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29. März 2023
Redaktion
Interview

Wie drei Geschäftssparten regional überzeugen

Harald Hüttner bildet die fünfte Generation des seit 1865 bestehenden gleichnamigen Erlanger Familienunternehmens. Seit 2001 hat Harald Hüttner seine gesellschaftlichen Aktivitäten konsequent auf Privatkundinnen und -kunden ausgerichtet und auf drei Säulen gestellt. Wie das Zusammenspiel zwischen Hüttner Malerbetrieb, Hüttner Fachhandel und Hüttner Künstlerbedarf funktioniert, warum Regionalität als Verkaufsargument punktet und weshalb er optimistisch in die Zukunft blickt, verrät Harald Hüttner im Interview.
Harald
Foto: Hüttner
Beratungsaffin und kundenorientiert: Harald Hüttner in seinem Fachhandelsgeschäft.

Malerbetrieb, Fachhandel, Künstlerbedarf – über allem steht der Name Hüttner. Warum sind Sie in gleich drei Geschäftsbereichen aktiv?

Harald Hüttner: Die Malersparte ist seit 158 Jahren der Kern unseres Familiengeschäfts und hat uns zum zweitältesten Handwerksbetrieb Erlangens gemacht. Erst in den 2000er-Jahren haben wir den Fachhandel und den Künstlerbedarf in zwei getrennten Ladengeschäften an unserem Firmensitz in der Innenstadt aufgebaut. Die Idee für beide Lokale entstand vielmehr aus dem Spaß an unserem Handwerk und der Liebe zum Gestalten mit Farbe als aus strategischen Überlegungen.

Das heißt konkret?

H. Hüttner: Die Entscheidung für den Fachhandel fiel in einer Zeit, in der sehr viele Menschen sich fürs Selbermachen interessierten – und ich bei mehreren Baumarktbesuchen hörte, welche Auskünfte die Kundschaft vom Verkaufspersonal zum Thema Beschichtungen erhielt. Ich hätte mich jedes Mal am liebsten in die Gespräche eingeklinkt. Meine Überzeugung ist: Wenn jemand selbst den Pinsel ansetzen will, dann braucht er vernünftige Beratung und vernünftiges Material. Genau das bekommen Do-it-yourselfer in unserem Fachgeschäft, von Farben in gewünschter Abtönung, Tapeten und Böden bis zum Profiwerkzeug.
Auch der Künstlerbedarf ist aus einem sehr persönlichen Antrieb heraus entstanden. An der Berufsschule habe ich Fachpraxis in Farblehre und -gestaltung unterrichtet und anschließend mit der abstrakten Malerei begonnen. Malerei hat für mich viel mit Stimmung zu tun. Wenn ich dann erst online die passenden Acrylfaben bestellen muss, ist die Inspiration weg, bevor das Paket eintrifft. In Erlangen dagegen kann man einfach bei uns vorbeischauen und sogar Malkurse belegen.

Dann sind Ihr Fachhandel und Ihr Künstlerbedarf nicht nur Mittel zum Zweck, um Kundschaft für den Malerbetrieb zu generieren?

H. Hüttner: Genau. Alle Geschäftszweige sind selbsttragend. Mit dem Fachhandel machen wir zwölf Prozent unseres Gesamtumsatzes, mit steigender Tendenz. Die Menschen schätzen, was sie bei uns bekommen, und geben uns ein enorm positives Feedback zu unserer Beratungsleistung, auch in Online-Bewertungen. Wir akquirieren in unserem Fachhandel nicht offensiv für den Malerbetrieb, doch natürlich entstehen aus dem Vertrauensverhältnis Aufträge für unsere Handwerkssparte. Ein Kunde, der bei uns Innenfarben gekauft hat und sich nicht selbst an seine Fassade traut, fragt dann aktiv nach, ob wir diese Leistung komplett übernehmen können.

Was für eine Unternehmerpersönlichkeit muss man sein, damit ein Geschäftsmodell wie Ihres funktioniert?

H. Hüttner: Letztendlich muss es dem Unternehmer oder der Unternehmerin Spaß machen, sich mit Menschen auseinander zu setzen, sich in ihre Wünsche einzufühlen und daraus die individuell sowie fachlich passende Lösung zu entwickeln. Über diese Herangehensweise zu verkaufen ist nicht schwer, weil sie eine persönliche Ebene herstellt und Vertrauen schafft. Und darauf kommt es bei der Privatkundschaft an. Sie macht den größten Teil unserer Fachhandelskunden aus. Auch im Malerbetrieb haben wir den Privatkundenanteil bewusst von 40 Prozent vor gut 20 Jahren auf heute 85 Prozent gesteigert.

Stichwort Regionalität: Welchen Stellenwert hat diese Eigenschaft heute bei Privatkundinnen und -kunden?

H. Hüttner: Da hat sich gewaltig etwas verändert. Bei regionalen und damit sozial und ökologisch nachhaltigen Leistungen werden Menschen heute viel hellhöriger. Das spielt uns Handwerksbetrieben in die Karten: „Regional“ ist für viele inzwischen mehr wert als „50 Cent billiger“. Wenn man wie wir mit einem Handwerkerverbund aus regional ansässigen Betrieben arbeitet, hat man noch ein weiteres Ass im Ärmel. Probleme können auf kurzen Wegen für die Kundschaft gelöst werden. Auch das erzeugt wieder Vertrauen und damit Loyalität.

Mit welchen werblichen Maßnahmen halten Sie Ihre Angebote in der Region im Gespräch?

H. Hüttner: Aufgrund unserer sehr langen Firmengeschichte und unserer Sichtbarkeit durch die Ladengeschäfte haben wir einen hohen Bekanntheitsgrad in Erlangen. Dennoch zeigen wir uns offensiv in der Öffentlichkeit. Neben Sportsponsoring und sozialen Engagements – von Tierheimspenden bis zur Unterstützung eines jährlichen Benefizlaufs für einen guten Zweck – machen wir regelmäßig Werbung für den Fachhandel.

Viele Betriebe der Bau- und Ausbaubranche schauen verunsichert in die Zukunft. Und Sie?

H. Hüttner: Mir ist nicht bange. Zum einen gibt es über die Jahrzehnte immer wieder ein Auf und Ab bei konjunkturellen Entwicklungen. Zum zweiten sind die Hüttner-Betriebe ganz klar auf Privatkundschaft und den Bereich der Renovierung und Modernisierung ausgerichtet. Während den Corona-Jahren hat sich eine ganz neue Wertschätzung fürs häusliche Umfeld entwickelt. Homeoffice wird bleiben. Nicht zuletzt haben wir Malerinnen und Maler mit unseren Leistungen im Bereich energetischer Sanierung noch einen weiteren Pfeil im Köcher, der für das Brennpunktthema Klimaschutz unverzichtbar ist.

Foto: manuta/Adobe Stock
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