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Zu Beginn der kalten und nassen Jahreszeit wird in den Medien wieder verstärkt über Schimmel in Wohnungen berichtet. Oft läuft die Berichterstattung nicht sachlich ab, sondern es werden Ängste geschürt anstatt mit Vorurteilen aufzuräumen und sachlich zu erklären, wie sich Schimmel vermeiden lässt – und wie man ihn fachgemäß entfernt, wenn er bereits da ist. Wir von der MAPPE möchten diesen Kreislauf durchbrechen. Wir informieren Maler über alles, was sie über Schimmelsanierung wissen müssen. Zudem erhalten Sie Tipps zum richtigen Umgang mit betroffenen Kunden. Beim sachlichen Umgang mit Schimmelbefall kann auch das zurate ziehen eines Sachverständigen helfen. MAPPE-Autorin Bärbel Daiber interviewte deshalb Frank Deitschun vom Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger (BVS). Dabei ging es nicht nur darum, wie man Schimmelbefall vermeidet und beseitigt, sondern auch um den Nutzen von Sachverständigen und darum, was einen guten Schimmelsanierer ausmacht. [ttt-gallery-image] Mappe: Zu Beginn der kalten und nassen Jahreszeit wird in den Medien wieder verstärkt über Schimmel in Wohnungen berichtet. Dabei wird vor allem auf die Gesundheitsgefahren eingegangen. Ist dies aus Sicht der Schimmelpilz-Sachverständigen gut und hilfreich oder wird dadurch ein unnötiger Hype ausgelöst? Frank Deitschun: Schimmelpilze können immer ein Indikator für Feuchtigkeit in der Wohnung sein. Die Ursache dafür können falsches Heiz- und Lüftverhalten, Feuchtigkeit im Mauerwerk, Leckagen oder andere Schäden am Gebäude sein. Ist ein Mensch dem Schimmelpilz über einen langen Zeitraum ausgesetzt, kann dies zu Atemwegserkrankungen und Infektionen führen. Zur Beurteilung etwaiger Einschränkungen ist medizinischer Rat unabdingbar. Zur Vermeidung von Schimmelbefall ist es wichtig, die Wohnung bzw. das Haus regelmäßig zu kontrollieren. Kleine Schimmelstellen lassen sich von gesunden Personen selbst beseitigen und stellen keine Gefährdung dar. Zudem ist es hilfreich, gerade in der nasskalten Jahreszeit ausreichend zu heizen und lüften. Dies ist die beste Möglichkeit zur Vermeidung von Schimmelpilzschäden. Über das richtige Heizen und Lüften informiert eine Broschüre unseres Verbands, die der Maler an seine Kunden weitergeben kann. Zudem haben wir eine Richtlinie zur Erkennung von Schimmelpilzschäden herausgegeben, die für Maler sehr hilfreich ist. Mappe: Können Sie beim Wohnungsschimmel eine Zunahme feststellen? Welche Rolle spielt dabei durch geändertes Nutzerverhalten wie z. B. Einsparungen beim Heizen oder zu wenig Lüften? Frank Deitschun: Genügend zu heizen und zu lüften ist unabdingbar – gerade durch die zunehmend dichteren Bauweisen. Schimmelpilzschäden in Wohnräumen nehmen durch die in sehr kurzen Zeiträumen errichteten Neubauten und die damit verbundene Feuchtigkeit in diesen zu. Gleichzeitig veranlassen die steigenden Energiekosten Bewohner oft dazu, Heizkosten zu sparen. Hinzu kommen die Grundsätze der Physik, die nun einmal festlegen, dass trockene Luft einen höheren Dämmwert als Feuchtluft hat. Deshalb ist es erforderlich, während der Heizperiode für eine relative Luftfeuchtigkeit von unter 60 % zu sorgen, damit es nicht zu Kondensatausfall an kalten Bauteilen kommt. Wird dies nicht beachtet wird, ist oft Schimmelpilzbildung die Folge. Eine weitere Ursache können baukonstruktive Fehler sein, die sachverständig zu prüfen und auszuschließen sind. Mappe: Wie beurteilen Sie die zunehmende Schimmelangst: Ist sie berechtigt oder reagieren immer mehr Menschen