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Foto: Adobe Stock

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[tttgallery id=“1646″] Mappe: Herr Bauer, Herr Baumann, wie sehen Sie die Entwick­lung hin zu immer mehr mobilen Generalisten? Jan Bauer: Dieser Modebegriff „mobile Generalisten“ ist mir zu unpräzise. Üblicherweise spricht man wohl von „Ein-Mann-Betrieben“. Aber da wird es differenziert. Es gibt die seriösen Ein-Mann-Malerbetriebe, die eine Meisterqualifikation haben und in der Innung sind. Diese Betriebe liefern oft höchste Qualität ab, typischerweise im Innenbereich und bei der Privatkundschaft. Das war schon immer so und das ist ganz normal und okay. Wenn jemand keine eigene Werkstatt hat, kann er dennoch gute Arbeit machen. Aber betriebswirtschaftlich ist das eine Rechenaufgabe. Viele werkstattlose Maler stehen morgens beim Großhandel und holen sich ihr Material für den Arbeitstag ab. Da werden die Lagerkosten gegen Lohnkosten getauscht. Und ein noch so kleiner Malerbetrieb hat heute mehr Werkzeuge und Maschinen als in einem Kastenwagen unterzubringen sind. Also ohne Werkstatt wird eine hohe Qualität auf Dauer nur schwer zu halten sein. Auf der anderen Seite gibt es die Unseriösen. Das sind keine Maler, sondern Reisegewerbetreibende, Holz- und Bautenschützer oder Hausmeisterservices. Die tummeln sich überall, als Subunternehmer auch im Gewerbebau. Diese Gruppe wächst tatsächlich. Das ist für unser Gewerk nicht gut. Ein vermeintlicher Generalist wie der Hausmeisterservice, der vom Schneeräumen über Wände beschichten bis zur Dacheindeckung alle Gewerke anbietet, wird niemals die gleiche Qualität erbringen können. Gibt es Statistiken und Zahlen zur Entwicklung der mobilen Generalisten im Maler- und Lackiererhandwerk? Jörg Baumann: Genaue statistische Zahlen liegen uns nicht vor. Aus meiner Wahrnehmung und aus der Rückmeldung der Innungen heraus: Die Zahl der weniger seriösen Generalisten nimmt zu. Und wir sehen, dass die Bezeichnung dieser Anbieter wechselt. Früher firmierten die Ein-Mann-Betriebe oft unter der Bezeichnung „Bautenschützer“, dann vor allen unter „Hausmeisterservice“. Nachdem sich lange viele Anbieter als Fliesenleger deklarierten, hat heute der Raumausstatter Konjunktur. Deshalb unterstützen wir im Übrigen die Wiedereinführung der Meisterpflicht in diesen beiden Handwerken. [tttgallery id=“1644″] Welche Herausforderungen oder Chancen gibt es durch die Zunahme der Werkstattlosen für das Malerhandwerk? Jan Bauer: Wir müssen die fachliche Leistung besonders bei den einfachen Arbeiten, zu der ich zum Beispiel die Überholungsbeschichtung einer Innenwandfläche etwa in einer Mietwohnung zähle, stärker herausstellen. Vielen Kunden ist nicht bewusst, dass gerade hier fehlende Kenntnisse und falsche Materialien erhebliche Mängel zur Folge haben können. Hier müssen wir die meisterhafte Leistung von den Generalisten absetzen. Die Generalisten werden nicht mehr vom Markt verschwinden. Die Frage stellt sich, ob es nicht möglich ist, die Inhaber besser zu qualifizieren und in die Innungen einzugliedern. Dies würde sicher schon einen Großteil der Streu vom Weizen trennen. Muss das traditionelle Handwerk vor zu vielen mobilen Generalisten geschützt werden oder reguliert sich der Markt in Zeiten ausgelasteter Betriebe von selbst? Jörg Baumann: Natürlich werden viele Kunden, die mit unseriösen Generalisten negative Erfahrungen machen, auch wieder zum Fachhandwerker zurückkehren. Aber diese Erfahrungen werden viele Auftraggeber immer wieder neu sammeln, weil sie auf den Preis geschaut haben. Und ein Auftrag, der so dem Meisterbetrieb verloren geht, ist eben erst einmal verloren. Und die Zeiten, in denen viele Betriebe keine volle Auslastung mehr haben, werden auch wiederkommen. Da wird dann schon wieder genauer hingeschaut, ob ein Generalist das darf, was er gerade bei dem Kunden ausführt. Für Verbraucher sind mobile Generalisten