »Einsatzfahrzeug« von Lutz Gusowski als Malernutzfahrzeug zu erkennen. Der Lieferwagen des Handwerksmeisters ist nämlich detailgetreu wie ein Polizeiauto beklebt. Was hinter der cleveren Marketing-Strategie des Betriebs steckt. [tttgallery] Der Transporter von Malermeister Lutz Gusowski fährt vor: leuchtendes Blau, strahlendes Gelb und Silber. Eine Kombination, die bekannt vorkommt? Kein Wunder, denn von Weitem lässt sich das authentisch beklebte Malerfahrzeug kaum von einem echten Polizeiauto unterscheiden. Auffallen ist das Ziel des Malermeisters, und die Strategie geht auf. „Ich will mit dem Logo auffallen, denn es ist zusätzliche Werbung für den Betrieb“, sagt Gusowski. Aber nicht nur für seine Firma will der Handwerksmeister werben, sondern auch für das Handwerk im Allgemeinen. „Wir haben gerade bei jungen Menschen einen eher angestaubten Ruf. Aber viele Betriebe sind fortschrittlich, innovativ und modern – das will ich damit zeigen“, erklärt er. Vom normalen Malerbetrieb zum Gesprächsthema der Stadt Nur im Notfall lässt Malermeister Gusowski einen seiner acht Mitarbeiter ans Steuer des blauen Citroen Berlingo. In der Regel nutzt der Chef das auffällige Gefährt persönlich, vor allem zur Kundenakquise. Dass sich der Malerbetrieb in einer belebten Gegend der Stadt befindet, kommt der ungewöhnlichen Marketingstrategie dabei entgegen. »Gegenüber ist eine beliebte Bäckerei. Wenn die Leute da sitzen und ihren Kaffee trinken, schauen sie genau auf das Auto«, erzählt der 53-Jährige. Inzwischen erhält der Betrieb sogar Anrufe von Kunden, die explizit nach dem »Polizeiauto« fragen. »Seitdem wir das Auto haben, ist mein Betrieb hier ein echtes Gesprächsthema«, sagt Gusowski. Strategie mit Erfolg – Die Auftragszahlen steigen Die Motorhaube und die Seitentüren des blau-silbernen Autos sind in großen Buchstaben mit der Internetadresse beklebt. Diese ist bewusst kurz gewählt, denn so sei sie leichter zu merken. Viele der Kunden merkten gar an, dass sie ohne das auffällige Auto möglicherweise nie auf den Malerbetrieb aufmerksam geworden wären. »Kunden schauen heutzutage schon genau auf die Kosten. Wenn ich dann mit einem starken Auftritt punkten kann, schadet das nichts – im Gegenteil«, betont der Rheinländer. Dass dieser Werbeansatz ankommt, spiegeln auch die Zugriffszahlen der Website, des 2009 gegründeten Betriebs, wider: »Wir können schon feststellen, dass die Zugriffe stark angestiegen sind», betont der Malermeister. Auch die Zahl der Anfragen über das Kontaktformular auf der Website habe sich erhöht,  insgesamt würden sich rund 70 Prozent der Anfragen in Aufträge verwandeln. Darf man das denn eigentlich? Beim ersten Kontakt mit dem neuen Wagen war die Reaktion der überraschten Kunden und Kollegen meist: »Darf man das?«. Natürlich hat sich der Malermeister vor seinem Vorhaben gründlich informiert: „Ich arbeite eng mit einer Rechtsanwaltskanzlei zusammen und habe das natürlich im Vorfeld geklärt“. In Zusammenarbeit mit einem Fachmann für Werbetechnik wurde der Entwurf ausgearbeitet. Der Blauton, der tatsächlich derselbe ist, mit dem auch Polizeiautos beklebt sind, ist rechtlich nicht geschützt. Lediglich der Schriftzug »Polizei« ist der Polizei selbst vorbehalten. Inspiriert wurde Lutz Gusowski von einem ähnlich beklebten Lieferwagen in Berlin. Sein Fazit nach vier Monaten ist durchweg positiv: »Wir fallen auf und das ist Werbung, die nichts extra kostet. Wenn ich dadurch noch neue Kunden generieren kann, umso besser.«
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Foto: manuta/Adobe Stock
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