übertrieben auf die Schimmelgefahr? Frank Deitschun: Angst ist überflüssig, wenn die Ursachen bekannt sind, die Schimmelpilze entstehen lassen. Häufig ist es das falsche Heiz- und Lüftverhalten, aber auch die Baukonstruktion kann eine mögliche Ursache sein sowie auch Wasserschäden. Ist der Verbraucher aufgeklärt, so kann dann in richtiger Weise geheizt und gelüftet werden, damit kein Schimmel entstehen kann. Es gilt auch vor Angstmachern zu warnen; Panik oder Angst sind hier nicht angebracht, da Schimmelpilzbefall professionell entfernt werden kann. Jedoch ist nach wie vor eine Aufklärung durch den qualifizierten Experten wichtig, der unabhängig und weisungsfrei aufklärt, beispielsweise durch öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige. Mappe: Wie agieren Schimmelsachverständige im Spannungsfeld zwischen Mietern und Vermietern, wenn es um die Schuldfrage geht? Frank Deitschun: Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige sind unparteiisch. Daher prüfen sie nicht die Schuldfrage, sondern erstellen neutrale Gutachten bzw. beraten, um unnötige Rechtsverfolgungskosten zu vermeiden. Die Ursache des Schimmelpilzbefalls wird rein faktisch betrachtet. Bedauerlich ist es, wenn solche Streitfälle von den Gerichten entschieden werden müssen. Mappe: Die Schimmelsanierung ist ein lukrativer Markt, auf dem sich auch wenig qualifizierte Dienstleister präsentieren. Wie groß sind die Gefahren durch unsachgemäße Schimmelsanierung und was raten Sie Verbrauchern? Frank Deitschun: Die Gefahren sind geringer, wenn der Verbraucher sich vor der Sanierung informiert. Er sollte sich über die Berufserfahrung des Sanierers und dessen einschlägige Fortbildungen informieren. Zudem sollten professionelle Unternehmen über die notwendige Geräteausstattung für eine Schimmelsanierung verfügen. Ein vergleichendes Angebot gibt einen Überblick über die Preisgestaltung. Beratend stehen auch die öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen zur Seite. Sie verfügen – nachgewiesen und geprüft – über das Fachwissen, sind zur stetigen Fortbildung verpflichtet und müssen neutral und unabhängig arbeiten. Vor einer Sanierungsmaßnahme kann es also durchaus sinnvoll sein, einen qualifizierten Sachverständigen zu Rate zu ziehen. Diese sind in der BVS-Internetdatenbank zu finden. Gefahr besteht bei Billiganbietern, unseriösen Angeboten und undurchsichtigen Sanierungsmaßnahmen. Auf der sicheren Seite ist der Verbraucher, der sich vorab informiert und beraten lässt. Mappe: Was sollten Handwerker beachten, die eine Schimmelsanierung anbieten möchten? Frank Deitschun: Handwerker und Fachbetriebe sollten in jedem Fall über das entsprechende Wissen und die Berufserfahrung verfügen. Dazu gehört es, über ausgebildetes Personal zu verfügen und regelmäßig Fortbildungsmaßnahmen durchzuführen. Zudem muss ein Betrieb bzw. Handwerker, der Schimmelsanierungen anbietet, mit den entsprechenden Geräten ausgestattet sein. Stößt der Handwerker während der Sanierungsmaßnahme an seine fachliche Grenze, sollte er weitere Fachkundige zu Rate zu ziehen. Informationen zu dem Thema bietet auch der BVS. Um das Thema Schimmel geht es auch in der Dezember-Ausgabe der MAPPE. Im Brennpunkt „Dauerbrenner Schimmel“ nähert sich unsere Autorin Bärbel Daiber dem heiklen Thema an. Sie erläutert Fakten und rechtliche Hintergründe, gibt hilfreiche Tipps für Maler und erklärt, was Sie wissen müssen um Mieter und Vermieter zu unterstützen und zu beraten. Um die richtige Beratung in punkto Schimmelsanierung geht es auch in der November-MAPPE.

