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Vliestapeten verarbeiten

Probleme und Lösungen im Jahr 2024

Der Artikel beleuchtet aktuelle Herausforderungen bei der Verarbeitung von Vliestapeten, darunter Nahtprobleme und Untergrundvorbereitung. Experten geben praxisnahe Lösungen und Empfehlungen zur Wahl des richtigen Kleisters und Werkzeugs, um einwandfreie Ergebnisse zu erzielen.

Vliestapeten – Ein Überblick über aktuelle Herausforderungen und Lösungen

Heutzutage sind Vliestapeten in der Bau- und Renovierungsbranche weit verbreitet. Aber sind alle Probleme bei der Verarbeitung von Vliestapeten wirklich gelöst? Wir haben bei Praktikern aus der Malerbranche nachgefragt und Meinungen zu den häufigsten Fragen unserer Leser gesammelt.

Probleme im Nahtbereich

Martin Deimel von der Technischen Beratungsstelle des westfälischen Landesinnungsverbands erklärt: „Bei fertigen Vliestapeten kann es zu Nahtblitzern kommen, die sich nach dem Tapezieren und der Trocknung des Klebemittels störend abzeichnen.“ Erwin Schröter, Malermeister aus Stuttgart, fügt hinzu: „Obwohl selten, können im Stoßbereich sichtbare Unterschiede durch leicht andersfarbig nuancierte Bereiche auftreten, obwohl die Druckqualität generell sehr gut ist.“ Lothar Steinbrecher, auch bekannt als der „Tapetenpapst“, bestätigt: „Gravierende Probleme mit Vliestapeten gibt es zwar nicht, aber minimale Nahtveränderungen wie Nahtöffnungen treten öfter auf.“

Ursachen und Lösungen

Die Ursachen für diese Probleme können vielfältig sein, wie Susanne Reichte Kate, Technische Bevollmächtige bei HenkelMetylan, erklärt: „Probleme können auftreten, wenn zugesicherte Eigenschaften wie die Dimensionsstabilität nicht gegeben sind oder der Untergrund nicht entsprechend geprüft und vorbereitet wurde. Auch die Verwendung eines nicht empfohlenen Klebemittels kann zu Schwierigkeiten führen.“ Sie betont die Wichtigkeit des Systemgedankens und der Verwendung von aufeinander abgestimmten Produkten sowohl für die Untergrundvorbehandlung als auch für die Verklebung.

Martin Deimel nennt als weiteren Grund die schwankende Qualität bei den Trägervliesen: „Trotz der grundsätzlichen Dimensionsstabilität kann es zu minimalen Dimensionsänderungen kommen, die im Nahtbereich zum Aufstellen des Vliesmaterials und somit zu Spitznähten führen können.“ Er empfiehlt Malern, preiswerten Vliestapeten eine kleine Weichzeit zu geben, um diese Probleme zu minimieren.

Den Untergrund richtig vorbereiten

Eine sorgfältige und fachgerechte Untergrundvorbereitung ist entscheidend für ein gutes Arbeitsergebnis. Susanne Reichte Kate verweist auf die gültigen technischen Regelwerke, speziell die BFS-Merkblätter 7 und 16. Rüdiger von Preen von A. S. Création betont, dass der Maler auf einen einfarbigen, sorgfältig vorbereiteten und saugfähigen Untergrund achten muss. Arne Weiß von Pufas warnt vor Voranstrichen mit Dispersionsfarben und empfiehlt spezielle Tapetengrundierungen, um eine Wasseraufnahmefähigkeit des Untergrundes zu gewährleisten.

Holger Borowski von Rasch bestätigt: „Untergründe werden häufig falsch grundiert, was zu Haftungsproblemen führen kann. Eine weiß pigmentierte Tapetengrundierung stellt den Untergrund farblich neutral ein und gewährleistet eine gute Haftung des Kleisters.“ HansPeter Wagner von der Marburger Tapetenfabrik ergänzt: „Bei neuen Gipsputzen und vollflächig gespachtelten Flächen ist oft eine Vorbehandlung mit verdünntem Kleister ausreichend, um einen optimalen Tapezieruntergrund zu schaffen.“

Vliestapeten tapezieren: Das Klebemittel muss passen

Das Klebemittel spielt eine entscheidende Rolle beim Tapezierergebnis. Susanne Reichte Kate empfiehlt für Standardverklebungen Klebemittel mit mittlerem Festkörpergehalt wie Metylan direct oder Metylan TG Power Granulat plus. Arne Weiß betont, dass der Feststoffgehalt des Kleisters an die Grammatur des Trägermaterials angepasst sein sollte. Hans Peter Wagner erklärt: „Für mittelschwere Vliestapeten eignen sich gut Roll- oder Direktkleister im Ansatz 1:20. Für schwere Vliestapeten sind wasserarme Klebemittel im Ansatz 1:10 oder 1:12 vorzuziehen.“

Eine gleichmäßige Kleisterverteilung ist entscheidend für ein gutes Ergebnis. Susanne Reichte Kate rät, dass beim Einsatz eines Kleistergeräts keine Weichzeiten vorzuschalten sind und die Bahn direkt verklebt werden kann. Beim Andrücken der Bahnen sollten Luftblasen gründlich entfernt werden, da sich diese bei Vliestapeten nicht von selbst zurückziehen.

Werkzeug und Technik

Das richtige Werkzeug ist ebenfalls wichtig. Rüdiger von Preen warnt vor zu festem Anrollen mit der Moosgummirolle, da dies die Tapete in der Länge verändern kann. Susanne Reichte Kate empfiehlt je nach Empfindlichkeit der Oberfläche Tapezierspachtel oder Moosgummirolle zu verwenden. HansPeter Wagner beschreibt seine Methode: „Ich nehme den Tapezierwischer und fixiere die Tapete lotrecht an der Wand. Die Nähte behandle ich mit einem konischen Nahtroller mit wenig Druck, um kein Klebemittel rauszuquetschen. Zum Beschneiden der Tapete nutze ich einen Tapezierspachtel und ein Cuttermesser.“

Malermeister Erwin Schröter betont die Wichtigkeit einer sorgfältigen Untergrundvorbereitung: „Auch eine leicht strukturierte Tapete benötigt einen glatten Untergrund. Wir schleifen grundsätzlich maschinell bei künstlichem Streiflicht und schaffen einen gleichfarbigen Untergrund bei hellen und nicht gut abdeckenden Vliestapeten.“

Fazit

Die Verarbeitung von Vliestapeten bietet viele Vorteile, erfordert jedoch sorgfältige Vorbereitung und die richtige Technik. Durch die Berücksichtigung der genannten Tipps und Empfehlungen können Maler optimale Ergebnisse erzielen und häufige Probleme vermeiden. So bleibt die Arbeit mit Vliestapeten auch in Zukunft effizient und zufriedenstellend für alle Beteiligten.

Foto: manuta/Adobe Stock
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