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13. Mai 2024
Delia Constanze Roscher
#professionincolor

Ein farbiges Leben für alte Möbel

Weiße Wände brauchen einen Anstrich – und manchmal braucht auch ein altes Möbelstück ein wenig Farbe. Malermeisterin Sophie Gebauer hat sich mit einer kreativen Idee selbstständig gemacht: Die Aufmöbler hauchen alten Möbeln neues Leben mit einem farbigen Anstrich ein.
Sophie
Foto: Die Aufmöbler
„Die Selbstständigkeit passte am Besten in unser Lebenskonzept“, sagt Sophie Gebauer.

Sophie Gebauer liebt ihren Beruf. Die Kreativität und die Vielseitigkeit der Maler- und Lackiererbranche hat sie schon immer begeistert und geprägt. Nach der Ausbildung arbeitete sie im väterlichen Betrieb. Dort durfte sie auch ausbilden: „Jungen Menschen das Handwerk zu zeigen und die Leidenschaft zu wecken hat mir unglaublich viel Spaß gemacht.“

2017 reifte die Idee, sich selbstständig zu machen. „Mein Mann und ich hatte an einem Punkt überlegt, was wir für unsere Zukunft wollen und die Selbstständigkeit passte am Besten in unser Lebenskonzept.“ Viele Fragen waren offen: Übernimmt Sophie den väterlichen Betrieb, arbeitet sie zusammen mit ihrem Mann in dessen Gärtnerbetrieb oder starten beide etwas Neues? „Seitdem ich 13 Jahre alt bin streiche ich meine Möbel neu an. Die Arbeit war mir also nicht fremd. So reifte die Idee zu unserem Maler-Start-Up.

Es sollte aber noch eine Weile dauern und das Projekt Selbstständigkeit lief erst nebenberuflich. So konnten sie sich in aller Ruhe darauf vorbereiten. „Als wir uns 2019 selbstständig gemacht haben, war die Basis schon getan: Wir hatten eine Website, Social-Media-Kanäle und einen Firmenwagen. Wir hatten alles durchkalkuliert und waren durch einige Projekte schon ein eingespieltes Team. Wir wussten, was auf uns zukommt.“

Vom Rohling zum fertigen Schrank

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Foto: Die Aufmöbler
Mit viel Leidenschaft und Farbe bearbeiten Sophie und ihr Team an den Möbelstücken.

In der Werkstatt arbeitet Sophie mit ihrem Mann und zwei Mitarbeiterinnen an den Möbelstücken. „Wir arbeiten vier Tage die Woche, von Montag bis Donnerstag. Wir sind gut eingespielt und arbeiten Hand in Hand.“ Der größte Teil der Arbeiten sind mittlerweile Aufträge von Kundinnen und Kunden. „Im Monat machen wir etwa 80 Prozent Kundenaufträge, sodass wir noch einen Zeitpuffer für unsere eigenen Möbelstücke haben. Diese werden Neugestaltet und auf unserer Website verkauft.“ Etwa sechs bis neun Monate im Voraus sind sie ausgebucht. Wenn ein Möbelstück dann an der Reihe ist, dauert die Bearbeitung circa zwei bis drei Wochen. Sie werden Begutachtet, mit den Kunden besprochen und zu jedem Auftrag gehört eine individuelle Farbberatung. Die Farbtöne werden hierfür oft händisch gemischt, denn es kommt auf die Nuancen an.

Auf Social Media präsentieren sich Die Aufmöbler mit ihren Werken. „YouTube ist unser zweiter Kanal neben Instagram. Da wir oftmals von unseren Kundinnen und Kunden nach Tipps und Tricks gefragt werden und wir aus Zeitgründen keine Workshops geben können, beantworten wir die Fragen in unseren Videos.“

Auch wenn der Weg in die Selbstständigkeit mit Risiken verbunden ist, empfand Sophie ihn nie als Risiko. „Ich persönlich hatte nie das Gefühl, dass es besonders mutig ist, sich selbstständig zu machen, weil ich einfach Lust darauf hatte. Wenn es nicht klappt, ist es so, aber es ist ja kein Scheitern.“ Man kann im Handwerk tun, worauf man Lust hat, ist sich Sophie sicher. „Es steckt so viel Potenzial darin und will weiter entdeckt werden. Ich glaube, dass wird noch unterschätzt und nicht nach außen getragen.“ Ihr kam es oftmals zugute, dass sie als Frau kreativ ist und mit mehr Einfühlungsvermögen an Projekte herangeht. „Manchmal passiert es, dass neue Kundinnen und Kunden beim Beratungsgespräch meinen Mann die Fragen stellen. Und dann antworte ich – das führt manchmal zu lustigen Situationen“, erzählt sie lachend. Jungen Frauen, die ins Handwerk einsteigen wollen, rät sie: „Man sollte nie überlegen, ob man es als ‚Frau‘ schafft. Wenn man von diesem Gedanken wegkommt, kann man sich auf seine Stärken konzentrieren.“

Dieser Beitrag erschien in der Mappe 03/2024. Mit einem Abo bekommen Sie die Mappe monatlich nach Hause gesendet – oder lesen sie bequem als E-Paper.

Foto: manuta/Adobe Stock
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