Schimmelbeseitigung & Beratung
Im Winter kommen fast täglich Anrufe von Kunden, dass in der Wohnung SchIMMelpilz wächst. Das kann einen lukrativen Auftrag versprechen, aber auch im Desaster enden, z. B. wenn der Befall nach einiger Zeit wieder auftritt. Oft entwickeln sich die Grundlagen für Folgeprobleme bereits in der Beratungsphase. Wir nennen die häufigsten Fehler, die Maler und Stuckateure im Umgang mit SchIMMelbeseitigung machen und geben Tipps für deren Vermeidung. SchIMMelpilze können viele Materialien als Nährboden nutzen wie z. B. diverse Holzarten, Spanplatten, Papier, Karton, Tapeten, Tapetenkleister, Kunststoffe, Gummi, Silikon, Teppichböden, Kleber für Fußbodenbeläge, Farben und Lacke oder Leder. Man erkennt, es sind viele Materialien dabei, mit denen unser Handwerk permanent zu tun hat. Die Pilze können auch auf Materialien wachsen, die selbst keine Nährstoffe abgeben, wenn sich organische Partikel und Stäube aus der Luft auf diesen abgesetzt haben. Für das Wachstum genügt eine relative Luftfeuchtigkeit von ungefähr 80 % an der Materialoberfläche. Besonders gute Wachstumsbedingungen finden sich IMMer bei Tauwasserbildung auf oder im Material. Im Internet finden sich gute Informationen zur SchIMMelpilzproblematik – aber leider auch viele Falschinformationen Josef Höninger, Stuckateurmeister, Sachverständiger der Handwerksammer Ulm mit Schwerpunkteintrag SchIMMelpilzproblematik Die häufigsten Fehler und wie man sie vermeidet Wenn man als Maler- oder Stuckateurmeister zu einem SchIMMelbefall gerufen wird, sollte man IMMer vom Nutzer sprechen, nicht vom Eigentümer oder Mieter. Stuckateurmeister Josef Höninger hat damit gute Erfahrungen. Er engagiert sich seit vielen Jahren intensiv im Bereich der SchIMMelpilzbeseitigung. Neben seiner Tätigkeit im Sachverständigenbüro Höninger im oberschwäbischen Ertingen ist er SchIMMelpilzbeauftragter des Technischen Ausschusses im Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade in Baden Württemberg und Mitglied im Netzwerk SchIMMelpilzberatung Baden Württemberg. Auch auf gesamtdeutscher Ebene ist er unter anderem SchIMMelpilzbeauftragter beim Bundesverband Ausbau und Fassade im ZDB. Aus seiner Erfahrung vermeidet man Fehler, wenn bereits beim ersten Anruf per Fragebogen mitgeschrieben wird, was Nutzer, Mieter oder Eigentümer dazu sagen. Tipps für den Besichtigungstermin Dem Kunden keine Schuld und kein Fehlverhalten zuweisen Keine Kritik am Aussehen der Wohnung aussprechen (Ordnung, Sauberkeit etc.) Keine voreiligen Diagnosen aussprechen Keine Aussagen über Kosten treffen Keine Panik machen, Sachlage eher entschärfen Generelle Problematiken ohne Wertung ansprechen: beispielsweise ausgeschaltete Heizungen oder deren zu häufige Justierung, gekippte Fenster, fehlende Dunstabzüge, Kondenstrockner ohne Abluft, trocknen von Wäsche in der Wohnung, offene Innentüren zu kühleren Räumen, zugestellte Fensterbänke, Einsatz ungeeigneter Zusatzheizungen Eine sorgfältige Dokumentation bildet eine gute Basis für die Ursachenfindung. Relevant sind z. B. Zeitpunkt und Art der Entdeckung des SchIMMelbefalls, Veränderungen im Rahmen der Nutzung oder beim Bauwerk, Größe der Wohnung und Anzahl der Bewohner. Informationen zum Baujahr der Wohnung und ein Grundriss liefern Erkenntnisse zu den räumlichen Verhältnissen und zu eventuellen bauzeitlichen Risiken. Auch