Die Zukunft mitgestalten
Was haben Sie sich davon versprochen, den Roboter von Okibo/Caparol zu testen?
Ulrich Temps: Wir möchten derartige Themen aktiv begleiten und live beim Thema Robotik dabei sein. Somit stellten wir gerne die Wand und Deckenflächen von Tiefgaragen eines Neubaugebiets zur Verfügung. Aktuelle Aufträge prüfen wir, ob sie sich für den Roboter eignen.
Wie ist Ihr derzeitiger Eindruck?
Kay Faulhaber: Der Roboter arbeitet nach der dritten Weiterentwicklung deutlich besser. Wir treffen uns regelmäßig mit den Ingenieuren von Okibo und den Mitarbeitern von Caparol zu Entwicklungsgesprächen. Dabei wurden unsere Anregungen erfolgreich umgesetzt. Künftig wird eine digitale Zeichnung mit allen Daten eingelesen, damit der Roboter selbstständig agieren kann. Wenn ein Eingreifen des Facharbeiters notwendig ist, kann der Roboter mithilfe von Controllern gesteuert werden. Zukünftig sollte der Roboter noch mobiler werden, auch hinsichtlich Treppen. Außerdem gilt es, die Sensorik noch weiter zu verbessern.
Inwiefern kann der Roboter in einem Malerbetrieb unterstützen?
Kay Faulhaber: Robotik unterstützt auf jeden Fall beim Thema Fachkräftemangel und sie entlastet vor allem bei Überkopfarbeiten und auch hinsichtlich des Atemschutzes. Aber Roboter sind nur eine Unterstützung, sie können die Fachkraft nicht ersetzen. Das große Massengeschäft erledigt der Roboter, die feinen, filigranen und handwerklichen Arbeiten die Facharbeiter. Durch den Einsatz eines Roboters machen wir unseren Beruf für junge Menschen interessanter. Und wenn zukünftig diese Technik auch beim Schleifen, Rollen und Verspachteln – an diesen Themen arbeitet Okibo gerade – unterstützt, ist die nachhaltige körperliche Entlastung für den Mitarbeiter noch größer.
Wie waren die Reaktionen auf die Tests mit dem Roboter?
Ulrich Temps: Bevor wir den ersten Roboter auf der Baustelle im Einsatz hatten, haben wir uns lange in einem Arbeitskreis Gedanken gemacht, wie wir unsere Mitarbeiter informieren und mitnehmen können. Der Betriebsrat wurde ebenfalls informiert. Dabei kamen negative Gesichtspunkte genauso auf den Tisch wie solche, die begeistern können. Es war wichtig klarzumachen: Der Roboter ist eine Maschine, die unterstützt, aber nicht ersetzt. Unsere Mitarbeiter sind dieser Entwicklung gegenüber aber positiv gestimmt und zeigen großes Interesse daran.
Welche Veränderungen wird es mit einem Roboter im Malerbetrieb geben?
Ulrich Temps: Zunächst stellt sich die Frage: Wie bringe ich Mensch und Maschine dauerhaft zusammen? Dabei kann es organisatorische Veränderungen geben: Eine Handvoll Mitarbeiter werden sich mit Kursen spezialisieren, sich in Bezug auf den Roboter qualifizieren und einen sogenannten „Robi-Führerschein“ machen. Dabei ist ein großes Thema auch die Transportsicherheit. Des Weiteren können wir uns vorstellen, dass es in zehn bis 15 Jahren – bedingt durch die Robotik – durchaus den Ausbildungsberuf „Malertroniker“ geben wird, angelehnt an den Ausbildungsberuf „KFZ-Mechatroniker“.
Alexandra Nyseth