oft sehr bequem und häufig auch kostengünstiger als stationäre Meisterbetriebe. Wie kann man Verbraucher sensibilisieren, doch besser auf letztere zurückzugreifen? Jörg Baumann: Nur noch einmal zur Klarstellung: Wir sprechen hier nicht von Alleinmeistern ohne Werkstatt, sondern von unseriösen Anbietern. Insgesamt muss dem Verbraucher als Auftraggeber klar gemacht werden, dass eine handwerkliche Leistung mehr ist als nur mal schnell eine Wand beschichten. Die sorgfältige Ausarbeitung eines Angebots, insbesondere die fachliche Beurteilung des Untergrunds, die Leistungserbringung selbst bis hin zur guten Beratung über Pflege und Wartung können von mobilen Generalisten nicht für alle Gewerke erfüllt werden. Allerdings darf man eben nicht verallgemeinern und alle Betriebe über einen Kamm scheren. Es wird auch der eine oder andere Betrieb mit guter Qualität darunter zu finden sein und diese sollten dann ihren Weg in die Innungen finden. [tttgallery id=“1645″] Es soll sogar Meisterbetriebe geben, die ihre Werkstätten aufgegeben haben und nun ebenfalls als mobile Generalisten unterwegs sind. Können Sie das für das Malerhandwerk bestätigen? Jan Bauer: Das wird es sicher geben, vor allem wenn jemand mit dem eigenen Betrieb aus irgendwelchen Gründen überfordert ist. Zahlen dazu haben wir nicht. Aber nochmal: Diese Meister leisten weiterhin gute Arbeit, sind oft noch in der Innung und arbeiten in Netzwerken mit Kollegen. Wie ist die Gewährleistung der mobilen Generalisten geregelt? Jörg Baumann: Die Gewährleistung ist dieselbe wie bei stationären Betrieben. Der 
Gesetzgeber macht da keinen Unterschied. Dennoch geht der Auftraggeber hier ein 
Risiko ein. Viele Generalisten werden betrieblich das Ende der Gewährleistungszeit nicht überleben. Das hat man beispielsweise bei den Fliesenlegern gesehen, die ja nach der Abschaffung der Meisterpflicht einen Gründungsboom hatten, von dem wenige Betriebe übrigblieben. Der Auftraggeber bleibt dann auf seinem Schaden sitzen. Denn ein Betrieb, der nicht mehr existiert, kann auch keine Gewährleistungsansprüche mehr erfüllen. Können die mobilen Generalisten ein Teil der Lösung gegen den Fachkräftemangel und lange Wartezeiten bei Handwerkern sein? Jan Bauer: Klar ist, dass ungeduldige Verbraucher, die kurzfristig einen Maler suchen und ihr Projekt nicht gründlich planen, in der gegenwärtigen Konjunktur ihr Heil bei den Hausmeisterservices suchen. Eine Lösung ist das aber ganz sicher nicht. Wartezeiten kann man am besten durch vorausschauende Planung begegnen. Diese Anbieter können nicht die gut ausgebildete Fachkraft unter Führung eines Malermeisters ersetzen. Im Zusammenspiel dieser beiden Beteiligten am Bau werden viele Probleme im Vorhinein erkannt, besprochen und geklärt, sodass eine fachgerechte Leistung erbracht wird. Der eben angesprochene Gewährleistungsfall wird gerade deshalb nicht eintreten. Und ein Fachkräftemangel kann ohnehin nicht durch ungelernte Hilfskräfte beseitigt werden. Wie sehen Sie als Inhaber eines Malerbetriebs die Entwicklung zu immer mehr werkstattlosen Handwerkern? Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit diesen Handwerkskollegen gemacht? Jan Bauer: Natürlich mache ich die eine oder andere Erfahrung mit werkstattlosen Handwerkern. Oder ich bekomme es von Kollegen mit. Dazu gehören gute Erfahrungen mit ausgebildeten Kollegen, die lediglich keine eigene Werkstatt haben. Aber auch schlechte mit unseriösen Anbietern, vor allem dann, wenn wir als Innungsmaler von verzweifelten Kunden angerufen werden, wenn der Schaden da ist. Probleme gibt es mit der Sorgfalt der Ausführung, mit Staub und vermüllten Baustellen sowie zahlreichen Nachbesserungen. Alles Dinge, die durch gute Ausbildung, fachgerechte Planung und die Anleitung eines erfahrenen Meisters zu verhindern sind. Herr Bauer, Herr Baumann, vielen Dank für Ihre Ausführungen.

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