das lässt sich abfragen: Liegt ein klassischer Wasserschaden durch eine Leckage oder Wasser von außen vor? Sind neue Fenster eingebaut worden? Sind die Fensterscheiben beschlagen? Ist ein Dunstabzug in der Küche vorhanden? Wie viele Pflanzen sind in der Wohnung? Können die Fenster geöffnet werden? Wie wird gelüftet? Ist ein Kondenstrockner in der Wohnung? Wo und wie wird die Wäsche getrocknet? Tipps für den Nutzer Fehler beim Lüften im Winter sind vermeidbar. Informieren Sie den Nutzer, wenn Sie Auffälligkeiten bemerken:  Die Räume dürfen nicht durch zu langes Lüften auskühlen Die Räume kühlen durch gekippte Fenster unnötig aus; besonders Außenwände und vor allem Außenecken Nur kurzfristiges Heizen reicht nicht aus, um im Winter die Oberflächentemperaturen an den Außenecken, Leibungen und ähnlichen Kältezonen zu erhöhen.  Im Winter sind gekippte Fenster grundsätzlich verboten, denn Wäre vom Heizkörper geht sofort nach draußen verloren Den großen Ratgeber zur Vermeidung von SchIMMel und was zu tun ist, wenn es bereits passiert ist, gibt es hier: »SchIMMel vermeiden und beseitigen« Beim Ortstermin selbst trifft man nicht unbedingt auf die sonst regelmäßig vorhandenen klimatischen Bedingungen, denn der Nutzer hat sich auf den Termin ja »vorbereitet«. Messungen sind je nach Art nur zu bestIMMten Jahreszeiten sinnvoll. Erfasst und dokumentiert werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit, Bauteilfeuchte in Digits oder Prozent, Oberflächentemperaturen (auch an Referenzflächen an Innenwänden), Dokumentation mit Infrarot- oder Wärmebildkamera wird empfohlen. Mit CO2-Messungen erhält man Erkenntnisse über das derzeitige Lüftungsverhalten. Datenlogger dokumentieren die klimatischen Bedingungen über einen längeren Zeitraum. Hinweise für die Praxis  Generell gilt: die Ursache(n) für die SchIMMelpilzbildung müssen festgestellt und abgestellt werden Handwerker, die sich mit dem Thema SchIMMelsanierung und SchIMMelbeseitigung befassen, sollten sich besser auskennen als der Nutzer, der die SchIMMelpilzbildung in der Wohnung hat.  Informationen aus dem Internet sind oft richtig, aber in vielen Details häufig falsch In den Berichten von Zeitungen, Magazinen und Mitteilungsblättern sind meistens richtige Aussagen vorhanden, es sind aber auch in jedem Bericht Aussagen falsch. IMMer wieder wird nur eine Lösung als optimal beschrieben – dann soll oft ein einzelnes Sanierungskonzept eines bestIMMten Herstellers favorisiert werden.  Mittels Messungen dem Kunden die Problematik verständlich erklären Die Aussage »Sie lüften falsch« ist generell zu vermeiden Richtiges Heizen und Lüften in Abhängigkeit der jeweiligen Jahreszeit erläutern – für die verschiedenen Zeiträume »Winter«, »Frühling und Herbst« sowie »Sommer« gibt es unterschiedliche Lüftungsempfehlungen IMMer sachlich bleiben und ruhig sprechen Klar kommunizieren, dass der Erfolg einer Sanierung IMMer auch vom späteren Nutzerverhalten abhängig ist.  Liefer- und Leistungsumfang der Sanierung sehr genau beschreiben Die genaue Ursachenerkennung bei SchIMMelpilzbefall erklärt der Mappe-Experte im Beitrag »SchIMMel effizient bekämpfen« Anti-SchIMMelfarben zur Prävention von SchIMMelpilzbefall »Anti-SchIMMelfarben im Test«
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Foto: manuta/Adobe Stock
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