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17. Juni 2024
Delia Constanze Roscher
Next Generation

„Sei dein eigener größter Supporter“

Ben Ngaleba hat in schnellen Schritten alles geschafft: Vom Gesellen zum Meister, in die Selbstständigkeit und heute mit zwei Mitarbeitern auf den Baustellen. Seit Februar trägt er zudem ein Jahr lang den Titel „Mister Handwerk 2024“. Im Interview erzählt Ben über seinen Werdegang im Malerhandwerk.
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Foto: Sabrina Wacker Fotografie
„Man kann das Handwerk als Sprungbrett nutzen.“

An einem Mittwochmittag sitzt mir ein entspannter Ben via Teams gegenüber. Dass er vor ein paar Wochen zum „Mister Handwerk 2024“ gekürt wurde und nun ein Jahr lang das Handwerk deutschlandweit offiziell vertreten wird, scheint ihn nicht aus der Ruhe zu bringen. Im Gegenteil: Ben ist stolz, die neue Generation Maler- und Lackierer zu repräsentieren. Die, die sich auf Social Media professionell präsentieren um dem Nachwuchs das Handwerk näher zu bringen. Die, die als attraktiver Arbeitgeber die Wirtschaft ankurbeln. Die, die zeigen, dass der Weg ins Handwerk nicht immer gradlinig verlaufen muss.

Der erste Schritt ins Handwerk

Über ein Berufsgrundschuljahr begann für Ben der „Berührungspunkt Handwerk“. In den Schulstunden lernte er die üblichen Tätigkeiten des Malers kennen: Streichen, Lackieren und die verschiedenen Werkzeuge. Auch Theorie stand auf dem Stundenplan. „Man kann es mit dem ersten Lehrjahr der Maler- und Lackiererausbildung vergleichen“, erklärt Ben.

Danach begann er ein Praktikum in einem Maler- und Lackiererbetrieb, anschließend die Ausbildung zum Gesellen. Obwohl die Arbeit ihm viel Spaß bereitete und er sich gut anstellte, brach er die Ausbildung ab. „Ich war einfach noch nicht reif genug.“ Ben begann zu jobben, probierte sich aus. Mit 22 lernte er seine heutige Partnerin kennen. „Ich wollte ihr und mir selbst beweisen, dass ich einer bin, der auch etwas durchziehen kann.“ Ben nahm die Ausbildung wieder auf und nach drei Jahren hatte er seinen Gesellenbrief in der Tasche. Ein halbes Jahr vor Corona begann er in einem neuen Betrieb. Als die Pandemie ausbrach, war klar, dass es dort nicht weiter gehen würde. „Ich hatte schon immer im Hinterkopf, noch den Meister zu machen.“

Kleine Brötchen zahlen sich aus

Während der Meisterschule kam die Gewissheit und der Mut, dass Ben sich selbstständig machen möchte. Im Februar 2022 beendete er die Meisterschule „erfolgreich und mit Bravour“ und im Mai gründete er sein Unternehmen. „Bei der HWK gibt es tolle Beratungsangebote und man wird beim Businessplan unterstützt.“ Ben beantrage die Meistergründungsprämie, die ihn finanziell unterstützte. „Ich bin es langsam angegangen und hab erst einmal kleine Brötchen gebacken.“

Das erste Jahr verlief sehr holprig. „Ich hatte noch viele Lücken und keine Auftragsdichte. Ich saß im ersten Winter auch drei Wochen mal nur zuhause. Der Winter ist ja sowieso schwierig und als Existenzgründer musste ich nehmen, was kommt.“ Im Frühjahr 2023 ging es aufwärts, ab da verbesserte sich die Auftragslage. Arbeit auf den Baustellen dauerte doppelt so lang und die Aufträge waren doppelt so hoch. „Das hat mir gezeigt, dass sich etwas tut! Und ich konnte endlich jemanden einstellen.“

Sein erster Lehrling war 25 und brachte schon etwas Erfahrung und Disziplin mit, als er ihn im August 2023 einstellte „Ich bin natürlich von mir selber ausgegangen“, erzählt er lachend. Seit Februar 2024 arbeitet sein erster Geselle bei ihm, eine neue Herausforderung, aber Ben ist mit beiden sehr zufrieden.

Mithilfe vom Brillux Existenzgründerpaket bekam er eine professionelle Website, Autowerbung, Visitenkarten und Briefpapier. Seinen kleinen Kundenstamm konnte Ben auch durch Check24 Profis erweitern. Dort werden Dienstleistungen angeboten und mit wenigen Klicks vermittelt. Social Media nutzt er hauptsächlich für die Sichtbarkeit. „Damit hatte ich schon als Geselle angefangen. Nachdem die Selbstständigkeit in Kraft getreten war, bin ich das aber nochmal professioneller angegangen.“ Die meisten Aufträge bekommt er über die Website, aber auch Mundpropaganda hilft enorm.

Alles ist möglich im Handwerk

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Foto: Thomas Plettenberg/Verlagsanstalt Handwerk
Lea Marie Heuer und Ben Yeleza Ngaleba sind Miss und Mister Handwerk 2024.

Für Ben steht ganz klar fest: Das Handwerk hat goldenen Boden. „Man kann das Handwerk als Sprungbrett nutzen, den Meister machen und den Betriebswirt draufsetzen. Man ist nicht plump auf der Baustelle ‚gefangen‘.“ In Zukunft möchte er sein Unternehmen vergrößern und einen Mitarbeiterstamm von rund fünf Personen aufbauen. Angehenden Maler- und Lackierern rät er, sich erst mal auszuprobieren. „Am besten durch alle Gewerke. So merkt man, was einem wirklich liegt. Und dann richtig Gas geben.“

Dieser Beitrag erschien in der Mappe 05/2024. Mit einem Abo bekommen Sie die Mappe monatlich nach Hause gesendet – oder lesen sie bequem als E-Paper.

Foto: manuta/Adobe Stock
Kleine
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