Folgen Sie uns
Foto: auremar/Adobe Stock

Handwerker sind meist zufrieden mit ihrer Arbeit, denn sie sehen die Ergebnisse ihres Tuns. Foto: auremar/stock.adobe.com

Mappe: Sie schreiben in Ihrer Studie, dass „Arbeit“ für jeden Menschen eine unterschiedliche Bedeutung habe. Gibt es Hinweise, dass sich im Handwerk Tätige grundsätzlich stärker mit ihrer Arbeit identifizieren als in anderen Berufen und sie auch deshalb einen handwerklichen Beruf ergriffen haben?
Blankenberg/Binder: Wir finden eine stark ausgeprägte Identifikation mit der eigenen Arbeit unter Handwerkern, insbesondere, wenn wir sie mit Menschen im Handwerk vergleichen, die lediglich Bürotätigkeiten oder vertriebliche Tätigkeiten ausführen. Am stärksten ausgeprägt ist diese Identifikation für jene Handwerker, die gleichzeitig auch ihren eigenen Betrieb leiten. Ob die starke Identifikation schon vor der Lehre zu einer solchen Berufswahl geführt hat, können wir anhand unserer Studie nicht beantworten, wir sehen aber, dass die berufliche Identität über die entsprechenden Ausbildungsgruppen von Azubis zu Gesellen und hin zu Meistern zunimmt. Generell führen wir die starke Identität allerdings nicht spezifisch auf die Berufsgruppenzugehörigkeit zurück, sondern auf die handwerklichen Tätigkeiten.
Mappe: Fast 85 Prozent der Befragten sagen „Ich bin stolz auf meinen Beruf und die Arbeit, die ich tue“. Ist es dieser Handwerkerstolz, der zu einer größeren Arbeits- und Lebenszufriedenheit führt?
Blankenberg/Binder: Wir sehen den Stolz auf die eigene Arbeit als eine wichtige Facette der beruflichen Identität der Handwerker und finden hier in der Tat einen positiven Zusammenhang zwischen Handwerkerstolz und Zufriedenheit mit der Arbeit. Der Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit ist unklarer, da hier eben auch andere Faktoren als nur die Arbeit eine Rolle spielen. Ob Handwerker auch insgesamt mit ihrem Leben zufriedener sind als andere Menschen wollen wir in einer zukünftigen Arbeit noch eingehend untersuchen.
Mappe: Bei der Zufriedenheit mit einzelnen Facetten, ist nur ein Viertel der Befragten mit der Bezahlung zufrieden, knapp ein Drittel mit der Anzahl der Arbeitsstunden und weniger als die Hälfte mit ihren Entwicklungsmöglichkeiten. Was raten Sie Arbeitgebern im Hinblick auf diese Ergebnisse?
Blankenberg/Binder: Ja, besonders die Arbeitsbelastung, wenn man eigentlich weniger Stunden arbeiten möchte, wirkt sich negativ auf die Zufriedenheit mit der Arbeit als Ganzes aus. Hier könnten Arbeitgeber flexiblere Arbeitszeitmodelle ausprobieren. Ob höhere Löhne, die dann zwar eine höhere Lohnzufriedenheit bringen könnten, sich aber insgesamt in einer höheren Arbeitszufriedenheit auswirken würden, ist eher fraglich (das ist leider etwas unfair: zu niedrige Löhne schaffen durchaus Unzufriedenheit, aber höhere Löhne nicht unbedingt Zufriedenheit). Der Lohn an sich spielt für die allgemeine Arbeitszufriedenheit eine deutlich weniger wichtigere Rolle als bedeutsame und erfüllende Tätigkeiten. Handwerkern weniger administrative Aufgaben und mehr eigentliches Handwerk zu ermöglichen dürfte sich positiver auf die Arbeitszufriedenheit insgesamt auswirken.
Mappe: Die Familien der Befragten respektieren den Handwerksberuf mit großer Mehrheit bzw. vollkommen. In der Gesellschaft hingegen sieht es anders aus. Inwiefern spielt die mangelnde Wertschätzung durch die Gesellschaft in die Arbeits- und Lebenszufriedenheit von Handwerkerinnen und Handwerkern hinein?
Blankenberg/Binder: Ja, Familien stehen voll und ganz hinter dem Handwerksberuf aber auch die wahrgenommene Anerkennung von Seiten der Gesellschaft ist nicht unbedingt niedrig. Sie ist zwar niedriger als die durch die Familie, aber der Großteil der befragten Handwerker stimmt auch (zumindest teilweise) der Aussage zu, dass die Gesellschaft das Handwerk respektiert. Nur knapp ein Fünftel der Befragten findet, dass die Gesellschaft das Handwerk (eher) nicht respektiert.
Mappe: 79 Prozent der Befragten in Ihrer Studie sagen „Mein Beruf als Handwerker ist ein bedeutender Teil meiner Persönlichkeit“. Rund 69 Prozent sagen, dass sie alles in allem zufrieden mit ihrer Arbeit seien. Wie interpretieren Sie das?
Blankenberg/Binder: Wir sehen, dass eine große Mehrheit der Befragten ihre Arbeit als bedeutenden Teil ihrer Persönlichkeit sehen, und dass sie auch alles in allem zufrieden mit ihrer Arbeit sind. Im Mittel schlägt sich das auch in einer positiven emotionalen Bewertung der Arbeit nieder, sodass der durchschnittliche Handwerker in unserer Befragung fast immer gut gelaunt bei der Arbeit ist und angibt, sich durch die Arbeit gut zu fühlen. Knapp zehn Prozent der Befragten gaben sogar an, immer gut gelaunt bei der Arbeit zu sein!
Mappe: Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Blankenberg und Herr Prof. Binder.

Foto: manuta/Adobe Stock
Kleine
Zurück
Speichern
Nach oben